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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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ihrer übrigen Worte klangen verändert.
    … weil ich dich so schön finde. Einer ihrer Sätze spukte durch seinen Kopf. Ich hab nur gelacht, weil ich dich so schön finde. Lautlos flüsterte er den Satz vor sich hin, versuchte zu durchschauen, wie sich die Worte in ihrer Sprache veränderten. Es war ein schöner Satz, sein Lieblingssatz.
    Er wünschte sich, ihr etwas Ähnliches sagen zu können.
    Ein schleifendes Geräusch drang aus dem Tunnel zu ihm, ließ ihn auf die Füße springen und sich der Gefahr entgegenstellen.
    Das Geräusch verstummte, niemand war zu sehen. Nur ein paar Sandkörner flossen mit der unsichtbaren Präsenz in die Höhle.
    Mora fiel auf die Knie, duckte sich tief vor seinem Herrn. »Was wünscht der Geheime?«
    Der Herr antwortete ihm nicht, nur sein Atem kroch leise durch die Höhle.
    Moras Nackenhaare sträubten sich. Was wollte der Geheime von ihm, von dem Mädchen? Es gab noch immer den Auftrag, den er erfüllen sollte, von dem er noch nicht wusste, was es war.
    Das Kribbeln in Moras Nacken wurde stärker. Konnte er das noch? Den Auftrag erfüllen? Dem Herrn dienen?
    Was, wenn es etwas mit dem Mädchen zu tun hatte?
    Mora duckte sich noch tiefer, hoffte plötzlich darauf, dass der Herr ihm keine Antwort mehr geben würde, dass er keine weiteren Aufträge mehr aussprach und einfach verschwand.
    * * *
    Der Geheime musste sich beherrschen, um ruhig stehen zu bleiben, um leise zu sein. Er betrachtete das schlafende Weibchen, ihr schönes Gesicht unter den hellen Haaren, ihre zarte Haut, die im Feuerschein rötlich schimmerte. Doch am besten gefiel ihm die Hilflosigkeit, in der sie dalag. So einfach wäre sie zu haben. Er müsste nur zu ihr gehen und nach ihr greifen. So leicht könnte er sie in seine Gewalt zwingen, dass sie ihm schon gehören würde, ehe sie erwachte.
    Er blickte auf den Nacken seines Dieners. Für einen Moment wollte er es tun, wollte das Genick des Menschenscheusals zerbrechen, damit es sich nicht in den Weg stellte und er das Weibchen in seinen Besitz nehmen konnte. Er fühlte, wie sein Körper bei dem Gedanken zum Leben erwachte.
    Doch wenn er es jetzt tat, würde sie ihm nur kurz gehören, nur so lange, bis sie fliehen konnte. Viel besser war es, seinen Plan weiterzuverfolgen, ihn so filigran umzusetzen, wie er ihn gesponnen hatte.
    Mit leisem Bedauern betrachtete er Morasals Schlottern. Er hatte zugesehen, wie er sich beinahe im Eiswasser getötet hätte und wie er schließlich gekämpft hatte, um doch noch zu überleben. Es war ein schönes Spiel, Morasal kämpfen zu sehen – und es war umso aufregender, wenn er beobachten konnte, wie tief er die Qual in den Geist seines Dieners gesät hatte. So gut hatte er ihn erzogen, dass Morasal sich selbst strafte, wenn er es nicht tat.
    Der Geheime blickte auf das seltsame Kleidungsstück, das den Oberkörper seines Dieners bedeckte.
    Das Weibchen verweichlichte ihn, umsorgte ihn, hatte ihn gesund gepflegt.
    Sie war eine Mutter, so wie alle Weibchen, ganz gleich, wie jung sie waren. Beim Anblick einer schwachen Kreatur wurden ihre Instinkte geweckt. Und wenn sie ihrer Rolle erst einmal verfallen waren, vergaßen sie alles, jede Vorsicht, jede Angst und vor allem ihre eigene Sicherheit.
    Der Geheime lächelte zufrieden. Einen besseren Köder als seinen nichtsnutzigen Diener hätte er nicht finden können. Morasal würde seine Rolle erfüllen, und er selbst würde endlich für die Mühen entlohnt, mit denen er ihn großgezogen hatte.
    Der Geheime blickte ein letztes Mal zu dem Weibchen. Er fasste nach dem Ring ihrer Mutter, den er am kleinen Finger trug, drehte daran und beobachtete, wie das Weibchen im Schlaf das Gesicht verzog. Er schenkte ihr einen kleinen Traum, nur einen kurzen Augenblick, in dem er bei ihr war, in dem er ihren Körper berührte und die Weichheit ihrer Haut fühlte. Sie murmelte und wehrte sich, warf sich schließlich mit einem leisen Schrei zur Seite.
    Auch Morasal zuckte unter ihren Lauten zusammen, schien für einen Moment zu ihr springen zu wollen, duckte sich dann aber umso tiefer vor seinem Herrn.
    Er wusste, von wem sie träumte.
    Der Geheime unterdrückte ein Kichern. Was so ein kleiner Ring doch bewirken konnte, wie viel Macht doch in einer Sache lag, die ihrer Besitzerin etwas bedeutet hatte. Ganze Familien ließen sich damit beherrschen – und sie hatte das Schmuckstück einfach so gegen Säcke von Gold eingetauscht. Die Menschen waren so blind in ihrer Gier!
    Mit einem letzten Ruck drehte

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