Der Gesang des Wasserfalls
vertäut hatten.
Sie gingen durch das offene Gelände, das nur mit hohen, gerade gewachsenen Bäumen bestanden war, die sich nicht zu einem Blätterdach schlossen. Wildpfade führten über die Lichtungen und durch das niedrige Unterholz.
Als sie gerade umkehren wollten, fasste Connor Madi am Arm und legte den Finger auf die Lippen. »Pst, was ist das?«
»Was?« Madi hatte vor sich hingesummt, in Gedanken weit weg.
Dann hörte sie es auch. Ein fernes Brummen. »Das sind keine Insekten, das ist eine verdammte Kettensäge«, sagte sie.
»Wer würde denn hier oben Holz fällen, was denkst du?«, fragte Connor.
»Ich sage dir, wer. Illegale Holzfäller«, sagte Madi. »Sie richten damit furchtbaren Schaden an. Die großen Firmen halten sich an die Regeln und scheinen in den ihnen zugewiesenen Gebieten korrekt zu arbeiten, aber sie haben wissen lassen, dass sie hintenherum illegal geschlagenes Holz kaufen. Diese Leute zerstören so viel, fällen die Bäume nicht sachgemäß, wählen sie willkürlich aus, verunreinigen die Flüsse und verursachen Erosionen. Das sind Piraten, Connor.«
Er blinzelte ob ihres vehementen Ausbruchs. »Woher weißt du das alles?«
»Das ist es, was diese windigen Typen treiben, obwohl manche mit dem illegalen Abholzen ihren Lebensunterhalt verdienen. Pieter ist sehr besorgt, weil sie wertvolle Baumexemplare nehmen und das Ökosystem verletzen und die Pflanzen zerstören.«
»Ah, dein Pflanzenfreund.«
»Hör zu, ich denke, wir sollten nachsehen, was da vor sich geht, damit Lester die Indios benachrichtigen kann. Sie melden es den Behörden und schicken gleichzeitig kleine Wachmannschaften aus.«
Connor sah sie zweifelnd an. »Klingt ein bisschen riskant. Wir könnten ihnen eine ungefähre Beschreibung der Örtlichkeiten geben.«
»Es kann doch nicht schaden, etwas näher heranzugehen, Connor. Mehr als zwei Kilometer können es nicht sein. Lass uns sehen, was sie da machen, ohne von ihnen entdeckt zu werden.« Madi stiefelte in Richtung des fernen Gebrumms der Kettensäge los.
»Wenn du unbedingt Cowboy spielen willst … aber wir gehen nicht zu nahe heran«, warnte Connor.
Sie bahnten sich ihren Weg durch den Dschungel und waren etwa eine Stunde gegangen, als sie an einen noch vor kurzem benutzten Pfad kamen. Das Geräusch der Kettensäge war zwar immer noch fern, aber ihnen war klar, dass sie sich einer Art Lager näherten. Sie überquerten eine große Lichtung und entdeckten dann ein Zelt und eine Hängematte.
»Bleib zwischen den Bäumen. Wir gehen außen herum«, flüsterte Connor.
»Ich glaube nicht, dass jemand hier ist«, sagte Madi.
»Na, dann lass uns zurückgehen.«
»Wieso, wir haben doch noch gar nichts gesehen. Wo wir schon so nahe sind, können wir uns auch ansehen, was da vorgeht«, zischte Madi.
»Warum flüsterst du, wenn du meinst, dass niemand hier ist?«
Sie hielten sich im spärlichen Unterholz zwischen den lichten Bäumen und standen dann plötzlich, bevor sie merkten, wie nahe sie waren, vor einer Lichtung und einem Lagerplatz. Madi und Connor blieben hinter ein paar Bäumen stehen, die sie verdeckten.
Es gab mehrere grob gezimmerte Hütten, eine Kochstelle und einen Haufen aufgetürmter Baumstämme. Daneben war eine kleine Ladevorrichtung mit Ketten, die zum Hochziehen der Baumstämme benutzt wurden. Connor warf einen scharfen Blick auf die Stämme. »Sie sehen hohl aus«, flüsterte er.
»Blödsinn, wozu sollte das gut sein? Okay, ich habe genug gesehen, lass uns gehen.«
»Warte. Ich höre Stimmen.« Connor bedeutete ihr, still zu sein und sich nicht zu bewegen.
Männer kamen auf die Lichtung, gingen zu einer der Hütten und schlossen das Vorhängeschloss auf. Connor und Madi sahen sich erstaunt an. Wozu brauchte jemand hier draußen ein Vorhängeschloss?
Ein paar Minuten später trug ein Mann, der wie ein Indio aussah, weiße Plastikbeutel aus der Hütte heraus. Er warf sie zwei anderen Männern zu, die bei einem der Baumstämme hockten und sie hineinzustopfen begannen. Mit einer Stange schoben sie sie weiter nach innen. Dass es sich um ein Versteck handelte, wurde klar, als sie die Öffnung mit einem ausgesägten Holzstück wie mit einem großen Korken verschlossen.
Madi sah Connor an und hob die Augenbrauen, sie hatte ein nervöses Flattern im Magen. Connor formte ein Wort mit den Lippen. »Drogen.«
Sie wagten nicht, sich zu rühren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Reglos standen sie im Halbschatten da, atmeten kaum, hofften, die
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