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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Prinzeps wurde das Unternehmen schon im Keim erstickt.«
    Von den Senatorenbänken hörte man zaghaften Applaus. Senator Ollius erhob sich und rief erregt: »Eine Schande ist es für den Senat und das Volk von Rom, das Gift der Verschwörer hat nicht nur in unsere Reihen Zugang gefunden, sogar das Ehegemach des Kaisers blieb nicht verschont …«
    »Sie haben alle ihr Tun mit dem Tode gesühnt!« wandte der Konsul ein.
    Ollius erwiderte: »Messalinas Tod mag zwar das verräterische Unternehmen beendet haben, doch auf dem Forum, in den öffentlichen Gebäuden, überall erinnern Standbilder an die Gemahlin des göttlichen Claudius.«
    »Hinweg mit ihnen!« schallte es aus den Reihen der Senatoren. »Reißt sie nieder! Brennt Kalk aus dem Marmor von Messalinas Statuen!«
    »Ich stelle deshalb den Antrag«, begann Ollius von neuem, »Messalina zum Staatsfeind zu erklären und über sie die Damnatio Memoriae zu verhängen.«
    Der Antrag wurde mit Beifall und Zustimmungsrufen bedacht. Er sah vor, jedwede Erinnerung an die verhaßte Frau des Kaisers, alle Inschriften mit ihrem Namen, Bilder und Statuen, sogar ihre Geschenke und Stiftungen, zu entfernen oder zu zerstören. Die Damnatio verbot sogar die Aufbewahrung eines Bildnisses in den eigenen vier Wänden.
    Nach einstimmiger Billigung dieses Antrages ergriff der Konsul Quintus Veranius das Wort: Es liege im höchsten Interesse des Staates, daß dem Kaiser eine neue Ehefrau zugeführt werde. Claudius habe zu erkennen gegeben, daß er eine Entscheidung des römischen Senates respektieren würde. Das sei zwar höchst ungewöhnlich, in Anbetracht der drei unglücklichen Ehen des Prinzeps jedoch lobenswert und sinnvoll. »Deshalb stelle ich euch, ehrenwerte Patres conscripti, die Frage: Welche von den Frauen Roms, die sich durch Adel, Fruchtbarkeit und Sittenreinheit auszeichnet, soll dem Tiberius Claudius Nero Germanicus als Gemahlin gegeben werden.«
    Ein erregtes Geschrei war die Antwort. Jeder Senator rief einen anderen Namen. Ollius schrie am lautesten: »Nehmt Claudia Ollia! Sie ist die Fruchtbarste und Schönste! Nehmt Claudia Ollia!«
    »Du nennst den Namen deiner eigenen Gemahlin?« erkundigte sich der Nachbar von Ollius.
    »Gewiß«, antwortete dieser. »Ich will mich schon lange von ihr trennen, beglückt sie mich doch schon seit sieben Jahren in jedem Sommer mit einem Kind. Dabei ist sie erst fünfundzwanzig! Sie ist sittsam und treu, sie wäre eine gute Kaiserin.«
    Schließlich wurde in kleinen Grüppchen so lange über die Kandidatinnen diskutiert, bis nur noch drei übrig blieben: Aelia Paetina, Lollia Paulina und Julia Agrippina. Mit Aelia war Claudius bereits einmal in zweiter Ehe verheiratet gewesen, mit ihr hatte er auch eine Tochter. Lollia besaß besondere Erfahrungen. Caligula hatte sie ihrem Bräutigam entführt, geheiratet und alsbald verstoßen, mit der Auflage, nie wieder mit einem Mann zu schlafen. Agrippina hatte bereits zwei Ehen hinter sich. Sie war jedoch eine Nichte des Claudius, also blutsverwandt mit ihm. Schön waren sie alle drei.
    Konsul Quintus Veranius versuchte die Versammlung zu beruhigen. Dann fragte er: »Wünscht jemand das Wort?«
    Es meldete sich Narcissus. Der Berater des Kaisers war als ehemaliger Sklave kein Mitglied des Senats, konnte jedoch wie jeder andere vor diesem Gremium sprechen, wenn der Senat seine Zustimmung erteilte. Narcissus plädierte für Aelia: »Senatoren, Ehrenwerteste aller Römer, ihr habt mir in Anerkennung meiner Verdienste um die Niederwerfung der schändlichen Verschwörung gegen unseren Kaiser die Abzeichen der Quästur verliehen. Dafür schulde ich euch tiefen Dank!« In den Reihen der Senatoren war ein Räuspern und Hüsteln zu vernehmen; denn es hatte sich längst herumgesprochen, daß der arrogante Narcissus diese Auszeichnung als zu gering erachtete. »Nun hört«, fuhr er fort, »aber auch auf meinen Rat, wenn es darum geht, dem Kaiser eine neue Gemahlin zuzuführen. Hat nicht Claudius eine glückliche Ehe geführt, bevor diese Verräterin, deren Namen auszusprechen ich mich scheue, in sein Leben trat? War Claudius nicht ein glücklicher Prinzeps, als er noch mit Aelia Paetina verheiratet war? Sein Glück hätte ihn bis zum heutigen Tage begleitet, und diese Debatte wäre gegenstandslos, hätte nicht diese Hure auf infame Weise sich die Gunst des Prinzeps erschlichen. Nicht Zuneigung oder gar Liebe war es, aus der zwei Kinder hervorgingen, einzig und allein die Gier nach Macht brachte sie

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