Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
zurzeit ist er mit der Barbie-Puppe, von der er geschieden ist, auf Mallorca. Ihr großes Interview steht in der ›Bunten‹, und auf dem Titel von der ›Gala‹ sind sie auch noch. Skandale braucht’s, Schätzchen, das fördert die Einschaltquoten!«
    »Tja«, sagte ich. »Da hab ich nix gegenzusetzen.«
    »Wer den Schiffsarzt guckt, springt dir ab«, schnaufte Oda-Gesine. »So musst du das sehen. Du musst es als deine Lebensaufgabe ansehen, die Schiffsarztgucker von diesem Schiffsarzt wegzubringen. Du musst sie alle auf deine Seite ziehen!«
    »Tja, aber wie?«
    »Lass dir doch von deinem Boy ein Kind machen.«
    »BITTE?!«
    »War natürlich ein Scherz.«
    »Ich lache mich tot.«
    »Und sonst was Spannendes aus deinem Leben?«
    »Sorry. Nichts, was auf den Titel der ›Gala‹ käme.«
    »Siehst du, und DARAN müssen wir noch arbeiten. Irgendein MARKENZEICHEN von dir, irgendwas, wo die Leute sagen, ach die ist das, mit dem … hm-hm-hm … Skandal.«
    »Ich hab keinen Hm-hm-hm-Skandal«, beteuerte ich.
    Hilf Himmel. Nie, nie, niemals im Leben durfte von meiner Beziehung zu Emil ein Sterbenswörtchen an die Öffentlichkeit dringen. Dann hätten sie ihren Hm-hm-hm-Skandal. Vierfache Biedermutti treibt’s mit minderjährigem Ausländer, den sie ansonsten als billige Haushaltshilfe missbraucht. Da hätte der Schiffsarzt skandalmäßig verschissen.
    Ich sah Oda-Gesine möglichst teilnahmslos an. »Tja …«
    »Tja«, machte auch Oda-Gesine. »Wir werden uns schon noch was einfallen lassen. Jetzt gehst du jedenfalls erst mal klammheimlich unters Messer. Einmal straffen und heben, bitte.«
    »Hahaha«, lachte ich bitter, »sehr witzig.«
    Wenn ich damals schon gewusst hätte, WIE originell ihr Einfall sein würde, dann hätte ich nicht so leichtfertig »Hahaha, sehr witzig« gesagt.
    An die Operation kann ich mich natürlich nicht erinnern. Ich weiß noch, dass man vorher alle meine Werte maß und mir Blut abnahm und meinen Urin untersuchte, und dann kam der nette ägyptische Doktor mit der Schweigepflicht und malte mit einem großen schwarzen Filzstift auf meinem Bauch und meinen Brüsten herum. Er war sehr, sehr viel sympathischer und seriöser als dieser schmierige Wilfrried mit seiner Gattin Dolly Bussttäärr, und ich vertraute ihm.
    »Hm-hm-hm«, machte er immer wieder, aber es klang eher schaffensfroh als verächtlich. »Das kriegen wir schon alles wieder hin«, sagte er, dann klopfte er mir auf den Oberschenkel und sagte: »Wir sehen uns in einer halben Stunde im OP!«
    Das Anmalen hatte nicht wehgetan, das Klopfen auch nicht, und die kleine Beruhigungsspritze in den Arm tat auch nicht weh. Ich erinnere mich noch dumpf, wie mein Bett in einen großen, nach Bohnerwachs riechenden Fahrstuhl geschoben wurde, und dann schlossen sich die Türen vor meinen Augen.
    Als ich wieder aufwachte, maß gerade ein philippinisches Schwesterchen meinen Blutdruck. Ich fühlte mich angeschlagen und müde, aber ich hatte keinerlei Schmerzen.
    »Ist die Operation schon vorbei?«, flüsterte ich matt.
    »Sisser, ja! Sson sseit Sstunden!«
    »Wie sehe ich aus?«
    »Viel, viel besser als ins Fernsehe! Jünger und netter!«
    »Nein, ich meine, mein Busen. Und mein Bauch.«
    »Weiss niss! Iss mache Nachtschiss. Aber was der Doktor mache, mache gut.«
    Ich versuchte, an mir herunterzusehen, aber ich war natürlich dick verpackt.
    »Oh, oh, oh, niss bewege! Sonss verrutsse Bandage!«
    »Kann ich was trinken?«
    »Jetss noch niss.«
    Ich ließ den Kopf wieder sinken und schlief weiter.
    Am nächsten Morgen knallte eine Putzfrau ihren Eimer auf den Linoleumfußboden und weckte mich auf ihre rauhe, aber herzliche Weise. Sie schlurfte, ohne mich eines Blickes zu würdigen, ins Bad und fing dort an, geräuschvoll meine Utensilien zu verrücken. Ich hätte gern gerufen, dass das nicht nötig sei, weil ich das Bad noch gar nicht benutzt hatte, aber ich wollte die Frau nicht aus dem Arbeitsrhythmus bringen. Schließlich brachte mich ja auch niemand aus meinem Arbeitsrhythmus und verlangte, dass ich etwas anderes sagte als: »Was machen Sie beruflich, was machen Sie in Ihrer Freizeit, wie sieht Ihre Traumfrau aus?«
    Die Putzfrau klapperte noch eine Weile im Bad herum, ich hörte sie den Abfalleimer ausleeren, obwohl da gar nichts drin war, aber sie machte halt die Handbewegungen, die sie immer machte. So ähnlich wie »Was machen Sie beruflich?«. Das steckte einfach so drin. Dann wischte sie mit einem Aufnehmer einmal kreuz und quer durchs

Weitere Kostenlose Bücher