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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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werde ich entscheiden, was weiter geschehen soll.“ Der Mann verneigte sich und verließ das Zelt. „Wir werden hier aufbrechen, sobald Chiron transportfähig ist“, wandte sich Soradan dann wieder an seine Tochter. „Wir sind nicht für einen Kampf sondern für eine Hochzeit gerüstet, und es hätte wenig Sinn, wollten wir jetzt versuchen, Leoris zu Hilfe zu eilen. Außerdem kann es sein, dass Menas uns zu überfallen versucht, solange wir noch innerhalb seiner Grenzen sind. Wir sind zu wenige, um einem solchen Angriff wirksam entgegentreten zu können. Ich möchte nicht, dass Menas dich am Ende doch noch in die Hände bekommt. Es reicht mir vollauf, eines meiner Kinder in der Gewalt dieses Schurken zu wissen. Und Chiron muss erst wiederhergestellt sein, um seinem Bruder die Stirn bieten zu können. Darum werden wir uns beeilen müssen. - Wie seltsam lenken die Götter die Geschicke der Menschen, und blind folgen wir Ihrer Vorsehung! Es war nicht mein Wunsch, dass du nach Varannia zogst, doch die Götter haben ihre eigenen Pläne. Vielleicht war es ihr Wille, dass du Chiron begegnet bist, damit Menas‘ Untaten ans Licht kamen. Mögen sie nun Leoris beistehen, wie sie auch dich unter ihre Obhut nahmen!“
     
     
    *****
     
     
    Von Zeit zu Zeit ging Loara zu Chiron ins Zelt, um nach ihm zu sehen, doch sein Zustand blieb unverändert. Entweder schlief er oder war ohne Bewusstsein. Gegen Abend jedoch schien er in schlechterer Verfassung zu sein. Der Arzt war für einen Augenblick hinausgegangen, und Loara saß allein an Chirons Bett. Plötzlich fing er an, sich unruhig hin und her zu werfen. Sein Gesicht und seine Brust waren mit Schweiß bedeckt und seine Haut glühte im Fieber. Erschrocken sprang Loara auf und rief nach dem Arzt: „Eilt Euch! König Chiron geht es schlechter.“
    Der Arzt stürzte ins Zelt und begann, Chirons Stirn und seinen Körper mit kühlen Kompressen zu belegen. Dann flößte er ihm eine Medizin ein. Loara stand daneben, die Hände angstvoll verkrampft. Einige Zeit später jedoch wurde Chiron wieder ruhiger.
     
    „Ihr solltet jetzt schlafen gehen, Prinzessin“, sagte der Arzt. „Ich werde bei ihm wachen.“
     
    „Aber Ihr müsst mich sofort rufen, wenn es ihm schlechter gehen sollte“, bestimmte Loara.
     
    Der Arzt versprach es ihr, und Loara verließ sorgenvoll das Zelt.
    In der Nacht wurde sie von einem Lichtschein geweckt. Mit einer Laterne in der Hand stand der Arzt an ihrem Bett.
     
    „Prinzessin, König Chirons Zustand gibt Anlass zur Besorgnis. Er phantasiert im Fieber und ruft ständig Euren Namen. Wollt Ihr zu ihm gehen?“
     
    „Ich komme sofort!“ rief Loara erschreckt und sprang aus dem Bett. Sie warf einen Mantel über und folgte dann dem Arzt in Chirons Zelt. Sie erschrak heftig, als sie ihn sah. Seine geschlossenen Augen lagen tief in den Höhlen und waren von blauen Schatten umgeben. Sein Gesicht war bleich und seine Wangen eingefallen. Dicke Schweißtropfen bedeckten seine Stirn. Seine vom Fieber aufgesprungenen Lippen formten immer wieder Loaras Namen. Tiefes Mitleid mit diesem Mann überkam sie, der so viel Schweres hatte ertragen müssen und der nun todwund auf seiner Lagerstatt lag. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie kniete neben ihm nieder und ergriff seine heiße Hand.
     
    „Ich bin hier, Chiron!“ sagte sie leise. „Ihr dürft nicht sterben, hört Ihr? Ihr müsst leben, denn Euer geknechtetes Volk braucht Euch. Chiron, hört Ihr mich?“
     
    Mit einmal schloss sich seine Hand fester um die ihre und er schlug die Augen auf. „Loara!“ murmelte er mühsam. „Verzeiht mir! Meine Grausamkeit verfolgt mich in meine Träume. Wie muss es da erst Euch ergehen? Werdet Ihr jemals vergessen können, was ich Euch antat? Nein, ich werde nicht sterben, denn ich habe so viel an Euch gutzumachen. Wie könnte ich so schuldbeladen vor die Götter treten?“
     
    „Ja, Ihr müsst leben, Chiron!“ lächelte Loara unter Tränen. „Und ich habe Euch schon längst vergeben, denn Ihr habt mich vor einem weit schlimmeren Schicksal bewahrt.“
     
    „Ich danke Euch, Prinzessin!“ Chirons Stimme war nur noch ein Hauch. Dann schloss er wieder die Augen und seine Hand lag kraftlos in der ihren. Loara schrie leise auf, doch der Arzt, der Chiron rasch untersuchte, beruhigte sie.
     
    „Sein Atem geht flach, aber viel regelmäßiger“, sagte er. „Es ist ein Wunder, Prinzessin! Ich war sicher, dass er die Nacht nicht überstehen würde, aber nun schläft er,

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