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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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einer Ecke verreckt wärest, als mit mir zu reden.
    Natascha merkte erst, dass sie weinte, als eine Träne auf ihrem Zeh zerplatzte. Sie wischte sich mit der flachen Hand über die Augen und leerte ihr Glas. Verdammtes Alleinsein, es stellte die merkwürdigsten Dinge mit einem an.
    Sie sollte sich einfach wieder hinlegen.
    Wieder im Bett, verschränkte sie die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Decke. Nach einer Weile knipste sie das Licht aus. Würde diese Leere, die sie empfand, jemals wieder verschwinden? Natascha fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Blödsinn, was dachte sie sich da nur? Sie trauerte um ihre Mutter. Da war es nur natürlich, dass ihr etwas fehlte. Regina fehlte. Natascha atmete hörbar aus. Nächste Angehörige. Ihre Hand hatte gezittert, als sie beim Einchecken die Antwortzeile durchgestrichen hatte.
    Der Tod ihrer Mutter hatte eine Lücke gerissen, die sich nicht mehr schließen ließ, und damit würde sie leben müssen. Aber war es nur das? Oder gab es da noch etwas, dem sie sich stellen musste?
    Natascha drehte sich zur Seite und wartete mit offenen Augen auf den Schlaf.

    Mit dem Tageslicht war zwar wie gewohnt die Zuversicht in ihr wieder erwacht, doch gegen die Müdigkeit half auch die nicht. Natascha rieb sich die Augen und nahm einen Schluck Kaffee aus dem Pappbecher. Er war kalt geworden. Die Internetrecherche zu Amarina hatte bislang nicht das geringste Ergebnis erbracht. Dabei hatte sie schon die meisten Zeitungen der Umgebung, deren Archiv sich im Netz durchforsten ließ, mit den entsprechenden Stichwörtern gefüttert. Komischerweise hatten die meisten dieser Stichwörter mit einem A angefangen. Amarina, Aborigine, Amulett. Sie seufzte. Allein. Australien, am Arsch der Welt. – Alan.
    Was war es nur, was sie an ihm so anzog? Es war eine Art Klang, der ihn umfing wie ein unsichtbares Netz. Der eine Saite in ihr, vielleicht ihre Verlorenheit, vibrieren ließ. War es das, was sie verband? Dabei stand sein Beruf doch für Spaß und ein unbeschwertes Leben, aber wenn sie näher darüber nachdachte, wirkte er selbst eigentlich gar nicht so unbeschwert, wie er tat.
    Natascha seufzte erneut. Jetzt müsste sie doch wieder zum Mikrofilm greifen, und die Zeit für diese aufwendige Recherche hatte sie im Grunde nicht. Trotzdem wollte sie es weiter versuchen. Aufzugeben – das war nicht ihre Art. Mit einer solchen Haltung hätte sie es in ihrem Job nie so weit gebracht, jedenfalls bestimmt nicht zur Redakteurin einer der größten Tageszeitungen Deutschlands. Sie reckte und streckte sich und stand dann auf, um zum anderen Leseraum zu gehen, als ihr Handy klingelte. Der zornige Blick der Studentin am Nebentisch ließ sie vor die Tür gehen.
    »Jennifer Miles hier. Archäologisches Institut. Ich rufe wegen Ihres Artefakts an?« Diese Eigenart der Australier, eine normale Aussage wie einen Fragesatz zu betonen, irritierte Natascha noch immer.
    »Ja?«, fragte sie unsicher zurück.
    »Falls Sie in der Nähe sind – würde es Ihnen etwas ausmachen, hier vorbeizuschauen? Ich würde gerne persönlich mit Ihnen über das Amulett sprechen.«
    Natascha schaute auf die Uhr. »Geben Sie mir eine halbe Stunde?«
    » No worries. Bis gleich dann.«
    Natascha strich sich mit den Knöcheln übers Kinn. Hörte sich so an, als hätte diese Jennifer etwas Interessantes zu berichten. Nur noch eine halbe Stunde. Dann mal los. Sie gab sich einen Ruck und griff nach dem Kästchen mit dem Aufkleber: »Adelaide Observer 1910–1920«.
    Wären die meisten Plastikstreifen des Jahres 1910 nicht derart verkratzt gewesen, so dass sie sich verärgert gleich dem nächsten Jahrgang zugewandt hatte, Natascha hätte wohl kaum gefunden, wonach sie suchte. Doch so stieß sie bald auf einen Artikel, wonach eine Aborigine namens Amarina eine größere Summe Geldes von Zionshill gestohlen haben und damit geflohen sein sollte. Triumphierend hob sie die Faust. Yes! Endlich eine Spur, nach der sie so lange gesucht hatte. Der Artikel stammte vom 15. März 1911.
    Glücklich speicherte Natascha den Mikrofilm auf ihrem USB-Stick und steckte ihn ein. Dann durchquerte sie rasch die hohe Eingangshalle, um ihre Verabredung mit Jennifer Miles einzuhalten.

    »Kaffee?«
    »Ja, gerne.«
    »Ich hab nur Espresso.«
    Jennifer Miles schob ein Kaffeepad in die Maschine und stellte eine Tasse darunter. Sie blieb neben der zischenden Maschine stehen, bis der Espresso fertig war.
    »Milch, Zucker?«
    Natascha schüttelte den Kopf. Ein

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