Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Zugmotoren einfach weggeschmissen wurden. Er zeigte dem Vorarbeiter, wie man die Wickelung erneuert, und Amtrak sparte eine Menge Geld. Nachdem ihn der Vorarbeiter gefragt hatte, wo er das gelernt hätte, schickte Amtrak Leute nach Guyana und heuerte jeden an, der das konnte.«
    Lennie brüllte vor Vergnügen. »Clevere Burschen, unsere Arbeiter, was? Aber man muss aufpassen, denn sie können auch etwas zu erfinderisch sein … lassen zum Beispiel Kabel durchschmoren, um an das Kupfer heranzukommen und es zu verkaufen.«
    Sie gingen in die Verwaltung und betraten einen Raum, in dem ein Buchhalter an einer Rechenmaschine saß und Einträge in ein großes Hauptbuch vornahm. Zwei Schreibkräfte hackten eifrig auf alte mechanische Schreibmaschinen ein. In einem größeren Büro nebenan saßen acht Angestellte vor schimmernden Computern.
    Johns, der hier offensichtlich noch nicht gewesen war, schaute erstaunt. »Was zum Teufel ist das?«
    »Meine Initiative. Alles wird ins System eingegeben. Ist natürlich noch nicht vollkommen programmiert, aber sie arbeiten daran.« Lennie betrachtete strahlend die Reihe der Computer.
    »Wieso? Und warum haben Sie dann immer noch Leute, die in Hauptbüchern herumkritzeln und an Remingtons aus den fünfziger Jahren schreiben?«, fragte Johns sanft.
    Lennie ging zur Verteidigung über. »He … wir sind hier in Guyana. Der Strom fällt regelmäßig aus, die Computer stürzen ab und, bingo, alles ist weg. Außerdem machen sich die Jungs hier immer noch mit dem System vertraut. Aber ihr schafft das schon, was?«, rief er den angespannt und schweigend vor ihren Apparaten hockenden Angestellten gebieterisch zu. Sie lächelten alle und nickten nachdrücklich. Kevin juckte es in den Fingern, sich zu einem von ihnen zu setzen und herauszufinden, wie weit sie wirklich schon in das Computerwissen eingedrungen waren.
    Matthew machte eine weitere Wette mit sich selbst. »Ich setze mein Geld auf die Remingtons.«
     
    Mit dem knatternden Firmenbus wurden sie zu einer raschen Besichtigungstour durch die Bergwerkssiedlung gefahren, aber Stewart Johns starrte stirnrunzelnd und gedankenverloren vor sich hin und schien kaum etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen.
    Matthew stieß Kevin an, als sie über eine Brücke fuhren, vor der ein großes Schild verkündete, für Tiere sei der Übergang verboten, »außer, sie werden zur Arbeit benutzt«. Mehrere Ziegen und eine Kuh standen mitten auf der Brücke und blockierten die Durchfahrt brüllender und hupender Fahrer. Der Motor des Busses starb ab, und der Fahrer sprang hinaus und machte sich unter der Motorhaube zu schaffen, wobei er gleichzeitig eine neugierige Ziege aus dem Weg stieß. Matthew beugte sich über den Gang zu seinem Chef. »Haben Sie auch den Eindruck, dass die Leute hier einige Probleme haben?«
    Der Geschäftsführer grinste und rollte zustimmend mit den Augen, dann machte er Vivian Prashad nach. »O ja, aber keine Bange, Mr. Matthew. Wir sind sehr gut im Improvisieren.«
    Matthew lachte in sich hinein und wurde dann ernst. »Haben Sie gesehen, in welchem Zustand sich die Fahrzeuge auf dem Firmengelände befanden? Die sind bestimmt alle ausgeschlachtet worden. Ich nehme an, das einzige Originalteil an ihnen sind die Nummernschilder.«
     
    Sie wurden zur Siedlung der Führungskräfte von Guyminco gefahren, in der es auch ein schönes altes Gästehaus namens
Wanika House
gab, wo sie übernachten sollten. Kevin bezeichnete den Einrichtungsstil des alten Gästehauses als »Guyana Grand«. Es enthielt Gästequartiere für zu Besuch weilende wichtige Persönlichkeiten, Gemeinschaftsräume und Empfangsräume. Einige Angestellte aßen im großen Speisesaal, aber für den Lunch von »Generalmanager Mr. Krupuk und Gästen« war in einem privaten Speisezimmer gedeckt worden, wie auf einer kleinen Tafel neben den kunstvollen Doppeltüren zu lesen war.
    Vor dem Lunch wurden Matthew und Kevin ihre Zimmer im oberen Stockwerk gezeigt, Suiten im tropischen Kolonialstil, die an die Zeit von Somerset Maugham erinnerten. Große Räume mit hohen Decken, dazu spärliches Mobiliar. Die Böden aus gewachstem Holz und die trägen Deckenventilatoren sowie die schräg gestellten Fensterläden sollten für eine kühlere Raumtemperatur sorgen. Auf der breiten Veranda, die von Glaslamellen umgeben war, standen Korbmöbel auf einer kunstvoll gewobenen, indianischen Tibisiri-Matte.
    Matthew schaute hinaus zu dem nur fünfzig Meter entfernten Fluss. Große Mangobäume

Weitere Kostenlose Bücher