Der goldene Buddha
Arm.
Funken blitzten auf, als sich die Klingen gegenseitig berührten.
Ich konnte den Stich ablenken, hatte selbst jedoch auch kein Glück.
Meine Klinge fehlte ebenfalls.
Der Mönch sprang zurück.
Ich setzte nach, übersah aber den ersten Angreifer, und der griff an meinen rechten Fußknöchel.
Plötzlich verlor ich den Halt unter den Füßen, ruderte mit den Armen, fand aber nichts, wo ich mich abstützen konnte, und fiel dem Boden entgegen.
Den rechten Arm streckte ich noch aus, bremste den Fall zwar ab, verhinderte ihn jedoch nicht.
Ich landete hart.
In dieser Zeit war ich sozusagen kampfunfähig. Und die drei Mönche nutzten die Chance. Zwei von ihnen zogen dem Toten etwas aus den Taschen. Ich sah das Rote in ihren Händen und wusste nun, dass es sich nur um die Augen des Buddha handeln konnte.
Die Diener hatten sich zurückgeholt, was ihnen von den Dieben genommen worden war.
Ich kam wieder hoch. Leider zu spät. Die Mönche befanden sich schon auf dem Rückzug. Das wäre noch kein Grund gewesen, aufzugeben, hätten sie es nicht raffiniert angestellt und sich kurzerhand zwei Gäste als Geiseln genommen.
Plötzlich hing eine kreischende Amerikanerin im Würgegriff eines Mönchs. Die Frau schrie ununterbrochen, während sie zurückgezogen wurde und ihre hellblonde Perücke verrutschte. Darunter kam eisgraues Haar zum Vorschein. Diese Situation entbehrte wirklich nicht einer gewissen Komik.
Die zweite Geisel war ein Kind. Es sagte überhaupt nichts. Ich sah nur die weit aufgerissenen Augen des etwa achtjährigen Jungen und biss die Zähne zusammen.
Die Mönche verschwanden.
Einige Männer wollten jetzt hinterher stürmen, doch ich hielt sie zurück. »Denken Sie an die Geiseln.«
Da wurden sie vernünftig.
Ich schaute durch die Glasscheibe dorthin, wo die Rezeption lag. Die Mönche hielten die Geiseln noch immer fest. Entsetzte Menschen standen steif vor den Wänden, hatten die Augen weit aufgerissen und zeigten schreckensbleiche Gesichter, als die drei Mönche mit ihren Geiseln an ihnen vorbeigingen. Dann waren sie verschwunden.
Nun hielt mich nichts mehr. Ich lief durch den Gang, atmete befreit auf, als ich dicht vor dem Ausgang die beiden Geiseln am Boden sah.
Zwar geschockt, ansonsten unversehrt.
Über die Amerikanerin sprang ich hinweg, stieß die Tür auf und lief hinaus auf den Gehsteig.
Dort herrschte ebenfalls ein völliges Durcheinander. Einer der Hotelboys wälzte sich am Boden und hatte beide Hände gegen den Unterleib gepresst.
Die Mönche hatten Aufsehen erregt, aber nun waren sie verschwunden. Niemand wusste wohin. Dazu war die allgemeine Aufregung einfach zu groß gewesen.
Enttäuscht kehrte ich wieder zurück. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich nicht stärker und gezielter eingegriffen hatte, aber wer konnte schon ahnen, dass ich direkt nach meiner Ankunft in Katmandu Kontakt mit der Gegenseite bekommen würde! Sogar mit zwei Gegnern. Auf der einen die Mönche, auf der anderen Dr. Tod und seine Mordliga. Zwei der Mitglieder hatte er zumindest dabei, bei ihm musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Auf der Straße tauchten die ersten Polizeiwagen auf. Ziemlich spät, wie ich fand.
Es waren offene Jeeps. Polizisten mit Stahlhelmen hockten auf den Sitzen und flankten aus den Wagen, kaum dass sie standen. Sie kannten das Spiel anscheinend und räumten die Neugierigen ziemlich rücksichtslos zur Seite.
Ich war schon im Hotel, wo sich die Menschen noch immer angstvoll drängten oder zusammenstanden und diskutierten. Bevor die Polizei den Ort des Geschehens erreichte, lief ich in die Bar und schaute mir den Toten an.
Die Mönche hatten ihm beide Taschen geleert. Wie zum Hohn stand das Futter hervor.
Nichts mehr zu machen.
Ich trat zurück, als die Polizisten in die Bar stürmten und sofort um die Leiche einen Kreis bildeten. Sie warteten, bis zwei Männer erschienen. Die Neuankömmlinge trugen Zivil. Der erste war ein Mann mit grauen, lockigen Haaren, einem breiten Gesicht und einer dicken Nase. Er trug eine Arzttasche an der rechten Hand. Der zweite Mann war größer. Man konnte ihn als hager bezeichnen. Auf seinem Kopf saß ein kunstvoll geschlungener weißer Turban. Im Gegensatz dazu stand sein dunkler Anzug. Das Gesicht blieb unbewegt, als er auf den Toten schaute und das Messer in dessen Brust sah.
Der Arzt hob die Schultern. Es war eine internationale Geste. Nichts zu machen, hieß es. Ich sah Suko am Eingang und drückte mich hinter den absperrenden Polizisten vorbei.
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