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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Lester ihnen beschrieben hatte, und steuerten auf eine natürliche Lichtung an einer kleinen, flachen Bucht zu. Nachdem sie das Boot vertäut und ihre Rucksäcke aufgesetzt hatten, folgten sie der Nadel von Lesters kleinem Kompass durch das lichte Gehölz.
    »Ich nehme an, dass es hier Schlangen gibt«, sagte Connor.
    »Davon gehe ich aus. Ich bin immer noch keinem dieser tödlichen Bushmaster begegnet. Wahrscheinlich hören sie uns kommen und verziehen sich«, sagte Madi fröhlich.
    Aber als sie stehen blieb, um ein zartes Büschel Orchideen auf einem Baumstamm zu bewundern, erstarrte Madi, stieß Connor an und deutete auf einen niedrig hängenden Ast. Dort sonnte sich eine lange, dünne Schlange. »Schau, du hast es heraufbeschwört mit deinem Gerede über Schlangen«, flüsterte Madi, ohne den Blick von dem wunderschönen Geschöpf zu nehmen. Die Schlange war leuchtend grün wie frische Blätter und hatte seitliche Streifen in tiefstem Blau. Sie hatte porzellanblaue Augen und zeigte, als sie den Kopf hob, einen cremefarbenen Unterbauch. »Was für eine Schönheit«, sagte Connor.
    »Aber äußerst giftig. Das erkennt man an dem pfeilförmigen Kopf.«
    »Hat Lester dir das erzählt?«
    »Nein, ich hab es in Gwens Buch gelesen.«
    Vorsichtig entfernten sie sich von der Schlange. »Diese Gwen ist ein echter Teufelsbraten«, grinste Connor. »Ich habe das Gefühl, dauernd mit ihr konkurrieren zu müssen.«
    Madi lachte. »Sie war für mich so etwas wie ein Katalysator. Ich wünschte, ich wüsste mehr von ihr. Ich frage mich, ob sie je hierher zurückgekehrt ist, ob sie sich in England niedergelassen hat oder ob sie zurück nach Ballarat gegangen ist und Guyana ihr einziges großes Abenteuer geblieben ist«, sinnierte Madi.
    »Ist es das für dich? Das große Abenteuer?«
    »Oh, ich gehe nie zurück«, neckte ihn Madi. »Ich werde die Königin des Dschungels sein.«
    Connor zog eine mit kleinen weißen Blüten besetzte Ranke herab, wand sie zu einem Kranz und setzte ihn Madi auf den Kopf.
    »Ihre Krone, Hoheit.«
    Sie tanzte vor ihm her. Trotz ihrer Wanderstiefel und der dicken Socken, ihrer halblangen Shorts und des Baumwollunterhemds, des auf den Rucksack geschnallten Huts und der schief sitzenden Blumenkrone auf den fliegenden blonden Zöpfen erinnerte sie Connor an einen sorglosen Waldgeist. Wieder kamen die nagenden Gedanken, und er fragte sich, worauf er und Madi zusteuerten. Er wusste, dass er sich in sie verliebt hatte, aber ihr ausweichendes Verhalten beunruhigte ihn. Er hatte keiner anderen Frau gegenüber je so empfunden und war verstört darüber, dass seine Liebe nicht in gleichem Maße erwidert wurde.
     
    Als sie zu den Felsklippen kamen, gingen sie in einer tiefen Schlucht am Wasserlauf entlang bis zum Fuß des kleinen Wasserfalls, der wie weißes Haar über einen glatten, nackten Rücken herabschäumte. Ein großer, klarer Teich funkelte unter dem rauschenden Wasserfall, und hinter dem schimmernden Vorhang konnten sie eine kleine Höhle sehen, in der Mauersegler und Fledermäuse nisteten. Zwischen den Bäumen, Palmen und Büschen wuchsen am Rand des erfrischenden Sprühnebels Wildblumen und Orchideen.
    Madi klatschte in die Hände. »Das ist ja wie eine Filmkulisse!«
    Gerötet und erhitzt von der langen Wanderung, zogen sie sich aus, wateten in den Teich, plantschten und bespritzten sich voller Wonne.
    Sie setzten sich unter den Wasserfall und ließen sich das wie feine Nadeln pieksende Wasser auf den Kopf prasseln, hielten den Atem an, schwammen am sandigen Grund entlang und tauchten in den schäumenden Blasen des Wasserfalls wieder auf. Sie ließen sich im Wasser treiben, dachten an nichts, genossen einfach nur das Dasein. Zwei Kinder beim Spielen.
    Sie legten sich nackt ans Ufer und ließen sich von der Sonne trocknen. Connor pflückte einen Arm voll Blumen und verstreute sie über Madis schlankem, festem Körper, legte Orchideen auf ihre Brustwarzen und den Bauchnabel.
    Die Blumen wurden zerdrückt, als sie sich auf dem Blütenteppich liebten und ihre Haut dabei den erdigen Geruch von Nektar und Blütenblättern aufnahm.
    Sie verzehrten das Mitgebrachte, schwammen noch einmal und packten danach widerstrebend zusammen. »Lass uns noch ein bisschen erforschen, wie es oben am Wasserfall aussieht, bevor wir zurückgehen«, schlug Madi vor.
    Also kletterten sie seitlich hinauf und hatten nach fünfzehn Minuten einen herrlichen Blick von oben, hinab auf den Teich und den fernen Fluss, wo sie das Boot

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