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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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Großteil der etwa 25 000 Palästinenser in Deutschland zu erreichen, und in kurzer Zeit entstanden in vierundzwanzig Städten Dependancen der GUPS und in sechsundzwanzig Zweigstellen der GUPA (Generalunion Palästinensischer Arbeiter), beide eingetragene deutsche Vereine. Von Hayel kam der Vorschlag, alle Zusammenkünfte der Studenten für die Arbeiter zu öffnen. Diese Regelung bewährte sich, denn auf diese Weise erfuhren wir auf direktem Weg von den Sorgen dieser Menschen und konnten sofort einspringen, wenn Sprachschwierigkeiten zu Problemen mit den Behörden geführt hatten oder jemand eine neue Arbeitsstelle suchte. Die Arbeiter waren auch diejenigen, die den weitaus größten finanziellen Beitrag leisteten – die Studenten waren notorisch knapp bei Kasse, und die Arbeiter verdienten gut. Genauso halfen wir jedem palästinensischen Studenten, der frisch in Deutschland eintraf, einen Sprachkurs, eine Wohnung, einen Studienplatz zu finden.
    Was die Fatah anging, bestand Hayel auf klaren Verhältnissen. Zwar fiel der Name Fatah bei den Treffen und Veranstaltungen der GUPS nie, aber wir ließen auch niemanden, der zu uns kam, im Unklaren über unsere Ziele. In Deutschland
genossen wir jede Freiheit, solange wir nicht gegen die Gesetze verstießen, und das hatten wir nicht vor. Spätestens 1965 konnte es keinen Zweifel mehr über die Stimmung in den Kreisen der deutschen Palästinenser geben. In jenem Jahr konstituierte sich die Fatah offiziell als Widerstandsorganisation, verließ den Untergrund und nahm den bewaffneten Befreiungskampf auf. Die ersten Partisanenaktionen waren durchweg von sehr begrenzter Wirkung gewesen, aber der entscheidende Schritt war getan, der Kampf hatte begonnen, und der Arbeiter- wie der Studentenverein erklärten sich im selben Jahr auf ihrem Kongress in Mainz mit der Fatah solidarisch. Da gab es ein eindeutiges Votum für den bewaffneten Kampf.
    Die deutschen GUPS- und GUPA-Ableger waren seinerzeit mit Abstand die mitgliederstärksten außerhalb der arabischen Welt, und für eine kleine Widerstandsgruppe, die immer noch über wenige Kämpfer, ein dürftiges Waffenarsenal und sehr bescheidene Geldmittel verfügte, war die Unterstützung aus Deutschland viel wert. Aber auch aus anderen Gründen rückte die palästinensische Kolonie in Deutschland nun ins Blickfeld der führenden Köpfe der Fatah. Sie war größer und besser organisiert als die irgendeines anderen europäischen Landes, sie hatte sich zum wichtigsten Außenposten der Fatah in Europa entwickelt, es gab also Gründe genug, in Deutschland mit einer Strategie für ganz Europa anzusetzen. 1965 erhielten wir in Frankfurt daher Besuch von Abu Mazen (Mahmud Abbas), Abu Dschihad und Abu Yusef el-Najjar, 1966 folgte Faruk Kadumi.
    In jenem Jahr sprach ich auch zum ersten Mal mit Arafat selbst. Über die eigenmächtige Vorgehensweise der Fatah verärgert, hatten die Syrer ihn für sechzig Tage inhaftiert. Als ich ihn in Damaskus anrief, war er gerade freigelassen worden, und ich erkundigte mich nach seinem Befinden. Er antwortete mir mit dem Standardsatz, den er für solche Fälle stets parat
hatte: »Dich, Berg, wird kein Sturm je erschüttern.« Diese poetische Wendung war grundsätzlich auf ihn selbst wie auf uns alle bezogen. Er machte nie viel Aufhebens von seiner Person, und wenn er von sich, wie üblich, in der Mehrzahl sprach, dann weniger im Sinne eines Pluralis majestatis als um auszudrücken, dass er sich als Teil der gesamten Bewegung empfand. Wie kein Zweiter verstand es Arafat, den Durchhaltewillen seiner Leute zu stärken oder einfach nur Zuversicht zu verströmen – und auch dieses erste Telefonat mit ihm war erfrischend.
    Mein Medizinstudium hatte natürlich gelitten. Ich hatte ganze Semester ausfallen lassen und mich zum Vorphysikum erst gar nicht angemeldet. Offen gesagt: Ich hatte mit meinem Studium innerlich abgeschlossen, unternahm jedoch nichts, um meinen Vater über den Stand der Dinge aufzuklären – noch konnte ich das Geld, das er mir jeden Monat als Zuschuss zu meinem Studium überwies, gut gebrauchen. Amin, Hayel und Hani ging es im Übrigen mit ihren Studien ähnlich. Nur Nabil schaffte es, Studium und politische Arbeit miteinander zu vereinbaren.

»In Palästina sehen wir uns wieder«
    Am 5. Juni 1967 brach der dritte Nahostkrieg innerhalb von neunzehn Jahren aus. In der westlichen Welt hat sich für ihn die Bezeichnung Sechstagekrieg eingebürgert, in der arabischen Welt spricht man vom

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