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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unwillkürlich musste ich an meine eigene Mutter denken, die all ihren Schwächen zum Trotz immer nur mein Bestes gewollt hatte. Sonntage im Park, Enten füttern, Samstagnachmittage vor dem Fernseher. Ein warmes, bequemes Nest. Im Vergleich zu Michel kam ich mir über alle Maßen verwöhnt vor. Fast schämte ich mich dafür, ihm all dies aus der Nase gezogen zu haben.
    Er richtete sich etwas auf und stützte sich auf dem Ellbogen ab. Fuhr sich durchs Haar und sah mich finster an. »So viel dazu. Meine noble Abstammung. Wer ich bin. Jetzt weißt du’s. Drogenabhängige Mutter, untreuer Schuft von einem Vater. Und ich selbst? Schulabbruch, und jetzt einen Job, den sonst keiner machen will, weil ich nichts anderes gefunden hab. Vorstrafen machen sich nun mal nicht so gut im Lebenslauf. Ich hab einfach nichts auf die Reihe gekriegt. So ist es, und so wird es auch bleiben … Putain ! So, bist du jetzt zufrieden?«
    Seine Worte schnitten mir ins Herz. Als ich den Blick hob und erneut den Schmerz in seinen Augen sah, wurde mir bewusst, wie jung er noch war. Dreißig- bis vierzigjährige Männer waren oft mit allen Wassern gewaschen, hatten alles im Griff und spielten mit Frauen ihre Spielchen. Nicht so Michel. Im Bett spielte der Altersunterschied zwischen uns keine Rolle, aber im Gespräch fiel er mir doch auf, obwohl ich zugegebenermaßen auch keine gute Rednerin war. Ich musste mich immer sehr darauf konzentrieren, wie ich mich ausdrückte, damit das, was ich sagen wollte, auch tatsächlich so ankam, wie ich es meinte. »Du bist eben, wie du bist«, sagte ich, weil es mir vorkam, als müsste ich aussprechen, was ihm sonst vielleicht niemand sagte. Oder sagen konnte. »Du siehst gut aus, du bist gesund, intelligent, stark. Für deine Eltern bist du nicht verantwortlich. Sie haben dich gezeugt, aber ihre Entscheidungen haben sie selbst getroffen. Du kannst andere treffen.«
    Er musterte mich von der Seite und schnaubte. »Mädchen in meinem Alter halte ich für oberflächliche Tussis, also verliebe ich mich in eine glücklich verheiratete Frau mit zwei Kindern.« Sein Gesicht bekam einen verbitterten Zug. »Grandiose Entscheidungen treffe ich da. Genau wie mein Scheißvater. Nein, noch schlimmer.«
    Verwirrt sah ich ihn an. Ich fühlte mich benommen, so ähnlich, als hätte ich zu viel getrunken. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich konnte nichts dagegen tun, der Damm war gebrochen.
    » Putain , Simone …« Seine Stimme klang jetzt eine Oktave tiefer. Er beugte sich über mich und küsste meinen Hals.
    Meine Körper bebte, mich verlangte nach ihm, ich wollte seinen Schmerz stillen, ihn streicheln, liebkosen, ihn alles vergessen machen.
    »Ich will nicht, dass es so zu Ende geht«, sagte er leise. »Nicht so.«
    Meine Fingerspitzen irrten über sein Gesicht, ich küsste ihn sanft auf den Mund, fuhr mit der Zunge über seine Lippen, und die ganze Zeit liefen mir Tränen übers Gesicht. Das Salz brannte auf meinen Wangen.
    Er zog den String meines Tangas zur Seite. Als ich seine Fingerknöchel spürte, sank ich nach hinten zurück, legte den Kopf in den Nacken und starrte in die Baumkronen, die sanft vom Wind hin- und hergewiegt wurden. Schaute in den Himmel, zu den hoch über uns hinwegziehenden Wolken, in das tiefe, dunkle Blau. Zum Mond, zu den Sternen. Ich spürte, wie sein Mund die Innenseite meiner Schenkel liebkoste, wie seine Hände mich langsam in den Wahnsinn trieben. Ich versank in einem Zustand der Glückseligkeit, drückte mich fester an ihn, sog seinen Geruch auf, ließ mich von seinen Berührungen mitreißen, und als ich aufsah, ertrank ich in seinen Augen.
    Sie glänzten im Dämmerlicht. »Ich möchte dich vögeln.«
    Ein Seufzer entfuhr mir. »Komm her.«
    Ich zerrte ihm die Hose über den festen, muskulösen Po. Fasste ihm zwischen die Beine und konnte nur noch stöhnen. Mein Atem ging immer schneller, während er sich aufrichtete, mir den Tanga ganz auszog und ungeduldig meine Bluse nach oben schob. Ein kalter Windstoß strich über meinen erhitzten Körper und trocknete mir die Tränen. Mein Zittern wollte nicht nachlassen, ich streifte ihm die Jacke vom Leib. Schwer und träge küsste er mich, ermutigend spreizte ich die Beine, hob die Schenkel, krallte eine Hand in seinen Rücken und presste die andere auf seinen Po.
    Er flüsterte mir etwas ins Ohr, unverständliche, halb verschluckte Worte. »Sag es«, stöhnte er, »sag es.«
    Die Geilheit beherrschte mich jetzt vollkommen. » Baisemoi «,

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