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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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der steht in des Kaisers Diensten und kämpft für tausend Sesterze. Ich bin ein freier Mann und kämpfe gegen wen ich will. Gegen Christiani kämpfe ich nicht, sag das deinem Kaiser.«
    Arruntius Stella sah betroffen vor sich hin. »Neronische Spiele ohne den größten Gladiator Roms, das ist wie ein Tempel ohne Götterbild. Wie soll ich das dem Kaiser verständlich machen?«

K APITEL 13
    S chneller, ihr verdammten Faultiere!« Vitellius trieb die Sklaven lautstark an. Keuchend hasteten die vier Träger mit seiner Sänfte die Via Appia entlang in Richtung Tibur. Ein Bote hatte soeben die Nachricht überbracht, starkes Fieber zwinge Mariamne auf ihr Lager. Es dämmerte bereits, und die Feuer zu beiden Seiten der Straße flackerten gespenstisch. Hunderte von Leichen, in weiße Tücher gehüllt, wurden auf die Flammen getürmt, bäumten sich auf in der schwelenden Glut und brachen krachend auseinander.
    Die Sklaven schleppten die Sänfte an holpernden Wagen vorbei, die, mit Toten beladen, den Weg stadtauswärts nahmen. In Rom wütete die Pest.
    Vor dem Grabmal des Pontinus gab Vitellius das Kommando anzuhalten. Er stieg aus und schickte sich an, die beiden vorderen Sklaven zu beschimpfen, da brach der eine zusammen. »O ihr Götter!« rief Vitellius. »Ist der Tod jetzt schon so nahe?« Und an die Sklaven gewandt, sagte er: »Kümmert euch um ihn, ich gehe zu Fuß weiter!« Vitellius zog seinen Mantel vor das Gesicht.
    In der Villa in Tibur angelangt, schallten dem Gladiator die Gebete der Sklavinnen entgegen. »Wir sind in Sorge«, sagte Mariamnes Leibsklavin und bat den Besucher, ihr zu folgen. Im Schlafzimmer der Herrin zog sie die Bettvorhänge beiseite und flüsterte: »Vitellius kommt.«
    »Bleib mir fern!« sagte Mariamne zu Vitellius, während die Sklavin kleine Öllämpchen entzündete. Und als er ungeachtet ihrer Warnung Mariamnes Hand ergreifen wollte, zog sie diese zurück. Wie hatte sich Mariamne verändert! Sie lächelte, aber ihre Lippen zuckten unregelmäßig und formten ihren Mund zu einem schmalen Strich. Ihre Augen lagen tief und blickten stumpf. Das funkelnde Leuchten hatte einer großen Leere Platz gemacht. Schweiß rann über ihre Stirn.
    »Mariamne!« sagte Vitellius, sorgsam bedacht, sie nicht durch Mitleid zu verunsichern, »du mußt gesund werden, hörst du!«
    Mariamne schüttelte den Kopf. »Vitellius«, sagte sie, und der Gladiator bemerkte erschüttert, wie schwach ihre Stimme klang, »du weißt doch, was das bedeutet.« Dabei zeigte sie auf ein paar dunkle Knoten am Hals; Vitellius erschrak.
    »Ich weiß, wo ich mich angesteckt habe. Beim Entladen der Getreideschiffe in Ostia muß es passiert sein. Ich habe die Hafenarbeiter kontrolliert, wie ich das allwöchentlich tue. In einem der Schiffe, das aus Ägypten kam, wimmelte es von Ratten. Da muß es passiert sein.«
    Tertulla betrat den Raum in Begleitung eines Mannes in angsteinflößender Verkleidung. Er trug einen langen roten Mantel, das Gesicht war unter einer gelbgrünen Vogelmaske versteckt, aus der ein spitzer Schnabel zwei Fuß hervorstach. »Mutter, der Pestarzt!« sagte Tertulla, sie weinte.
    Der Arzt betrachtete den Hals der Patientin, nickte, was mit der Maske gespenstisch aussah, und forderte Vitellius und Tertulla mit einer Kopfbewegung auf, ihm nach draußen zu folgen. Dort nahm er seine furchterregende Maske ab und sagte: »Kein Zweifel, es ist die Pest.« Tertulla schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Schweigend legte Vitellius einen Arm um ihre Schulter. Mit einem handtellergroßen Plättchen aus Terrakotta stempelte der Arzt ein Rezept auf ein Stück Pergament. »Hier, bereitet ihr diesen starken Trank aus Kräutern. Die Götter mögen ihr helfen.«
    Tertulla winkte eine Sklavin herbei und gab ihr das Rezept zur Besorgung.
    »Wie lange, glaubst du, hat sie noch zu leben?« fragte Vitellius.
    »Ich bin nicht Aesculapius, der Sohn des Apollon«, antwortete der Arzt, »ich habe schon Pestkranke sich von ihrem Lager erheben und geheilt davongehen sehen. Aber das sind medizinische Wunder. Eher glaube ich, daß Mariamne in drei Tagen tot ist!«
    Tertulla wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, und auch Vitellius rannen Tränen über das Gesicht. Jetzt, in dieser ausweglosen Situation, fühlten sie sich verbunden.
    »Komm«, sagte Vitellius, nachdem der Arzt gegangen war, wischte Tertulla die Tränen von der Wange, fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und schob die Tochter in das Krankenzimmer.
    »Was sprach der

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