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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Männer aus dem Tal.«
    »Diese Scheißkerle«, faucht er.
    »Sie haben auf Sie gewartet.«
    »Ich bringe sie um.«
    Violet wurde vergewaltigt. Violet blutet. Himmel Herrgott, denkt er, sie ist doch noch ein kleines Mädchen. Die Ironie entgeht ihm nicht. Er hat sich nicht mehr unter Kontrolle. Mit den Armen rudernd versinkt er in einem Meer von Farben, das einmal sein Leben war. Seine kräftigen Hände werden schon bald wieder zum Einsatz kommen. Er weiß, dass er lächelt.

Z ehn Sekunden bevor sie die Tür zum Fischmarkt aufbrechen, wo einer von Carlyles Leuten einen Großteil seiner Geschäfte betreibt, erklärt Ray Finn: »Er will mich tot sehen.«
    Es hat keinen Zweck zu fragen, wer oder warum. Finn hat Ray verdächtigt, im Laufe des vergangenen Jahres von einem kleinen Schutzgeld-Bullen in die große Korruption aufgestiegen zu sein. Er hat eine viel größere Wohnung, schickere Klamotten und einen neuen SUV-Zwölfsitzer. Vielleicht um das Frauen-Softball-Team durch die Gegend zu kutschieren. Wahrscheinlich ist Ray vor allem dabei, weil es ziemlich dumm wäre, es nicht zu sein.
    Doch jetzt sitzt Carlyle wieder auf der Anklagebank, und diesmal sieht es so aus, als ob sie ihn drankriegen. Die Frau des Staatsanwalts war sechs Monate zuvor von einer stümperhaften Autobombe verletzt worden und ist seitdem gelähmt, und der Kerl war durchgedreht. Finn ist wieder vorgeladen, Ray nicht, was wirklich verdammt unklug von der Staatsanwaltschaft war.
    Ray schenkt Finn ab und zu immer noch seinen speziellen Blick. Ihr Verhältnis ist schwer angeknackst. Finn findet wieder Drohbriefe in seinem Spind. Er hat die Handschriften untersucht und ist sich nicht sicher, ob Rays dabei ist.
    Zu Hause hat ihm Danielle erzählt, dass irgendein Perverser sie mit Anrufen belästigt. Er erklärt ihr die Situation.
Sie muss auf alles gefasst sein. Sie packt eine 32er ein und geht mit ihm auf den Schießstand. Inzwischen schießt sie besser als er.
    Mitten in der Nacht dreht sie sich im Bett um und fragt: Was passiert, wenn sie dich irgendwann nach Ray fragen?
    Er weiß keine Antwort darauf. Er hat noch nie einen Meineid geleistet, weil er nie Informationen besaß, mit denen man die großen Fische hinter Schloss und Riegel hätte bringen können. Aber wenn irgendwann das IAD herumschnüffeln sollte, wird Finn sich überlegen müssen, wie weit er gehen will.
    Mit seiner Bemerkung, Carlyle wolle ihn tot sehen, gibt Ray quasi zu, in alle möglichen illegalen Aktivitäten verstrickt zu sein. Finn verdreht die Augen und guckt genervt. Er weiß, warum Ray sich diesen Moment für sein Geständnis ausgesucht hat.
    Es bedeutet, dass Ray Carlyles Mann im Hinterzimmer des Fischmarktes abknallen will. Mitten im Spiel wechselt er die Fronten. Er wird ihnen helfen, Carlyle am Arsch zu kriegen, und will, dass Finn das Feuer eröffnet und möglichst viele von den Jungs umnietet, die da drin sitzen und sich mit Calamari vollstopfen oder die Tageseinnahmen zählen.
    »Du bist so ein erbärmliches Drecksarschloch«, sagt Finn.
    Ray grinst. »Ich weiß, dass du mich trotzdem liebst. Okay, los jetzt, auf mein Kommando.«
    »Hast du gerade auf mein Kommando gesagt?«
    »Komm schon.«
    Die Tür ist nicht mal verschlossen. Die Typen vom Syndikat machen sich keine Sorgen um nichts und niemanden
außer dem RICO Act. Und das FBI braucht dafür so lange, dass die Mafiabosse bis zum Gerichtstermin in Bademantel und Hausschuhen durch die Stadt laufen und so tun können, als hätten sie Alzheimer.
    Ray geht als Erster hinein, Finn dicht hinter ihm. Drinnen sitzen der Chef, zwei bekannte Killer und ein paar andere namhafte Mafiosi um einen Tisch herum, trinken Weißwein und essen etwas, das aussieht wie Forelle mit Mandeln.
    Finn übernimmt das Reden, die üblichen Floskeln, liest ihnen den Quatsch von wegen ihrer Rechte vor und fordert sie auf, sich gegen die Wand zu stellen. Der Chef steht auf, alle anderen essen weiter.
    Eins muss man ihnen lassen, die Typen sind Old School und ziemlich cool.
    Der Chef gießt sich noch Wein ein und bietet Finn und Ray ein Glas an. Ray lächelt immer noch und streckt die Hand aus, als wolle er die Flasche nehmen.
    »Gern, ich könnte einen Schluck gebrauchen«, sagt er.
    Aber was er wirklich tut, und Finn weiß, was er wirklich tut, ist, sich in Schussposition zu stellen. Finn hat eine halbe Sekunde, um sich zu fragen, was er als Nächstes tun soll. Sein Kopf arbeitet schnell. Die Welt wird keinen der Männer hier im Raum vermissen.

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