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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Gern. Kein Problem. Pass nur wegen der Polizeikontrollen auf. Heute stehen sie hinter jedem Baum.«
    Melanie würde in MEINEM Kleinbus spazieren gefahren werden. Wo meine Kindersitze drin waren. Und meine Einkaufstüten und mein Altpapier und meine Brötchenkrümel. Hoffentlich würde sie sich mit ihrem makellosen Mädchenhintern in einen Butterfleck setzen.
    »Ich hab da noch eine Frage …«
    »Bitte. Nur zu. Frag. Ich bin ganz Ohr.«
    »Wo gibt es ein Hotel, das nicht soviel kostet?«
    »BITTE?« Mama-mit-Handtuch-in-der-Hand-und-Nivea-Creme-im-Gesicht konnte kaum noch Fassung bewahren.
    »Melanie möchte hier in Köln übernachten …«
    »Und du gleich mit?« Mist. Jetzt war es mir rausgerutscht. Ich WOLLTE mich doch nicht dazu herablassen, mir irgendeine Blöße zu geben.
    »Nein. Nur Melanie.« Fester Blick. Trauriger, fester Blick. Trotziger, fester Blick?
    Wie nun schöpferisch reagieren? Hohngelächter, das ist MIR doch egal, Junge, penn doch, mit wem und wo du willst, du bist ein freier Mensch; hysterisch mit der Stimme überkieksen; ihm das Handtuch um die Ohren hauen, die frisch geputzten; ihm eine Szene machen, vor den Kindern?
    Nein. Ich bin eine Frau von Welt. Reif, überlegen.
    »Melanie kann hier schlafen!«, hörte ich mich sagen. »Im Karneval sind eh alle Kölner Hotels ausgebucht.«
    »Genau!«, riefen die Kinder. »Dann kann die morgen Abend mit uns eine Kissenschlacht machen!«
    »Und sich mit uns verkleiden!«
    »Und mit uns in die Höhle krabbeln!«
    »Au ja«, sagte ich matt.
    »Meinst du?«, fragte Emil vage. »Geht das?«
    »Natürlich. Ich räum euch das Sofa im Keller frei. Kein Problem. Wie lange bleibt sie denn?«
    »Ein paar Tage, glaube ich. Bis Karneval vorbei ist.«
    »Sie kann bleiben, solange sie will.«
    »Danke, Mam.« Emil drehte sich um, warf mir noch einen undefinierbaren Blick zu, nahm meinen Autoschlüssel und zog die Tür hinter sich zu.
    Ich küsste die Kinder lange und zärtlich.
    »Mama? Weinst du?«
    »Quatsch. Ich bin nur ein bisschen erkältet.«
    »Mama? Machen die jetzt … Sex?«
    »Mindestens«, sagte ich. »Wenn nicht … sieben!« Ich zog die Nase hoch und schniefte.
    »Aber Mama, du hast die Verantwortung!«, entrüstete sich Karl. »Pass auf, dass die Kondome nehmen!«
    Ich holte tief Luft. »Klar. Mach ich. Und jetzt schlaft.«
    Ich schloss leise die Tür und blieb im dunklen Flur stehen. Gefrorne Tropfen fallen von meinen Wangen ab.
    War ich das, die jetzt meiner stärksten Konkurrentin und eindeutigen Gewinnerin im Schlankere-Beine-knackigeren-Busen-Wettbewerb eigenhändig das Bett beziehen würde? Wie hatte ich diese Rolle gespielt? Die Rolle der reifen, klugen Verliererin? Exzellent, Mama. Exzellent. Ob es mir denn entgangen, dass ich geweinet hab?
    Als ich gerade bis zu den Schultern in meinem allerbesten Satinbettbezug steckte, klingelte das Telefon. Nicht schon wieder, dachte ich. Kinder, wenn ihr ein Problem habt, dann löst es selber.
    Es waren aber nicht die Kinder. Eine Dame war dran, eine, die ich nicht kannte. Sie nannte irgendeinen Doppelnamen, einen, den ich nicht verstand. Es war jedenfalls nicht die Englischlehrerin, Frau Langewellpott-Biermann.
    Sie fragte, ob sie störe und ob sie mich einen Moment sprechen könne.
    »In welcher Angelegenheit?«, fragte ich ziemlich unfreundlich. Schließlich war es inzwischen die zweite Anruferin, die den Hausfrieden zu einer recht privaten Zeit brach.
    »Ich bin die Mutter von Melanie.«
    Und ich bin die Mutter von Emil, wäre mir fast rausgerutscht. Aber ich biss mir auf die Zunge. Quatsch. Ich bin die … Hausmutti von Emil. Auch Quatsch. Ich bin die Geliebte von Emil. Also die Konkurrentin von Melanie. Sie, dass Sie’s nur wissen. Ich tät Ihrer Tochter am liebsten die Augen auskratzen, die sorgfältig angemalten. Auch Quatsch. Ich bin die Herrin des Hauses. Wer wagt es, mich zu belästigen? Blödsinn.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich noch eine Spur unfreundlicher. Bestimmt hatte die auch Spaghettiträgerhemdchen an. Und war keinen Tag älter als achtunddreißig.
    »Melanie hat mich gerade aus Köln angerufen. Nun erfahre ich, dass meine Tochter bei Ihnen übernachtet.«
    Na und? Blöde Kuh. Sei froh, dass ich so unendlich großzügig bin! Sonst müsste das schöne Kind in einer Klitsche pennen! Soll das hier ein Vorwurf sein, oder was?
    »Genau«, sagte ich. »Das ist korrekt.« Ganz wie die bescheuerten Kandidaten mit ihrer arroganten Art, ging es mir durch den Kopf. So redet man

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