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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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stellte sich heraus, dass der Mann ein junger, sympathischer Deutscher war, der am Flughafen am Lufthansa-Schalter arbeitete. Es war klar, dass er um sein Leben fürchtete, und genauso offensichtlich, dass er völlig harmlos war – fast immer merkt man in den ersten Minuten, ob jemand für diese Art von Geschäften infrage kommt oder nicht, und dieser Mann war ganz sicher nicht der Typ, mit den Israelis bei einer Kommandoaktion gemeinsame Sache zu machen. Von der Unschuld des Mannes überzeugt, ging ich zu Hamad el-Aydi, der mir auch keine Anhaltspunkte für den Verdacht seiner Leute liefern konnte. Ohne Zweifel hatten sie ihn nur deshalb festgenommen, weil er Ausländer war und sie nicht mit leeren Händen in ihre Zentrale zurückkehren wollten. »Lass ihn laufen«, sagte ich. Hamad sträubte sich. »Auf deine Verantwortung?« , sagte er schließlich, immer noch zwischen Härte
und Nachgiebigkeit schwankend. »Auf meine Verantwortung.«
    Ich ging zu dem Raum hinüber, in dem der Deutsche festgehalten wurde, und erklärte ihm, dass er gehen könne. Er glaubte mir nicht. Er war so fest davon überzeugt, sterben zu müssen, dass er mich bat, vor seinem Tod noch einen Brief an seine Mutter schreiben zu dürfen. »Seien Sie nicht so dumm«, sagte ich ihm. »Sie sind frei, und ich werde Sie bis zur Grenze begleiten.« Mittlerweile nämlich waren Schießereien in den Straßen von Beirut an der Tagesordnung, und ich wollte sichergehen, dass er heil das Gebiet der Falangisten erreichte. Erst als ich von ihm Abschied nahm, war er von seinem Glück überzeugt; bis dahin hatte er sich unentwegt umgeschaut in der Annahme, von Killern verfolgt zu werden. Dass tatsächlich nicht viel zu seiner Erschießung gefehlt hatte, behielt ich lieber für mich.
    Kurze Zeit später brachen die Kämpfe aus. Von unserem Balkon aus beobachteten Benita und ich die Kolonnen der libanesischen Armee, die in Richtung der Flüchtlingslager marschierten, wo auch Arafat sein Hauptquartier hatte. Was können wir tun?, überlegte ich mit Daud, einem Freund aus Deutschland, der mit seiner deutschen Frau ganz in der Nähe wohnte. Wie können wir helfen? Da ich kein ausgebildeter Straßenkämpfer bin, wollte ich nicht selbst zum Gewehr greifen, aber als guter – und wenn es sein muss rasanter – Autofahrer gefiel mir die Idee, Nachschub an Proviant, Munition und Waffen von unserem Hauptquartier an die Front zu transportieren. Ich organisierte einen VW-Bus, und in den nächsten Tagen fuhren wir von Sonnenaufgang bis in die Nacht hinein pausenlos hin und her, von einem Einsatzort zum anderen, immer mit Vollgas kreuz und quer durch die engen Gassen Beiruts, ich am Steuer. Wir bewegten uns innerhalb der Grenzen unseres Gebiets, insofern waren wir einigermaßen sicher, gleichwohl erwischte es Salman,
einen unserer Mitfahrer, der von einer Granate schwer verletzt wurde. Durch die Ausgangssperre zu Untätigkeit und Alleinsein verurteilt, bangte Benita unterdessen Tag und Nacht um mein Leben.
    Nach den Erfahrungen in Jordanien waren unsere Kämpfer entschlossen, es nicht zur nächsten Katastrophe kommen zu lassen, und an der Verteidigung der Flüchtlingslager beteiligten sich alle, auch Frauen und Kinder. Mit dem Erfolg, dass die libanesische Armee sowie die Falangisten große Verluste hinnehmen mussten und um einen Waffenstillstand nachsuchten. Ich traute dem Frieden nicht. Insbesondere die falangistischen Milizen waren ein unberechenbarer und gnadenloser Gegner, wie sich am Tag der Waffenstillstandsverhandlung wieder einmal gezeigt hatte – unser Emissär wurde in den Kopf geschossen, als er sich ohne Begleitung, nur mit einer Pistole bewaffnet, einem Kontrollpunkt der Falangisten näherte. Ich war daher erleichtert, als Arafat mir im Mai den Auftrag erteilte, einer Einladung des libyschen Revolutionsführers Gaddafi zu folgen und an seiner Stelle nach Tripolis zu reisen.
    Benita und ich kamen überein, unser improvisiertes Familienleben unter den gegebenen Umständen einstweilen abzubrechen. Kaum verheiratet, war sie in den Strudel der nahöstlichen Ereignisse hineingezogen worden. Kaum auf der Welt, teilte auch Baschar schon das Schicksal meines Volkes. Eine vorübergehende Rückkehr nach Deutschland würde den beiden erlauben, nach den Aufregungen der letzten Monate wieder zur Ruhe zu kommen. Wir suchten einen Lufthansa-Flug für sie aus. Ihre Maschine nach Frankfurt sollte um 7 Uhr morgens starten, und ich buchte einen Flug am Vormittag desselben Tages

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