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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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koordinierte von dort aus den Widerstand. Seither hatte die Fatah Erfolge zu verzeichnen.
    Wir waren ja nicht die einzige Gruppe, die in den Monaten nach dem Sechstagekrieg in diesem Teil Palästinas aktiv war. So meldeten sich auch viele palästinensische Studenten aus Ägypten zum Kampfeinsatz und führten von Syrien oder Jordanien aus Aktionen gegen Israel durch. Andere Partisanengruppen setzten sich aus jungen Palästinensern zusammen, die in Spanien und Lateinamerika studierten. Beinahe wäre es Arafat in diesen Tagen übrigens wie uns ergangen. Sein sechster Sinn für Gefahr rettete ihn im letzten Augenblick, als israelische Soldaten bei Nablus in das Haus eindrangen, das ihm gerade als Versteck diente. Alles, was sie vorfanden, war sein Mittagessen auf dem Küchentisch – Arafat musste nur Minuten vorher das Weite gesucht haben. Dies ist ein frühes Beispiel für die zahllosen misslungenen Versuche der israelischen Sicherheitskräfte, ihn auszuschalten. Niemand weiß genau, wie vielen Anschlägen Arafat entgangen ist, wie viele Mordanschläge er überlebt hat – von einigen wird noch zu berichten sein.
    Für die Bewohner des Westjordanlands hatte die israelische Besetzung furchtbare Folgen. Dasselbe trifft auf die Menschen
in Gaza zu, denn mit dem Sinai hatte Israel auch den Gazastreifen erobert. Noch einmal 350 000 Flüchtlinge suchten nach dem Sechstagekrieg hauptsächlich in Jordanien, Syrien und dem Libanon Zuflucht, darunter viele, die das Trauma der Vertreibung nun schon zum zweiten Mal erlebten. Und für jene 750 000 Palästinenser, die in ihrer Heimat blieben, galt von nun an militärisches Besatzungsrecht: Die Verwaltung der besetzten Gebiete unterstand israelischen Offizieren, die sich den Palästinensern gegenüber nach Gutdünken verhielten. Die täglichen Schikanen und Demütigungen provozierten in Gaza einen derartigen Widerstand, dass die Israelis dort Anfang 1971 eine groß angelegte Militäraktion unter Ariel Scharon durchführten und Flüchtlingslager unter Beschuss nahmen. Anschließend verbreiterten sie die Straßen in Gaza und schlugen mithilfe von Planierraupen Schneisen in die Flüchtlingslager, sodass ihre Panzer sich freier bewegen konnten.
    Später wurde die Militärverwaltung in eine zivile Verwaltung überführt, die aber weiterhin eng mit der Armee zusammenarbeitete. Dann erhielten die Palästinenser in den besetzten Gebieten die Möglichkeit, in Israel zu arbeiten, und mit der Hoffnung auf eine Besserung der verzweifelten wirtschaftlichen Lage flaute der Widerstand ab. Im Sinne einer klugen Entspannungspolitik wäre es jetzt gewesen, den Palästinensern Selbstverwaltung und freie Wahlen zuzugestehen, denn Bewegungsfreiheit und politische Eigenständigkeit hätten den Widerstandsgruppen aller Wahrscheinlichkeit nach den Wind aus den Segeln genommen. Aber es war nicht das Ziel der israelischen Besatzungspolitik, friedliche Verhältnisse zu schaffen. Vielmehr schien Israel daran zu liegen, möglichst unerträgliche Lebensbedingungen herbeizuführen, jedenfalls setzte sich die Drangsalierung und Entrechtung der palästinensischen Bevölkerung auch unter der zivilen Verwaltung fort.

    Nur zwei Beispiele für diese Politik: Wie schon 1948 erließ Israel auch 1967 ein Militärgesetz, das das Eigentum von »nicht anwesenden Personen« im Gazastreifen und im Westjordanland unter israelische Verwaltung stellte. Aus einem Unrecht wurde also ein zweites abgeleitet, denn für die Abwesenheit dieser Personen waren die Israelis verantwortlich. Und nicht anders als 1948 lief die Güterverwaltung durch Israel auch diesmal in 90 Prozent der Fälle auf eine Enteignung der Flüchtlinge und Vertriebenen hinaus. Was sie in der Praxis unter der Verwaltung fremden Eigentums verstanden, demonstrierten die Israelis gleich nach dem Ende des Sechstagekriegs: Sie sprengten arabische Wohnviertel in Ost-Jerusalem, wie sie einst palästinensische Dörfer gesprengt hatten, und machten auf diese Weise deutlich, dass sie auch den arabischen Teil der Stadt für sich reklamierten.
    Der materiellen Enteignung folgte die geistige Enteignung. Die israelische Regierung redete ihren Bürgern ein, den Gazastreifen von den Ägyptern und das Westjordanland von den Jordaniern befreit zu haben, sprach daher von »befreiten Gebieten«, wenn die besetzten palästinensischen Gebiete gemeint waren, und fand später für das Westjordanland die historische, der eigenen Geschichte entnommene Bezeichnung Judäa und Samaria.

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