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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Kevin mit erhobenen Augenbrauen. »Sollte man ihn nicht ablösen, wenn der neue Vertrag wirksam wird?«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Johns leise.
    »Die Leute hier wissen jedenfalls, wie man sich amüsiert«, meinte Matthew und rieb sich abwesend seine schmerzenden Schläfen. »Die Party von Lennie und Roxy war schon was Besonderes.«
    Johns grinste. »Freut mich, dass Sie es genossen haben. Von jetzt an werden Sie von Glück sagen können, wenn Sie mal ein freies Wochenende haben.«
    Matthew ging nicht darauf ein. Ihm hatte der gestrige Abend gefallen, und er freute sich schon darauf, sich in das gesellschaftliche Leben von Georgetown zu stürzen, das offenbar viel zu bieten hatte. Allerdings nahm er sich vor, in Zukunft so schwere Kater wie den heutigen zu vermeiden, der ihm diese Fahrt zur Höllenqual machte.
     
    Die Yacht glitt ruhig den breiten Demerara hinauf. Die Männer entspannten sich und verfielen in Schweigen, während das Boot den Windungen des Flusses folgte, der so dunkelbraun war wie der nach ihm benannte Zucker. Das Wasser war klar, nicht trübe, trotz der kräftigen Färbung, die von der Vegetation, den Wurzeln und Mineralien stammte, die aus dem umliegenden Dschungel eingeschwemmt wurden.
    Lilien, Palmen und ein Gewirr wuchernder, immergrüner Pflanzen und Bäume säumten die Ufer und schirmten alles Dahinterliegende ab.
    »Was glaubst du, was da drinnen ist?«, meinte Matthew.
    »Das geht bestimmt stundenlang so weiter«, erwiderte Kevin. »Vielleicht ein paar Dörfer, Camps – nicht viel.«
    »Ich würde diese Gegend gern näher erforschen. Die Flüsse hinauffahren. Da kommt viel Wasser herunter von den starken Regenfällen im Gebirge. Offenbar ein gewaltiges Netz von Wasserläufen.«
    »Guyana heißt ja auch nicht umsonst Land der vielen Wasser. Ich seh dich schon in Tropenhelm und Breeches den Amazonas hinaufpaddeln«, lachte Kevin.
    Sie kamen an einem Fischerboot aus Aluminium vorbei, das mit Bierkisten und Vorräten beladen war, und die Insassen winkten ihnen fröhlich zu, als die
Roxanne
den langsam tuckernden Außenborder überholte. Näher am Ufer glitt ein Einbaum mit einer Indiofamilie gemächlich den Fluss hinab. Der Vater bemühte sich, das Kanu in dem von den beiden Motorbooten aufgewühlten Wasser ruhig zu halten. Zwei kleine Kinder, die zwischen aufgehäuftem Gemüse saßen, schauten hinüber zu dem großen Boot, erwiderten Lennies Winken aber nicht.
    Es war eine angenehme Fahrt, und Lennie, ganz der leutselige Gastgeber, sprach davon, wie froh er sei, dieses ›Firmenboot‹ angeschafft zu haben und dass er es benutze, um von Georgetown zu seinem ›Wochenendhaus‹ am Essequibo zu fahren. »Natürlich gehört es der Firma. Unglaublich viele Fische da oben. Man kann auch jagen, wenn man will. Schwimmen, mit dem Floß fahren, es sich auf der alten Terrasse mit einem Rum bequem machen … großartiger Ort … fühle mich wie Hemingway, wenn ich da bin.«
    Matthew und Kevin tauschten Blicke aus, sagten aber nichts. Keiner von beiden sah den Boss an. Da würde es sicher noch Probleme mit ihrem Geschäftsführer geben. Er hatte nie etwas dafür übrig gehabt, Geschäft und Vergnügen zu vermischen.
    Bald lichtete sich die Vegetation, und schließlich sahen sie die Dächer von MacGregor im Sonnenlicht funkeln. Über die Stadt erhoben sich die Schornsteine der Kalzinierungsöfen, in denen die Bauxitkristalle ausgewaschen und erhitzt wurden, um sie zu weißem Aluminiumoxidpulver, Aluminat, zu verarbeiten, das wie Puderzucker aussah.
    Johns fiel sofort auf, dass nur zwei Schornsteine in Betrieb waren. Ein schlechtes Zeichen. »Die Fördermenge muss heute sehr gering sein.«
    »Dann staubt es nicht so, was?«, sagte Lennie. »Keine Bange, die höheren Angestellten und die Ausländer wohnen auf der windabgewandten Seite.« Er lachte. »Da ist die Stelling, direkt vor den Firmenhäusern und unserem Clubhaus. Lass mal die Sirene heulen, Skipper. Damit die Mädels wissen, dass sie den Lunch fertig machen sollen.«
    Der Skipper kam der Aufforderung nach und ließ die Sirene ertönen. Johns sah auf die Uhr. »Ich möchte Matthew erst die Förderanlage und den Betrieb zeigen. Damit wir beim Lunch schon Einzelheiten besprechen können.« Stewart Johns war entschlossen, beim Geschäftlichen zu bleiben.
    Matthew war verzaubert von der Schönheit der vor ihm liegenden Ansicht. Da gab es eine Reihe großer Holzhäuser, alle weiß gestrichen und voneinander durch weiträumige Gärten getrennt,

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