Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ihnen den Kopf zertreten!‹
    Robert drehte die Karte um. Kein Absender. Poststempel ›Köln‹.
    Kein Zweifel, die Karte stammte von Gerti. Doch woher wußte Lucia das so sicher?
    Diese Frage stellte Robert ihr.
    »Von wem sollte sie sonst sein – aus Köln?« lautete Lucias Erwiderung.
    Schlichte Logik war das, die überzeugender wirkte als jede komplizierte.
    »Oder willst du mir etwas anderes weismachen?« fuhr Lucia fort, als Robert schwieg.
    »Nein.«
    »Du mußt doch ihre Schrift kennen?«
    »Sicher.«
    »Na und? Ist sie das?«
    Robert nickte.
    »Siehst du, das war mir klar.« Lucia drehte sich um und lief ins Schlafzimmer.
    »Wohin willst du?« rief er, ihr folgend.
    »Ich packe.«
    »Wieso? Was soll das?«
    Sie zeigte aufs Bett, auf dem mit offenem Deckel ein Koffer lag, den sie schon halb mit Kleidung vollgestopft hatte.
    »Ich fahre nach Mühlheim.«
    Mit zwei raschen Schritten erreichte er das Bett und schlug den Kofferdeckel zu.
    »Zu deiner Mutter?«
    »Ja.«
    Seine Hand blieb auf dem geschlossenen Deckel liegen.
    »Du bleibst hier!«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich habe Angst.«
    »Vor meiner Frau?«
    »Ja.«
    Typisch Lucia. Sie war eben, wie gesagt, keine Kämpferin.
    »Das sieht dir ähnlich«, sagte Robert.
    »Was sieht mir ähnlich?«
    »Das hier«, meinte er, mit der Hand auf den Koffer klatschend. »Aber daraus wird nichts, wiederhole ich.«
    »Du wirst mich nicht davon abhalten können. Ich habe Angst, sage ich dir.«
    »Lächerlich! Ich bin doch da, um dich zu schützen.«
    »Im entscheidenden Moment sitzt du vielleicht gerade in deinem Hotelzimmer, wenn bei mir die Türklingel läutet und …«
    Lucia brach ab. Sie wollte sich das gar nicht näher ausmalen.
    Die Gedanken in Roberts Kopf jagten sich. Er sah sich einer ganz neuen Lage gegenüber. Lucia drohte ihm verlorenzugehen, so urplötzlich. Darauf war er gar nicht vorbereitet gewesen. Ich will das nicht, sagte er sich, ich werde es verhindern, mit allen Mitteln.
    Und er verhinderte es mit ›allen‹ Mitteln.
    »Im entscheidenden Moment, wie du sagst, werde ich nicht in meinem Hotelzimmer sitzen«, erklärte er.
    »Dafür kannst du mir gar nicht garantieren.«
    »Ich kann es!«
    »Wie denn?«
    »Indem ich zu dir ziehe.«
    Die Bombe war, sozusagen, geplatzt.
    »Wie bit … bitte?« stotterte Lucia.
    »Indem ich zu dir ziehe«, wiederholte Robert.
    »Hierher? In meine Wohnung?«
    »Ja.«
    »Du bist verrückt. Das würde ja alles nur noch schlimmer machen.«
    »Das soll mir egal sein. Jedenfalls kannst du Mühlheim vergessen. Ich werde zur Stelle sein, wenn du mich brauchst. Klar?«
    Lucia blickte ihn stumm an. Du bist verrückt, dachte sie noch einmal, sagte es aber nicht mehr. Die Festung begann also sozusagen schon zu wanken.
    »Im übrigen glaube ich gar nicht, daß die hier auftaucht«, setzte Robert hinzu.
    »Meinst du?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Das wäre natürlich das beste.«
    »Ich kenne doch meine Frau«, bekräftigte Robert.
    Er kannte sie aber, wie schon einmal gesagt wurde, nicht.
    Lucia trat zum Bett, vor dem Robert immer noch stand.
    »Gib den Koffer her«, sagte sie.
    »Was willst du mit ihm?« fragte er, sogleich wieder mißtrauisch werdend.
    »Auspacken.«
    Die Entscheidung war also gefallen. Im Grunde war ja Lucia nicht weniger verrückt als Robert.
    Noch am selben Tag erfolgte Sorants Umzug vom Hotel ›Zur Post‹ in die Kölner Straße. Speditionswagen war dazu keiner notwendig. Es genügte ein Taxi, das Sorants Gepäck zur Wohnung Lucias brachte. Trotzdem entging der Umzug der Bevölkerung natürlich nicht. Das sollte nicht ohne Folgen bleiben. Altenbach war nicht Köln. Genau dies sagte Lucia am Abend des ereignisreichen Tages in banger Vorahnung des Kommenden zu Robert. Die beiden hatten gegessen, und Lucia räumte den Tisch ab. Robert guckte ihr mit einem Auge zu; mit dem anderen schielte er auf seine Pfeife und die Zigaretten, die auf dem Rauchtischchen lagen. Für was sollte er sich entscheiden? Den Zigaretten gab er dann den Vorzug.
    »Was werden die Leute sagen?« ließ sich Lucia vernehmen.
    »Wozu?« fragte Robert.
    »Zu unserem Konkubinat.«
    »Das noch gar keines ist«, fiel Robert grinsend ein.
    »Sie werden sich die Mäuler zerreißen.«
    »Heutzutage doch nicht mehr.«
    »Doch, doch, Heinz. Altenbach ist nicht Köln.«
    Heinz alias Robert zog an seiner Zigarette, streckt die Beine weit von sich, blies eine Rauchwolke empor zur Decke.
    »Von mir aus können sie reden, was

Weitere Kostenlose Bücher