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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Sautner
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Zauber zusammen, all die schönen Annahmen, nur Luftschlösser.«
    Seine Kollegen tauschten Blicke.
    »Unsinn!«, rief Torberg und lachte laut auf. »Freilich wirddas Ding funktionieren, du machst uns ja jetzt schon glücklich mit deinen Weisheiten und Ratschlägen. Hey, Sebastian«, er schlug ihm auf die Schulter, »freilich wird’s funktionieren. Na komm schon«, er griff in die Brusttasche seines Sakkos, »schau einmal, ich hab für dich den Prototypen einer meiner Vermarktungsideen mitgenommen.« Mit einer schnellen Bewegung setzte er Dimsch eine große, rosarote Brille auf. »Na, was sagst du? Ist doch alles gleich viel lockerer.« Er schlug ihm noch einmal auf die Schulter. Und weil Dimsch tatsächlich komisch aussah mit der billig gefertigten, viel zu großen rosa Brille, half bei Lara Lichtenfels und Eva Fischer keine Hand vor den Mund. Beide prusteten los.
    Dimsch sah auf und musste schmunzeln. »Ja, wahrscheinlich habt ihr recht.«
    »Und weißt du was, Sebastian? Die Chefin und ich, wir sind uns sogar
so
sicher, dass die Glücksversicherung funktioniert, dass wir eine Geld-Zurück-Garantie abgeben werden«, erklärte Torberg.
    »Respekt«, sagte Dimsch, er hatte noch immer die rosa Brille auf, »das finde ich sehr fair von euch.«
    »Na also.« Rainer tätschelte ihn am Arm. »Du wirst sehen, alles wird ganz, ganz hervorragend.«
    »Was gibt es denn von dir Neues?«, unternahm Lara Lichtenfels einen neuen Versuch, Dimsch in die Gänge zu bringen. »Bist du mit deinem philosophischen Konzept schon fertig?«, erkundigte sie sich, obgleich sie längst ahnte, dass sich Dimsch vollends verzettelt hatte und in hundert Jahren zu keinem Ende käme, würde sie nicht mit sanftem Druck nachhelfen. Von ihr nämlich ließ er sich noch am ehesten lenken. Gewiss spürte Sebastian, wie nahe sie ihm stand und dass sie zudem willig und imstande war, seine Gedankenwelt zu verstehen. Anders als Irene Großburg, für die Sebastians Philosophienur lästiges Mittel zum Zweck war. »Irgendwann einmal«, hatte Irene im Gespräch mit Lara geschrien, »muss Dimsch doch nun endlich wissen, wie das Glück funktioniert! Schließlich beschäftigt er sich seit Monaten mit nichts anderem. Und zwar auf meine Kosten!« Lara ahnte, was Dimsch geantwortet hätte: dass sich unzählige und weit klügere Köpfe als er seit Jahrtausenden mit dem Thema befassten und noch keiner hätte eine letztgültige Antwort gefunden. Gut möglich auch, dass Großburgs Vorwurf ihm wieder einmal Anlass gewesen wäre, sich seiner Unzulänglichkeit zu erinnern und daran, wie lächerlich und anmaßend es von ihm war, das philosophische Fundament für eine Versicherung aufs Glücklichsein zu entwerfen. Ja, vermutlich hätte er auf der Stelle alles hingeschmissen.
    »Fertig bin ich noch nicht«, antwortete Dimsch nach längerem Nachdenken, »aber ich bin ein bisschen weiter. Eine wichtige Komponente ist dazu gekommen.«
    »Sebastian, nicht immer Neues anfangen, du solltest jetzt wirklich bald einmal zu einem Ende kommen«, sagte Torberg und versuchte zu lächeln.
    Lara Lichtenfels bremste ihn mit einer Handbewegung. »Erzähl uns doch von deiner neuen Komponente, Sebastian.«
    Dimsch beendete sein Haarekringeln. »Es ist eine Zeittabelle«, sagte er, sah dann in die Gesichter der Kollegen, um darin die Wirkung seiner Worte abzulesen, doch wider Erwarten war darin keine Wirkung zu erkennen. Lara Lichtenfels entschied sich schließlich, zumindest die Augenbrauen zu heben.
    »Auf die Idee hat mich Seneca gebracht«, fuhr Dimsch fort. »Im Prinzip geht es darum, dass ich für jeden Kunden eine Tabelle erstelle, auf der er ablesen kann, wie viel Zeit ihm aufgrund seiner Lebenserwartung für schöne Beschäftigungennoch bleibt, nach Abzug von beruflichen und privaten Verpflichtungen, Krankheiten, Pflegebedürftigkeit, statistisch eintretenden Schicksalsschlägen und so weiter. So werden die Kunden merken, wie wertvoll die Zeit ist. Und sie werden aufhören, sie zu verschwenden mit Dingen wie Streit, Geldgier, Karriere oder der Verrücktheit, sich immer höhere Ziele für die Zukunft zu setzen. Seneca glaubt, dass die Menschen dann gegenwärtiger sind und ihr Leben nicht mehr auf die Zukunft verschieben, die doch viel kürzer ist, als sie glauben.«
    »Eine Zeittabelle.« Eva Fischer blickte über den Rand ihrer Hornbrille. »Interessant.«
    »Moment. Interessant mag die Idee ja sein«, Torberg sah vorwurfsvoll in Evas Richtung, »aber hast du dir überlegt, Sebastian, was

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