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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du den Spieß umdrehen willst?«
    »Inwiefern den Spieß umdrehen?«
    »Indem du mich genauso intensiv mustern wirst wie ich dich?«
    »Natürlich. Wie du mir, so ich dir.«
    »Aber das ist doch ganz etwas anderes!« rief Lucia. »Ich bin einschlägige Künstlerin – du nicht!«
    »Zieh dich aus«, sagte darauf Robert nur trocken, »sonst geht die Sonne unter und du kämpfst immer noch mit dir. Ich verspreche dir, nicht hinzugucken.«
    Er schloß wieder die Augen und wandte sein Gesicht himmelwärts.
    Lucia sah sich noch einmal nach allen Seiten um, dann schlüpfte sie aus ihrem Kleid. Darunter hatte sie nur noch Höschen und BH an. Nun kam das Härteste. Sollte sie? Sie zögerte, gab sich aber dann einen innerlichen Ruck und streifte das Höschen ab. Als letztes entledigte sie sich des Büstenhalters. Ich kann es mir ja leisten, dachte sie dabei trotzig.
    Robert blinzelte natürlich zu ihr hin. Heiß wurde ihm. Das Gebot, das er sich selbst auferlegt hatte, lastete plötzlich außerordentlich schwer auf ihm.
    Da stand sie nun in der prallen Sonne, nackt, schlank und lockend, sie schüttelte die schwarzen Locken, ihre Augen leuchteten, die weißen Zähne zwischen den roten Lippen blitzten, die straffe, jugendliche Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug, der Leib, an den Hüften schmaler werdend, bog sich in unbewußter Begierde der Sonne entgegen, die schlanken Beine setzten zierlich, fast tänzerisch ein paar Schritte – der ganze Körper jauchzte lautlos in drängendem Verlangen, verkörperte Jugend und Lebenslust; er stellte wieder einmal den Frühling dar, den reinen, lockenden Frühling.
    Robert Sorant preßte die Lippen aufeinander. Ein wollüstiger Schauer überlief auch ihn plötzlich. Wie weich, wie unendlich traumhaft müßte das Gefühl sein, meinen Kopf auf diese Brüste zu legen, dachte er; welch eine unirdische Wonne müßte es sein, diesen drängenden Leib an mich zu reißen und eins mit ihm zu werden, bis die Glieder müde wieder auseinanderfalten würden.
    In ihren Locken wollte er wühlen, ihren Körper mit Küssen abtasten, dieses feste, heiße Fleisch schmecken – aber Robert Sorant vergrub das Gesicht in der Decke, auf der er lag, und schämte sich. Dabei krallten sich die Finger seiner ausgestreckten Hände in das Gras neben der Decke und rissen langsam, sehr langsam ganze Büschel aus. Es war schwer, unendlich schwer, sich jetzt bezwingen zu müssen.
    Lucia legte sich auf ihre Decke und bot der Sonne ihren blühenden Körper dar, der in bewußt gedämmter Wildheit ein leises Zittern nicht vermeiden konnte. Wie kleine, runde Hügel hoben sich die Brüste von diesem Körper ab. Alles an diesem Leib dürstete nach leidenschaftlicher, ergänzender Umarmung, wie eine Blüte nach schwüler Sommernacht am Morgen nach dem erfrischenden Tau dürstet.
    Lucia schloß die Augen. Sie träumte sich in der Sonne in ein fernes Land der Wünsche hinüber.
    Robert Sorant lag noch immer auf dem Bauch, das Gesicht in der Decke vergraben – aber er hatte den Trieb überwunden und war nun voll friedlicher, fast kindlicher Ruhe. Er tastete sogar nach Lucia und zuckte nicht zusammen, als seine Hand die weiche, samtene Haut ihrer Brust berührte.
    Lucia schlief. Sie lächelte im Schlaf, und ihre Lippen bewegten sich. Da richtete sich Sorant auf, drückte einen zarten Kuß auf den roten Mund und den Ansatz der Brust, rückte an die Schlafende heran und legte sich an ihre Seite. Er schloß wieder die Augen. Kreise und Winkel schwirrten vor ihm; rote, gelbe, grüne Flächen stürzten übereinander und sanken ab ins Bodenlose, in Unendlichkeiten …
    Auch Robert Sorant schlief.
    Aber das war ein großer Fehler. Hätten die beiden gewußt, was sich hinter ihnen abspielte, wären sie aufgesprungen und in der gegensätzlichsten Weise aktiv geworden: Lucia hätte gekreischt, und Sorant hätte trotz seiner Nacktheit einen Schwinger gegen ein männliches Kinn abgefeuert.
    Hinter einem Busch trat nämlich nun lautlos ein Mann hervor, der Robert und Lucia schon seit Tagen und auch heute wieder auf Schritt und Tritt gefolgt war, ein Mann, der in der Tasche einen Brief aus Köln – Absenderin: Gerti Sorant – trug, in dem stand, daß weitere unablässige Beobachtung erwünscht sei.
    Dieser Mann trat unbemerkt an die zwei Schlummernden heran, betrachtete kennerisch die schönen nackten Körper, konnte den Blick nur schwer von Lucias Formen reißen, schnalzte leise mit der Zunge, flüsterte unhörbar: »Tut mir leid«, nahm

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