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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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beschäftigen und ihm wieder etwas Selbstwertgefühl zu geben.«
    Elena sah Mr. Kestle dankbar an. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht, Joe«, sagte sie. »Vielen Dank, Sie haben mir, glaube ich, sehr geholfen.«
    Gleich am nächsten Morgen fuhr Elena raus nach Barkaroola. Auf dem Weg zur Farm hielt sie bei Billy-Ray und erklärte ihm, Aldo käme nun doch mit ihr in die Stadt. Sie sagte, er könne Aldos Pferd haben, ein Tier, das er immer bewundert hatte. Billy-Ray freute sich, dass Aldo nun doch beschlossen hatte, wegzuziehen. Er erzählte Elena nicht, dass er nachts öfter auf die Farm gegangen war, um sich zu vergewissern, dass Aldo nicht irgendwo draußen lag, verletzt oder unfähig, wieder ins Haus zu kommen. Außerdem hatte er Aldos Pferd jeden Tag gefüttert und gestriegelt. So hatte er sich einfach wohler gefühlt.
    Als Elena den Wagen vor dem Haus zum Stehen brachte, saß Aldo schon auf der Veranda und wartete auf sie. Er begrüßte sie nicht, also ging sie sofort mit den kleinen Transportkäfigen, die sie von ihren Nachbarn auf der Patterson Street geliehen hatte, zum Hühnergehege. Ihr fiel auf, dass einige Hennen fehlten, und ihr war klar, was passiert war. Sie waren inzwischen längst ein Festmahl für hungrige Dingos geworden, daran wollte Elena lieber gar nicht erst denken. Es war immer schwierig, in das Gehege hinein- und wieder herauszukommen, ohne dass Hennen wegliefen, vor allem, wenn die Tiere Hunger hatten. Und an Aldo in seinem Rollstuhl waren sie bestimmt mühelos vorbeigekommen. Elena fing die übrig gebliebenen Hennen ein und lud sie auf den Pferdewagen. Dann sammelte sie die Eier ein, die in den Legeboxen lagen, und packte zusammen, was an Hühnerfutter noch da war.
    Aldo sagte kein Wort, als Elena auch die Eier und das Hühnerfutter verpackte. In eisigem Schweigen sah er von der Veranda aus zu. Sie packte seine Sachen und verstaute auch den Koffer. Als sie ihn Richtung Stall schauen sah, erzählte sie Aldo, dass sie Billy-Ray sein Pferd versprochen habe. Er liebte dieses Pferd, und sie rechnete damit, dass er sich erneut aufregte, aber immer noch sagte er kein Wort. Aldo zog sich aus dem Rollstuhl auf den Pferdewagen hoch, und Elena stand tatenlos daneben. Sie brachte es kaum über sich, seinen Anstrengungen zuzusehen, aber sie wusste, sie durfte nicht versuchen zu helfen. Als sie zur Abfahrt bereit waren, nahm sie all ihre Kraft zusammen und hievte den schweren Rollstuhl auf den Wagen. Sie ahnte, wie furchtbar es für Aldo war, nicht helfen zu können. Der Verlust so vieler Fähigkeiten musste ihn ohnmächtig vor Wut werden lassen.
    Auf dem ganzen Weg in die Stadt schwieg Aldo. Elena fand, dass er schrecklich aussah, aber sie sagte dazu nichts. Offenbar hatte er sich eine ganze Weile schon nicht mehr rasiert, und er roch auch nicht allzu gut. Sie fürchtete sich vor der Zukunft, aber sie genoss es auch, fortan ohne die Anspannung leben zu können, unter der sie litt, wenn er nicht in ihrer Nähe war und sie nicht wusste, wie es ihm ging. Elena fühlte sich verpflichtet, für ihren Ehemann da zu sein, und dieser Verpflichtung würde sie ohne zu klagen nachkommen.
    Einige Tage nach Aldos Umzug traf Deirdre Marcus vorm Gemischtwarenladen. Er kam gerade aus der Schule, und sie war auf dem Nachhauseweg.
    »Hallo, Marcus«, sagte sie, erfreut, ihn zu sehen. »Dr. MacAllister hat sich neulich nach dir erkundigt.«
    Marcus wirkte nicht gerade erfreut. »Was hat er denn gesagt?«, brummte er.
    »Er wollte wissen, wie es dir geht. Er fragt regelmäßig nach dir. Er hat gesagt, dass du ein ganz besonderer Junge bist.«
    Marcus ließ den Kopf sinken und starrte auf seine staubigen Schulschuhe.
    Deirdre wusste nicht, ob sie womöglich etwas Falsches gesagt hatte. »Du mochtest ihn doch, als du sein Patient warst, oder?«
    »Ja, aber das war, bevor ich wusste, was er meiner Mutter angetan hat«, antwortete Marcus. Er biss die Zähne zusammen und lief weiter, ehe Deirdre ihn fragen konnte, was er damit meinte.
    Verblüfft blieb Deirdre zurück. Sie überlegte einen Augenblick, dann fasste sie einen Entschluss. Sie würde Elena aufsuchen und mit ihr reden.
    Aldo saß hinten im Garten, als Deirdre an Elenas Haustür klopfte. Sie sah, dass er auf den atemberaubenden Sonnenuntergang starrte, aber er schien nicht in der Stimmung, die Schönheiten der Natur bewundernd zur Kenntnis zu nehmen.
    Elena freute sich, Deirdre zu sehen, und lud sie gleich auf eine Tasse Tee ein. Die Krankenschwester wusste, dass

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