Der gläserne Drache Band II (German Edition)
verlängern, bis Ihr bewiesen habt, dass Ihr dieses Amtes würdig seid.
Ihr werdet mich daher begleiten, wenn ich in die Hauptstadt zurückkehre, und zwei Jahre lang unter meiner Aufsicht an meinem Hof leben.
Erst wenn ich sehe, dass sich Euer Verhalten in dieser Zeit grundlegend geändert hat, werde ich Euch das Fürstentum Candrien zum Lehen geben, wie ich es versprach.
Solltet Ihr jedoch fortfahren, Eure Ritterehre zu besudeln und Schande über Euren Stand zu bringen, wird Candrien in würdigere Hände übergehen.
Dann könnt Ihr nur noch als das gelten, was Euer Geburtsrecht als jüngerer Sohn des Fürsten Prios für Euch vorgeseh en hat – Ihr könnt dann am Hof Eures Bruders leben, wenn dieser es Euch gestattet, oder auf einem seiner Landgüter, wenn er bereit ist, Euch eines zuzuweisen.
Ich habe nicht vergessen, welchen Dienst Ihr uns erwiesen habt, darum gewähre ich Euch diese zweite Chance.
Und glaubt nicht, dass Ihr meinen Urteilsspruch durch Eure Magie ändern könnt! Wenn Aelianos Euch auch sehr zugetan ist, so wird er doch zu verhindern wissen, dass Ihr die Euch verliehenen Kräfte zum Schaden anderer nutzt. Auch die anderen großen Magier unseres Reiches werden nicht zulassen, dass uns in Euch ein zweiter Romando erwächst, denn an den Folgen dieser Nachlässigkeit dem Verräter gegenüber haben wir jetzt noch zu tragen.
Und jetzt könnt Ihr gehen! “
Wigo war wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte gemeint, mit der Erreichung seiner Ritterwürde in wenigen Monaten als neuer Fürst von Candrien schalten und walten zu können, wie es ihm beliebte.
Dass Malux sich geweigert hatte, ihm na ch Candrien zu folgen, hatte ihn nicht gestört – im Gegenteil, er hatte es eher vorteilhaft gefunden, nicht ständig einen Aufpasser an seiner Seite haben zu müssen, der seine Handlungen kritisierte.
Doch nun hatte der Spruch des Königs jede seiner Hoffnungen zerstört und ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.
Außer sich vor Wut rannte Wigo in sein Zimmer. Dort begann er, Gegenstände durch die Gegend zu werfen und wischte tobend alles mit der Hand vom Tisch, was darauf stand. Klirrend zerbrach ein kostbares Weinglas auf dem Boden. Das steigerte seinen Zorn jedoch noch mehr und er trat mit dem Fuß heftig gegen das Tischbein.
Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und er warf sich fluchend aufs Bett. Mit dem Nachlassen des Schmerzes ebbte jedoch auch sein Wutanfall ab. Eine Weile lag er regungslos da und starrte vor sich hin.
Langsam begann ihm zu dämmern, dass die Warnungen von Gondar, Malux und Tanis nicht von ungefähr gekommen waren. Anscheinend hatten alle schon von der bevorstehenden Entscheidung des Königs gewusst.
Wigo konnte nicht sagen, welches Gefühl in ihm überwog: die Enttäuschung, so kurz vor seinem Ziel wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren zu müssen, oder die Wut darüber, dass weder sein eigener Bruder noch sein angeblich treuer Freund Malux es für nötig gehalten hatten, ihm die Absicht Mendors zu offenbaren.
Noch immer war er nicht zu der Einsicht gekommen, dass nur in ihm allein der Grund für die Maßregelung durch den König zu finden war. So überlegte er krampfhaft, wem er diese Misere zu verdanken hatte.
Hatte sich Seyfred beim König beklagt? Doch diesen Gedanken verwarf er wieder. Ein Mann von der Art und der Stellung Seyfreds hätte nicht den Mut gehabt, seine Schande vor dem König einzugestehen und diesen um ein Eingreifen zu bitten. Und selbst wenn, hätte Mendor den Edelmann wohl angewiesen, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, wie es üblich war.
Aber wer dann? Wem würde die Entscheidung des Königs nützen, ihm die Herrschaft über Candrien noch vorzuenthalten?
Tanis? Nein, dieser würde daraus keinen für Wigo sichtbaren Vorteil ziehen können. Und an eine Rache des Bruders wegen seiner Ablehnung, Tamira zu heiraten, glaubte Wigo mittlerweile selbst nicht mehr, da Tamira allen Anscheins nach ihr Interesse an ihm verloren hatte. Somit schied auch sie als Verursacher aus.
Malux? Auch das machte keinen Sinn, denn als Berater des Fürsten von Candrien hätte Malux über mehr Macht, eine höhere Stellung und entsprechenden Reichtum verfügen können – Dinge, die in Wigos Augen von höchstem Wert waren. Warum also hätte Malux sich diese Aussichten selbst verderben sollen?
Auch Gondar hätte keinen persönlichen Vorteil davon gehabt, denn der alte Magier war froh, das beschwerliche Amt des Regenten
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