Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
ge kosten , nett zu scheinen –charmant und unterhal t sam. Das ist alles , was für sie zählt. Aber mach ja nicht den Fehler , in einer ernsthaften Angelegenheit zu ihr zu kommen.«
Ihr Gesicht verdüstert sich und ein harter Ausdruck tritt in ihre Augen.
»Was meinst du damit?« , frage ich.
»Nichts« , murmelt sie. Und das Rätsel , das Felicity Worthington heißt , wird noch unlösbarer.
Zum Spaß schlüpfe ich in eins von Felicitys Kleidern , ei n K leid aus dunkelgrünem Satin. Ann schließt die Hä k chen und im Spiegel bietet sich mir ein wohlgefäll i ger Anblick. Ich bin überrascht , mich selbst so zu sehen –der Ansatz meiner bla s sen Brüste , die über der Rüsche aus Seide und Blumen he r ausschauen. Ist dies das Mä d chen , das die anderen sehen?
Für Felicity und Ann bin ich ein Mittel , um ins Mag i sche Reich zu gelangen.
Für Großmama bin ich etwas , das in Form gebracht werden muss.
Für Tom bin ich eine Schwester , die er ertragen muss.
Für Vater bin ich ein liebes Mädchen , immer einen Schritt davon entfernt , ihn zu enttäuschen.
Für Simon bin ich ein Geheimnis.
Für Kartik bin ich eine Aufgabe , die er meistern muss.
Mein Spiegelbild starrt zu mir zurück und wartet darauf , vorgestellt zu werden. Hallo , M ädchen im Spiegel. Du bist Gemma Doyle. Und ich habe keine Ahnung , w er du wirklich bist.
38. Kapitel
A lle Lichter im prächtigen Haus der Worthin g tons in der Park Lane brennen. Durch den leise ri e selnden Schnee hindurch leuchtet das Haus in märchenhaftem Glanz. Kutschen fahren in einer langen schwarzen Reihe vor. Die livrierten Diener sind den D a men behilflich , graziös auf den Bordstein zu steigen. Wo r aufhin die Damen den Arm ihrer Herren ergreifen und die Paare hoch erhobenen Hauptes , Schmuck und Zylinder auffä l lig zur Schau tragend , zur Eingangstür schre i ten.
Unser neuer Kutscher , Mr Jackson , beobachtet , wie der li v rierte Diener Großmama aus dem Wagen hilft. »Achten Sie auf die Pfütze , Ma ’ m« , sagt Jackson , als er die verdächtige Lache auf der Straße bemerkt.
»Danke , Jackson , sehr aufmerksam« , sagt Tom. »Ein Glück , dass wir Sie haben , da Kartik spurlos verschwu n den zu sein scheint. Ich werde das eine oder andere Wort über seinen Ch a rakter zu sagen wissen , sollte sich sein zukünft i ger Dienstherr zwecks einer Empfehlung an mich we n den.«
Bei dieser Bemerkung gibt es mir einen Stich. Werde ich Kartik je wiedersehen?
Mr Jackson tippt an seinen Hut , nachdem er mir aus de r K utsche geholfen hat. Er ist ein großer , grobschläc h tiger Mann mit einem langen Gesicht und einem Schnau z bart , der an ein Walross erinnert. Aber vielleicht bin ich u n gerecht , weil ich Kartik vermisse.
»Wo hast du Mr Jackson gefunden?« , frage ich , als wir uns den anderen Paaren anschließen , die in ihrem fein s ten Staat zum Ball marschieren.
»Oh , er hat uns gefunden. Ist einfach vorbeigeko m men , um zu fragen , ob wir einen neuen Kutscher bra u chen.«
»Am Weihnachtstag? Das ist sonderbar« , sage ich.
»Und ein Glück« , sagt Tom. »Oh , denk daran: Vater ist e r krankt , weswegen er zu seinem größten Bedauern he u te Abend nicht mitkommen konnte.«
Als ich nicht antworte , nimmt Großmama meinen Arm , wobei sie gleichzeitig hierhin und dorthin lächelt und and e ren Ankommenden zunickt.
»Gemma?«
»Ja« , sage ich seufzend. »Ich werde daran denken.«
* **
Felicity und ihre Mutter begrüßen uns. Felicitys Kleid zeigt nach Frannys Änderung ein ziemlich gewagtes D e kollete , das nicht unbemerkt bleibt , wie die schockie r ten Blicke der Gäste deutlich erkennen lassen. Mrs Worthingtons ang e strengtes Lächeln spricht Bände. Doch es bleibt ihr nichts anderes ü b rig , als ein tapferes Gesicht zu machen und sich nicht anme r ken zu lassen , dass sie sich –auf ihrem eigenen Ball –für ihre Tochter in Grund und Boden schämt. Ich be greife nicht , w a rum Felicity ihre Mutter so quält oder warum ihre Mutter es mit solch einer Märtyrermiene e r trägt.
»Guten Abend , Felicity. Danke für die Einladung« , murmle ich , während wir Knickse austauschen.
»Guten Abend , Gemma. Schön , dass du gekommen bist« , sagt sie. Wir sind beide so förmlich , dass ich mir auf die Li p pen beißen muss , um nicht zu lachen. Felicity weist mit einer knappen Geste auf den Mann zu ihrer Linken. »Ich glaube , du kennst meinen Vater noch nicht. Sir George Worthington.«
»Guten Abend , Sir George« ,
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