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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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mal sicher.«
    »Du brauchst nicht zum Servieren dazubleiben, Hyacinth, wir kommen schon zurecht.« Madi hatte bemerkt, dass manche der Dienstboten nicht gern andere Guyaner bedienten. Der Status der verschiedenen ethnischen Gruppen wurde noch zusätzlich durch wirtschaftliche, kulturelle und soziale Faktoren beeinflusst.
    Madi erinnerte sich an ein Gespräch mit Lester am Lagerfeuer, bei dem er von den Auswirkungen der Sklaverei gesprochen hatte. »Wir ham 'ne Menge Schlimmes durchgemacht, jetzt wolln wir nur in Ruhe gelassen werden und uns um unseren eigenen Kram kümmern. Manche Leute denken, sie wären besser wie andere. Das is okay. Aber wir sind alle Guyaner, und das is die Hauptsache.«
    Nach dem Essen saßen sie auf Berbice-Stühlen, ähnlich den australischen Siedlerstühlen, und ließen die Beine lässig über die ausladenden Armlehnen baumeln. Entspannt und gut gesättigt tranken sie ihren ausgezeichneten Brandy. Lester war sehr zufrieden mit dem Preis, den er für seine Funde erzielt hatte, und führte den Erfolg darauf zurück, dass Madi und ihr Froschtalisman bei ihm im Lager gewesen waren. Er berichtete, dass mehr Indios als ursprünglich erwartet zu Xaviers Kundgebung nach Georgetown kommen würden.
    Matthew war skeptisch. »In der Mine wird geredet, und in den Zeitungen ist zu lesen, dass die Indios gewaltige Forderungen stellen werden, dass es im Hospiz Aktivisten gibt, die das Ganze anheizen und so. Gerüchteweise war zu hören, dass es Ärger zwischen den verschiedenen Fraktionen geben könnte. Klingt das nicht alles sehr nach dem Protest der Aborigines bei uns zu Hause mit ihrem Botschaftszelt in Canberra und ihren Fraktionskämpfen?«
    Lester sah es anders und erklärte Matthew und Connor die politischen Unruhen höflich, aber voller Inbrunst aus einer anderen Perspektive. Er wies sie darauf hin, dass die Guyaner aller Rassen die Armut und die Verschwendung und die Korruption, die in ihrer Gesellschaft krankhaft zu sein schienen, satt hatten. Da er sich der Verbindungen der beiden Australier zu internationalen Firmen bewusst war, verhielt sich Lester etwas reserviert. Aber er machte deutlich, dass sich die Bevölkerung Guyanas in zunehmendem Maße fragte, wie viel Gutes die sich rapide ausdehnende ausländische Kontrolle über wichtige Wirtschaftssektoren auf Dauer bringen würde.
    Sein breiter kreolischer Slang täuschte darüber hinweg, wie tief sein Verständnis für wirtschaftliche Entwicklungen war. Er sprach die vor kurzem im Betrieb genommene Kolumbus-Goldmine an und fragte, warum daran kein guyanisches Kapital beteiligt war. Warum gab es so viele ausländische Angestellte in Schlüsselpositionen, und warum wurde kaum einheimisches Personal geschult? Und obendrein stellte er auch noch die Umweltschutzmaßnahmen der Minengesellschaft infrage.
    »Wie kommt's«, fragte er, »dass wir angeblich so 'n reiches Land sein sollen, wenn alle so arm sind?«
    Eine beeindruckende Rede, dachte Madi, die schon im Camp gemerkt hatte, dass Lester mehr zu bieten hatte, als man auf den ersten Blick vermutete, und sie beobachtete Connor, um seine Reaktion zu sehen.
    Er überging Lesters Äußerungen über die größeren Zusammenhänge. »Was soll denn mit den Umweltschutzmaßnahmen der Goldmine nicht stimmen? Ich war erst vor zwei Tagen dort, und alles schien in Ordnung zu sein – die Produktion läuft gut.«
    »Sie ham nix von die toten Fische gehört?«
    »Nein.«
    »Na ja, die Indios dort aus der Gegend sagen, der Fluss bei der Goldmine is voll mit toten Fischen. Sogar tote Schweine treiben da runter. Und die Minenbosse rennen rum und sind sehr wütend. Xavier war da und hat's selbst gesehn.«
    Matthew und Connor tauschten wissende und besorgte Blicke aus.
    »Klingt nach Zyanid – ein Leck im Abwasserdamm«, sagte Matthew.
    »Ich habe nicht das Geringste davon gehört oder irgendwelche Unstimmigkeiten bemerkt«, sagte Connor.
    »Ja, aber du hast die klimatisierten Büros auch nicht verlassen, stimmt's?«, sagte Madi. »Es gibt nur eine Möglichkeit herauszufinden, was da wirklich vorgeht, aber dafür musst du dir die Hände schmutzig machen und da hingehen, wo gearbeitet wird, Connor.«
    »Xavier tut schon für Wirbel sorgen, wartet's nur ab«, sagte Lester.
    Connor dachte einen Moment lang nach. »Je eher ich diesen berühmten Xavier kennen lerne, desto besser, denke ich. Er wird sich nicht gerade beliebt machen, wenn er sich wegen der Forderung von Landrechten, von Partnerschaften bei

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