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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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abgesehen, der die Aufständischen im algerischen Unabhängigkeitskampf mit Waffen belieferte – er sollte gestürzt und durch einen genehmen Politiker ersetzt werden. Israel wiederum verfolgte das Ziel, die Sinai-Halbinsel zu erobern, um sein eigenes Staatsgebiet ein weiteres Mal zu vergrößern. Und noch bevor die Engländer am 31. Oktober die Kanalzone bombardierten, marschierten die Israelis am 29. Oktober in Gaza ein.
    Die Aussicht, es mit israelischen Soldaten zu tun zu bekommen, versetzte meine Mutter in panische Angst. Mein Vater hielt sich in diesen Tagen auf einer Baustelle in Ismaelia am Suezkanal auf, Mohammed vertrat ihn als Familienoberhaupt, und meine Mutter war nicht davon abzubringen, dass es lebensgefährlich wäre, im Haus zu bleiben. Wir hatten inzwischen den bereits erwähnten großen Gutshof südlich von Gaza-Stadt bezogen, der in der Tat an exponierter Stelle lag, nämlich unmittelbar an der Hauptstrecke von Süden nach Norden. Hinter unserem Haus erstreckten sich Olivenpflanzungen bis zur Küste, und meine Mutter wollte nun unter keinen Umständen abwarten, bis die ersten israelischen Panzer auftauchten, sie war nicht mehr zu halten, und wir Kinder konnten uns ihrer Flucht nur anschließen – ohne irgendetwas an Vorräten oder Wertsachen mitgenommen zu haben, liefen
wir zwischen den Olivenbäumen hinter ihr her in Richtung Meer. Wie es ihre Art war, wenn die Angst sie übermannte, flehte sie unterwegs ständig Gott an, uns vor dieser Plage zu befreien und die Israelis durch ein Wunder einfach verschwinden zu lassen, aber Gott erhörte sie nicht. Da Mohammed auch nichts Besseres einfiel, verbrachten wir die Nacht inmitten des Olivenhains in einer kleinen Lehmhütte, die von Bauern als Geräteschuppen benutzt wurde.
    Am anderen Morgen lasen wir israelische Flugblätter auf, in denen die Bewohner des Gazastreifens aufgefordert wurden, ihre Häuser nicht zu verlassen, das israelische Oberkommando habe eine Ausgangssperre verhängt. Meine Mutter dachte gar nicht daran, zurückzugehen, und sie in dieser Hütte allein zu lassen, kam für uns selbstverständlich nicht infrage. Andererseits konnten sie und ihre zehn Kinder nicht länger ohne Essen bleiben, und da ich besonders flink war, bestimmte Mohammed mich dazu, zum Haus zurückzulaufen, etwas zu essen zu holen und Geld mitzubringen, das er in seinem Schreibtisch zwischen den Seiten eines Reader’s Digest-Bandes versteckt hatte. Ich rannte los.
    Unserem Haus gegenüber standen die Blechhütten von Flüchtlingen, die in keinem Lager Aufnahme gefunden hatten. Sie waren leer, ihre Bewohner hatten ebenfalls die Flucht ergriffen. Über der Gegend lag eine gespenstische Stille, die immer wieder von entferntem Kanonendonner unterbrochen wurde; von Zeit zu Zeit waren auch in der Nähe Schüsse zu hören. Ich beeilte mich, das große Tor zu unserem Anwesen zu öffnen, betrat den Innenhof, und im selben Moment fiel mein Blick auf zehn oder zwölf leblose Körper gleich neben dem Hauseingang, übereinandergeworfen, blutig, mit offenen Mündern und aufgerissenen Augen. Lauter Männer, alle unbewaffnet, soweit ich sehen konnte, und alle erschossen. Zivilisten, die wohl das Pech gehabt hatten, auf der Straße zu sein, als israelische Soldaten vorbeikamen, und vergeblich in unserem
Hof Zuflucht gesucht hatten. Starr vor Entsetzen, vermochte ich den Blick lange Zeit nicht von den Toten abzuwenden. Dann fasste ich mir ein Herz, lief an den Leichen vorbei ins Haus, raffte ein paar Essensvorräte zusammen, fand auch das Geld und machte mich gleich wieder auf den Rückweg.
    Am ganzen Leib zitternd, erzählte ich, was ich gesehen hatte, und meine Mutter unterbrach mich mit dem Aufschrei: »Bei Gott, ich werde dieses Haus nie mehr betreten!« Um bei uns keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass ihr Entschluss unumstößlich sei, wiederholte sie diesen Schwur mehrmals. Was nun? Wir hielten in der Hütte Kriegsrat, und während ich Mohammed meine Beobachtungen noch einmal in allen Einzelheiten schilderte, drang von draußen das tiefe Brummen eines Motors, gepaart mit dem Rasseln von Ketten an unsere Ohren. Das Geräusch schwoll an, kam von der Straße her genau auf uns zu und erstarb unmittelbar vor unserer Hütte. Als Nächstes hörten wir die Stimmen gut gelaunter junger Männer – Zurufe auf Hebräisch, Unterhaltungen, unterbrochen von lautem Lachen.
    Wir erstarrten. Keine zehn Meter von uns entfernt machte die Panzerbesatzung Mittagspause. Durch Ritzen in

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