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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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stand, wo Ernestos Leiche gelegen hatte.
    Als sie sich an Bord niedergelassen hatten und den Fluss auf den silbernen Spuren des Mondes hinabfuhren, war keiner von ihnen zum Reden aufgelegt. Alle waren müde, und Madi fühlte sich wie ausgewrungen. Connor legte den Arm um sie. »Morgen früh sieht alles nicht mehr so schlimm aus.«
    Sie versuchte, ihre rasenden Gedanken zu beruhigen, aber je länger sie über Ernestos Tod nachdachte, desto mehr Fragen und Ängste schossen ihr durch den Kopf, bis sie völlig erschöpft an Connors Schulter einschlief.

[home]
    Neuntes Kapitel
    D er Fahrer von AusGeo hielt vor dem Pessaro Hotel. Matthew und Kevin, beide müde, stiegen aus und begaben sich in das kleine Konferenzzimmer im ersten Stock. Stewart Johns, der am Abend zuvor aus Kanada zurückgekommen war, hatte ein Frühstückstreffen für alle Abteilungsleiter der Mine und das australische Team angesetzt. Die Gruppe versammelte sich, und ein Kellner, der steif an der einen Seite des Raumes stand, servierte ihnen Kaffee. Kevin griff nach einem Kuchenstück.
    »Fünf Stunden Schlaf nach diesem langen Wochenende sind eine schlechte Vorbereitung für eine Sitzung mit dem Geschäftsführer«, stöhnte er, über seinen schwarzen Kaffee gebeugt. »Hast du schon mit ihm gesprochen?«
    Matthew schüttelte den Kopf. »Nein, bisher hat ihn offenbar noch niemand zu Gesicht bekommen. Ich frage mich, was das Ganze hier soll. Warum sind die Kerle von der Mine da?«
    »Wahrscheinlich will er, dass sie sich einbezogen fühlen. Was hat er denn überhaupt in Kanada gemacht?«
    »Irgendeine internationale Bergbaukonferenz von großen Bossen über die Zukunft dieses Industriezweigs angesichts des wirtschaftlichen und ökologischen Klimas und so weiter.«
    In diesem Moment kam Johns in den Raum, gefolgt von einem Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatten. Der Geschäftsführer sah frisch und schwungvoll aus. Der andere Mann war groß, solide gebaut und durchtrainiert. Muskeln wölbten sich unter seinem blassblauen Hemd, trotz seines fortgeschrittenen Alters.
    Johns richtete den Blick auf die Anwesenden. »Guten Morgen, meine Herren. Das hier ist Gordon Ash, Guymincos neuer Generalmanager. Bitte haben Sie keine Vorbehalte, offen vor ihm zu sprechen.« Er ließ diese Ankündigung in die verblüffte Stille fallen und fuhr dann fort: »Okay. Zeit für die Berichte. Lassen Sie uns hören, wie die vergangene Woche verlaufen ist.«
    Einer nach dem anderen gab seinen Bericht ab. Die Leute aus der Mine legten Produktionszahlen vor und beschrieben technische Probleme. Manche davon waren gelöst worden, so gut es ging, andere Entscheidungen warteten auf Absegnung oder Alternativvorschläge. Gordon Ash saß vorgebeugt, die fleischigen Hände vor sich auf dem Tisch, und machte sich hin und wieder Notizen, während er jedem Bericht mit so großer Aufmerksamkeit folgte, dass der Berichtende die Augen vor seinem eindringlich forschenden Blick senkte.
    Schließlich war Matthew an der Reihe.
    »Na, wie war das Wochenende mit den heimlichen Drahtziehern? Irgendwas Interessantes aufgeschnappt?« fragte Johns.
    Matthew berichtete rasch und in knappen Worten von Ernesto St. Kitts Tod.
    »Lieber Himmel, was für ein Schlamassel. Verdammt schade. Damit haben wir unseren besten Informanten und Helfer in der Regierung verloren. Glauben Sie, dass es ein Unfall war?«
    »Das wird zumindest behauptet.« Matthew sagte nichts von den Drogen. »Ich habe da allerdings so meine Zweifel.«
    »Sehr unschön für Ihre Schwester. Und wie geht es nun weiter?«
    Matthew wollte sich nur ungern außerhalb des kleinen AusGeo-Teams offen äußern, vor allem, da guyanische Staatsangehörige anwesend waren. Man wusste nie, wem ihre Loyalität galt oder wen sie kannten. »Wir haben unsere Aussagen vor der Polizei gemacht, und es kann sein, dass sie noch weitere Fragen an uns haben.«
    »Verstehe.« Johns sah zu Kevin, der nicht viel hinzuzufügen hatte, aber es war klar, dass auch er sich zurückhielt. Dann stellte Johns ihnen Gordon Ash ausführlicher vor, beschrieb ihn als erfahrenen Bergwerksexperten, der sich praktisches Wissen sowohl unter Tage als auch über Tage erarbeitet hatte, dann in die Verwaltung aufgestiegen war und schließlich in die Bergwerksleitung. Er hatte in vielen Ländern in Bergwerken gearbeitet und war ein Problemlöser, der sich mit Arbeitskräften, Bergbau, technischen und bürokratischen Hindernissen auskannte. Nachdem die Australier ihre Arbeit beendet hätten,

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