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Der Geschmack von Apfelkernen

Der Geschmack von Apfelkernen

Titel: Der Geschmack von Apfelkernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagena
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Hühnerhaus bei uns im Garten
     »Nazi« steht? Mit roter Farbe.
    Max schaute hoch.
    - Nein, das wusste ich nicht.
    - Und jetzt will ich das Hühnerhaus streichen.
    - Das ganze Hühnerhaus? Mit einem Eimer Farbe?
    - Nein. Aber viel mehr als zwei oder drei weitere Eimer
     hätte ich wohl doch nicht auf den Gepäckträger bekommen, oder was meinst du, hm?
    - Weißt du, Iris, wieso fragst du mich nicht einfach, ob
     du mein Auto leihen kannst oder ob ich dir das Zeug mitbringen kann?
    - Weißt du, Max, wie soll ich wissen, dass du hier
     rumhängst, statt im Büro zu arbeiten?
    Und dann fügte ich noch hinzu:
    - Außerdem war ich ja gerade auf dem Weg zu dir.
    Dabei sah ich ihn fest an und hoffte, er würde dann nicht
     sofort merken, in welch sonderbaren Widersprüchen ich mich gerade verhedderte.
    Max runzelte die Stirn, und ich sprach schnell weiter:
    - Ich wollte wissen, was ihr im Büro noch an Akten über
     meinen Großvater habt. Hat das ein Nazi geschrieben, oder wollte jemand uns als
     Nazis beschuldigen?
    - Verstehe. Ich kann mal nachsehen. Im Keller haben wir
     Kartons, die noch vom alten Herrn stammen. Aber wenn da etwas Belastendes drin wäre,
     dann hätte er sie sicher nicht bei uns aufbewahrt.
    - Das stimmt. Also muss ich wohl einfach so zu dir
     gekommen sein.
    Max schaute mich nervös an.
    - Machst du dich jetzt über mich lustig, oder flirtest du
     mit mir?
    - Ich mache mich nicht über dich lustig: Du hast mich
     gerettet, ich habe dein blaues Männershampoo benutzt und mich in deinen Bademantel
     geschnäuzt. Ich stehe tief in deiner Schuld.
    - Dann flirtest du also mit mir, sagte Max nachdenklich.
     Gut.
    Er nickte.

[Menü]
    VIII. Kapitel
    Obwohl der Weg zu meinem Haus nur kurz war, wollte ich ihn nicht in Max’ blauem Bademantel zurücklegen. Also stieg ich in sein Auto, Max legte das Fahrrad in den Kofferraum, wo es nur zur Hälfte hineinpasste. Er ließ mich nicht an der Einfahrt hinaus, sondern öffnete das breite Gatter und fuhr mich bis vor das grüne Hoftor. Dort holte er das Rad aus dem Kofferraum und schaute es sich genau an.
    - Scheint keinen Schaden genommen zu haben. Du hast Glück gehabt.
    Ich nickte.
    Max musterte mich mit demselben Blick wie gerade das Fahrrad.
    - Du solltest dich ausruhen.
    Ich nickte noch einmal, bedankte mich und lief dann durch den Garten zur Haustür, wobei ich mich bemühte, trotz des großen Bademantels Würde und Anmut in meinem Gang zu vereinen. Es musste mir gelungen sein, denn als ich mich an der Hausecke nach Max umdrehte, sah ich, wie er mit verschränkten Armen hinter mir herschaute. Seinen Blick konnte ich nicht lesen, aber ich versuchte mir einzureden, dass er voll des Staunens war.

    Inzwischen musste es Nachmittag sein. Ich streifte meine Sandalen unten an der Treppe ab und schleppte mich hinauf, wobei ich mit dem Geländer zweistimmig wimmerte. Immer noch tat mir alles weh. Der Schreck. Ich warf mich auf das Bett und schlief sofort ein.
    Etwas klingelte, zweimal, dreimal, ich wurde erst richtig wach, als es schon wieder aufgehört hatte. Ich kämpfte mich aus den Träumen und Decken, da hörte ich plötzlich die Treppe ächzen und krachen. Ich sprang auf und sah erst Max’ braunen Schopf durch das Geländer, dann kamen seine Schultern dazu, und als er schließlich als ganzer Mensch oben angekommen war, entdeckte er mich an der Tür zu Ingas Zimmer.
    - Iris? Krieg bitte keinen Schreck, bitte nicht.
    Ich bekam überhaupt keinen Schreck, sondern war vielmehr sehr froh, ihn hier zu sehen. Auch wenn es hier oben unaufgeräumt war und ich immer noch seinen Bademantel anhatte.
    Ich lächelte ihn an und sagte:
    - Ist das eine Masche von dir, sich immer an Frauen heranzuschleichen, wenn sie gerade irgendwo wehrlos herumliegen?
    - Du hast das Klingeln nicht gehört, ich wollte nach dir sehen, es ist sechs Uhr abends. Und als niemand aufmachte, habe ich mir Sorgen gemacht, dass dir schlecht geworden sein könnte. Da bin ich einfach reingegangen, die Haustür war nicht abgeschlossen. Und Farbe habe ich auch mitgebracht und Pinsel und eine Malerrolle. Alles steht unten.
    Ich stellte fest, dass es mir gutging. Meine Hände brannten zwar noch etwas, meine Knie auch, aber die Erschöpfung war von mir abgefallen, und mein Kopf war klar.
    - Es geht mir gut. Sehr gut sogar. Wie nett, dass du da bist. Geh mal raus, es ist, wie du sagst, sechs Uhr abends, und ich hatte den ganzen Tag noch nichts Vernünftiges an.
    Max warf einen langen nachdenklichen Blick auf

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