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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ist's!« rief Plinius, »Tigellinus!« Als er merkte, daß er erkannt war, versuchte der Günstling des Kaisers zu entkommen, aber Vitellius stellte sich ihm in den Weg: »Nanu, so allein, ganz ohne Leibwache? Warum bist du in diesen schlimmen Zeiten nicht bei deinem Kaiser?«
    »Er ist tot«, stammelte Tigellinus, »er hat sich selbst erdolcht. Ich habe seinen Leichnam gesehen.« – »Friede seiner Asche«, sagte Vitellius teilnahmslos, und als der andere den Versuch machte, fortzulaufen, packte er ihn unsanft am Arm: »Hiergeblieben. Oder bist du in Eile, weil du dich beim neuen Kaiser einschmeicheln willst?« Tigellinus schüttelte den Kopf. Vitellius sagte bitter: »Jetzt siehst du einmal, wie es ist, wenn man ständig um sein Leben zittern muß. Wie viele Menschenleben hast du eigentlich auf dem Gewissen? Tausend, zehntausend oder mehr?«
    Tigellinus gestikulierte mit beiden Armen in der Luft. »Sie starben alle nach einem rechtmäßigen Urteil, und viele sind freiwillig in den Tod gegangen!«
    »Und warum? Weil sie wußten, was ihnen bevorstand. Weil sie Angst hatten vor deinen Foltermethoden!«
    »Ich war nur ein Erfüllungsgehilfe meines Kaisers!« verteidigte sich Tigellinus und bemühte sich so zu reden, daß keiner der Umstehenden etwas hörte. »Der Prinzeps erteilte Aufträge, ich führte sie aus.«
    »Ein erbärmlicher Lügner bist du, Tigellinus!« rief Vitellius erregt. »Jedermann in Rom weiß, daß du den Kaiser zu seinen politischen Entscheidungen gedrängt hast. Ihm selbst war die Politik verhaßt wie nichts auf der Welt. Er sang viel lieber zur Kithara, als daß er Todesurteile fällte. Hinter all den Todesurteilen standest nur du, Tigellinus. Du hattest dir Ankläger gekauft, um Mariamne den Prozeß zu machen, nur weil sie sich nicht bereit erklärte, dir den Hundert-Millionen-Kredit zu geben. Nicht der Kaiser wollte das Geld, du brauchtest es für deine zwielichtigen Geschäfte! Mariamne ist dir im Tod zuvorgekommen. Ich weiß nicht, soll ich sagen leider oder den Göttern sei's gedankt. Und sicher hättest du auch an mir Rache genommen, wäre nicht der Stern des Kaisers und damit auch der deine über Nacht gesunken. Ich habe Abscheu vor dir, Tigellinus!« Er spuckte auf das Pflaster.
    Die Umstehenden waren auf Vitellius' laute Rede aufmerksam geworden. Als sie den Namen Tigellinus hörten, reckten sie die Köpfe. »Da ist Tigellinus!« – »Tigellinus, in der Tat!« – »Bei allen Göttern, der Mörder ist mitten unter uns!« – »Tigellinus!« Der Mob drängte sich, Fäuste flogen, eine Hand klatschte ihm mitten ins Gesicht, schließlich warfen sie Tigellinus zu Boden und drohten, ihn zu lynchen.
    Da sprang Plinius auf die Rednerbühne und rief: »Halt, ihr Römer, hört mich an! Ich bin Gaius Plinius Secundus, ich komme aus Palästina und höre, daß der Kaiser seinem Leben selbst ein Ende bereitet hat. Tigellinus will die Leiche des Prinzeps gesehen haben.« Die Menschen vor der Rednerbühne johlten. »Euer Zorn«, fuhr Plinius fort, »ist nur allzu verständlich, doch könnt ihr deshalb nicht jeden, der mit dem Rotschopf in Verbindung stand, einfach töten. Ihr dürft nicht Unrecht mit neuem Unrecht sühnen. Steckt ihn ins Gefängnis und macht ihm einen fairen Prozeß, aber enthaltet euch der Lynchjustiz.«
    Die Römer auf dem Forum schrien wild durcheinander. Die einen forderten seinen Kopf, die anderen gaben Plinius recht, man müsse Tigellinus den Prozeß machen. Schließlich packten ihn ein paar Männer an den Armen und zerrten ihn in Richtung Mamertinischer Kerker.
    »Du hast gut gesprochen«, sagte Vitellius anerkennend, und Plinius erwiderte: »Rom hat so viel Unrecht erduldet in den vergangenen Jahren. Unser Ziel muß es sein, neues Unrecht zu verhindern.«
    »Ich glaube nicht, daß das unter dem Prinzipat des Kaisers möglich ist. O wie glücklich waren doch die geordneten Tage der Republik.«
    Plinius protestierte: »Erinnere dich nur an das Ende der Republik, damals herrschten ebenso Mord und Totschlag, Haß und Korruption wie heute. Nein, Vitellius, jede Staatsform ist nur so gut wie die Männer, die sie tragen.«
    Auf der Rednerbühne versuchte sich indes ein Mann, bullig wie ein Stier, Gehör zu verschaffen.
    »Wer ist dieses Ungeheuer?« fragte Plinius sichtlich belustigt.
    »Du kennst ihn nicht?« sagte Vitellius. »Es ist der Prätorianerführer Nymphidius Sabinus. Er behauptet zwar, ein Sohn des göttlichen Caligula zu sein, weil seine schöne Mutter einmal mit

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