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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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geworfen und hätte seinen Kopf vor Angst am liebsten in den Sand gegraben, während die Flugzeuge in Wellen über ihn hinwegdonnerten. Er selbst blieb gottlob unverletzt, aber seinen Bruder Salem hatte es getroffen. Wie viele andere starb er im Hagel von Napalmbomben bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf Bauarbeiterzelte im Sinai. Es war das erste Mal, dass die Israelis Napalm einsetzten.
    Zur Untätigkeit verurteilt, hingen wir stundenlang am Radio und hielten uns über die Entwicklung auf dem Laufenden: die UNO-Beschlüsse, den Versuch der Israelis, sich in Gaza festzusetzen, das Machtwort des amerikanischen Präsidenten Eisenhower und die darauffolgende Rückkehr der Ägypter nach Gaza. Damit stand auch unserer eigenen Rückkehr nichts mehr im Wege. Jeder in meiner Familie war auf irgendeine Weise mit Gewalt und Tod in Berührung gekommen, doch letztlich war unsere Familie glimpflich davongekommen. Einen tiefen Einschnitt bedeutete dieser Krieg hingegen für die Geschichte unserer Region. Denn mit dem Suezkrieg übernahmen die USA die Rolle von England und Frankreich als Vormacht im Nahen Osten.

Die Fatah wird gegründet
    Die Freude war allgemein. Tief bewegt überschritten wir die Grenze bei Rafah, mit großer Herzlichkeit wurden wir von unseren Verwandten, Freunden und Bekannten in Gaza-Stadt willkommen geheißen. Die Familie Ayyad empfing uns mit einem üppigen Abendessen, zur Feier unserer Heimkehr, zur Feier der Befreiung von der israelischen Besatzung. Und da meine Mutter bei ihrer Weigerung blieb, unser altes Domizil jemals wieder zu betreten, mietete mein Vater ein Haus in Al-Shijaiya. Die Bewohner dieses Viertels von Gaza-Stadt waren als Hitzköpfe bekannt und auch gefürchtet, einem Streit mit ihnen ging man besser aus dem Weg, aber ich verstand mich gut mit diesen Leuten, ich fühlte mich in El Shijayia wohl.
    Abu Dschihad und Mohammed reisten in diesem Jahr 1957 gemeinsam als Lehrer nach Saudi-Arabien und Kuwait, wo Yassir Arafat sich mittlerweile als Ingenieur niedergelassen hatte. Abu Dschihad knüpfte nebenbei ein Netz von Beziehungen zu Leuten, die wie er die Initiative zum Widerstand ergreifen wollten und auf jemanden wie ihn nur gewartet hatten. 1958 kamen beide nach Gaza zurück, und Abu Dschihad war den Sommer über ein häufiger Gast in unserem Haus. Nachdem ich bis dahin eher aus der Distanz für ihn geschwärmt hatte, war ich jetzt wie elektrisiert bei der Vorstellung, ihn besser kennen zu lernen.
    Eines Tages hatte er eine Rollei-Fotokamera dabei. Ich träumte damals von einer eigenen Kamera und bewunderte seine Rollei. »Wenn man bei uns etwas lobt, möchte man es haben«, sagte er lächelnd. »Aber von dieser Kamera werde
ich mich nicht trennen. Du wirst eine andere bekommen.« Und wirklich schenkte er mir beim nächsten Besuch eine deutsche Agfa-Kamera – mit der Auflage, Fotos in den Flüchtlingslagern für ihn zu schießen. Was dabei herauskäme, dürfte ihn zunächst weniger interessiert haben; viel eher lag ihm wohl daran, mir die Augen für das Elend von Menschen zu öffnen, deren Welt mir inzwischen fremd geworden war. Wie auch immer – beides machte mich überglücklich, die Kamera genauso wie sein Auftrag.
    Ich suchte also noch einmal die Lager auf. Die provisorischen Zeltunterkünfte waren inzwischen zwar Baracken und Steinhäusern gewichen, aber die Lager waren schon aufgrund des Kinderreichtums ihrer Bewohner noch weiter gewachsen, und ich bekam die Bilder, die Abu Dschihad brauchte. Bilder von Männern, vor allem aber Frauen, die apathisch, wie versteinert, mit leeren Gesichtern vor ihren Häusern saßen; Bilder von gebrochenen Menschen, aber auch von solchen, in deren Augen sich so etwas wie Hoffnung spiegelte. Sie gefielen Abu Dschihad, und tatsächlich veröffentlichte er einige davon in einer Zeitschrift, die er bald darauf ins Leben rief. Von nun an schenkte er mir immer größere Aufmerksamkeit, nahm mich gewissermaßen unter seine Fittiche und stand meinem Herzen bald so nahe wie mein Bruder Mohammed.
    Erstaunlicherweise hatte mein Vater nicht das Geringste gegen die häufigen Besuche dieses Widerstandkämpfers einzuwenden. Im Gegenteil, er schätzte Abu Dschihad außerordentlich. Dabei wusste mein Vater schon, was sein Sohn und dessen Freund da trieben. Hätte Mohammed ihn in ihre geheimen Aktivitäten eingeweiht, wäre er zweifellos auf rigorose Ablehnung gestoßen, doch wenn Abu Dschihad darüber sprach, verwandelte sich mein Vater in einen

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