Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
Vom Netzwerk:
weiter beunruhigte. Ich wusste, dass Shizuka früher oder später auftauchen würde, um nach ihm zu sehen. Ich frühstückte ein wenig mit Shiro und setzte mich mit den Plänen des Schlosses in Hagi auf die Veranda und versuchte sie mir einzuprägen, während ich auf Shizuka wartete.
    Obwohl ich nach ihr Ausschau gehalten hatte, war sie fast schon am Haus, ehe ich sie erkannte. Sie hatte mich gesehen, wäre aber einfach an mir vorbeigegangen, hätte ich sie nicht gerufen.
    »He, du!« Ich wollte ihren Namen nicht aussprechen.
    Sie hielt inne und erwiderte, ohne sich umzudrehen: »Ich, Lord?«
    »Komm herein, wenn du haben möchtest, wonach du suchst.«
    Sie näherte sich dem Haus, schlüpfte aus ihren Sandalen, stieg auf die Veranda und verneigte sich tief vor mir. Schweigend ging ich hinein. Sie folgte mir.
    »Wir haben uns lange nicht gesehen, Shizuka.«
    »Cousin. Wehe, du hast ihm etwas angetan!«
    »Ich hätte ihn beinahe umgebracht, den kleinen Dummkopf. Du solltest besser auf ihn Acht geben.«
    Wir taxierten uns.
    »Ich denke, ich sollte dich nach Waffen durchsuchen«, sagte ich. Ich freute mich unglaublich, sie zu sehen, und hätte sie am liebsten umarmt, aber ich wollte kein Messer zwischen die Rippen bekommen.
    »Ich bin nicht gekommen, um dir zu schaden, Takeo. Ich bin mit Kenji hier. Er möchte Frieden mit dir schließen. Er hat die Mutofamilie zurückgerufen. Die Kuroda werden sich anschließen und die anderen wahrscheinlich auch. Ich sollte Taku mitnehmen, um unsere guten Absichten zu beweisen. Ich hatte keine Ahnung, dass er auf eigene Faust losziehen würde.«
    »Mein Vertrauensregister, was den Stamm anbelangt, ist nicht sehr lang«, sagte ich. »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Wenn mein Onkel herkommt, wirst du dann mit ihm reden?«
    »Gewiss. Bringt auch den älteren Jungen mit. Ich werde deine Söhne in die Obhut meiner Männer geben, solange wir reden.«
    »Ich hörte schon davon, dass du keine Gnade mehr kennst, Takeo.«
    »Das habe ich von unseren Verwandten in Yamagata und Matsue gelernt. Kenji sagte immer, dass Unbarmherzigkeit das Einzige sei, was mir fehle.« Ich rief nach Shiros Tochter und bat sie Tee zu bringen. »Setz dich«, sagte ich zu Shizuka. »Dein Sohn schläft. Trink ein wenig Tee und bring dann Kenji und Zenko zu mir.«
    Der Tee wurde gebracht und sie nippte bedächtig daran. »Ich nehme an, du weißt von Yukis Tod?«, fragte sie.
    »Ja, die Nachricht hat mich tief bekümmert. Und schockiert, dass man sie so benutzt hat. Weißt du von dem Kind?«
    Sie nickte. »Mein Onkel kann den Kikuta nicht verzeihen. Deshalb ist er entschlossen, sich Kotaros Edikt zu widersetzen und dich zu unterstützen.«
    »Er macht mir keine Vorwürfe?«
    »Nein, er verurteilt die Kikuta für ihre sture Unerbittlichkeit. Und sich selbst, für viele Dinge: Shigerus Tod, deine und Kaedes Liebe gefördert zu haben - vielleicht auch für den Tod seiner Tochter.«
    »Wir alle machen uns Vorwürfe, aber das Schicksal tut mit uns, was es will«, sagte ich leise.
    »Das ist wahr«, sagte Shizuka. »Wir leben mitten in der Welt; daran können wir nichts ändern.«
    »Hast du irgendwelche Neuigkeiten von ihr?« Ich wollte nicht nach Kaede fragen, wollte mir meine Schwäche, meine Demütigung eigentlich nicht anmerken lassen, doch ich konnte nicht anders.
    »Sie ist verheiratet. Sie lebt in völliger Abgeschiedenheit. Aber sie lebt.«
    »Gibt es irgendeine Möglichkeit, sie zu kontaktieren?«
    Shizukas Gesichtszüge wurden etwas weicher. »Ich verstehe mich gut mit Fujiwaras Arzt, und ein Mutomädchen dient dort im Haushalt. Daher hören wir ab und zu etwas über sie. Aber wir können nur sehr wenig tun. Ich wage es nicht, einen direkten Kontakt zu ihr herzustellen. Ich glaube nicht einmal, dass Kaede sich voll und ganz bewusst ist, in was für einer gefährlichen Lage sie sich befindet. Fujiwara hat schon Diener, manchmal sogar seine Gefährten, für so geringe Vergehen wie ein fallen gelassenes Tablett oder eine verkümmerte Pflanze zum Tode verurteilt.«
    »Makoto sagt, dass Fujiwara nicht mit ihr schläft.«
    »Ich glaube nicht«, bestätigte Shizuka. »Er schätzt Frauen im Allgemeinen nicht, aber Kaede spricht ihn in irgendeiner Weise an. Sie ist für ihn wie eine seiner Kostbarkeiten.«
    Meine Zähne knirschten vor Zorn. Ich stellte mir vor, des Nachts in seine Residenz einzudringen und ihn ausfindig zu machen. Ich würde ihn in Stücke hacken.
    »Er ist durch seine Beziehung zum Kaiser geschützt«,

Weitere Kostenlose Bücher