Der goldene Greif
aufgebrochen. Auf ihren Packtieren füh r ten sie vierundzwanzig der besten Schwerter mit sich, die Vangors Waffe n kammer zu bieten hatte. Darunter war sogar die Klinge von Vangors jüngerem Br u der, der in einer Schlacht gefa l len war - ein kostbares und edles Stück.
Nun war die Reihe an Raigo. In groben Zügen berichtete er den Moradin seine G e schichte von Anfang an und nannte ihnen auch seinen wahren Namen. Gespannt lauschten die G e fährten seinem Bericht, und Staunen malte sich auf ihren Gesichtern ab. Zum Schluß erklä r te Raigo ihnen, was sie in Cygon erwarten würde.
„Ihr seht“, schloß er, „daß ich dringend eure Hilfe brauche. Ich allein könnte die Ro l le eines Waffenhändlers nicht spielen, denn kein Händler würde sich ohne Schutz mit so kostbarer Ware nach Cygon begeben. Außerdem - woher hätte ich wohl sonst die Schwerter herb e kommen können? Es mußten edle Waffen sein, denn sonst könnte ich nicht an Ejas Hof g e langen, die an einfache Klingen, wie ich sie überall erstehen könnte, wohl kaum einen Blick verschwenden würde. An Tama n tes’ Hof durfte ich nicht zurückkehren, und Konias würde mich wohl kaum in die Waffenkammer meines Vater lassen! Phägor hatte sofort e r kannt, daß Vangor und die Moradin meine einzige Chance waren. Aber wir müssen auf der Hut sein, daß wir uns nicht verraten! Kommt jemand dahinter, wer wir sind und weswegen wir kamen, so sind wir verloren. Wir können auch jetzt noch keinen Plan machen, wie wir in Cygon und an Ejas Hof vorgehen werden. Alles hängt davon ab, ob und wie wir bei Eja au f genommen werden.“
Werigan schüttelte zweifelnd den Kopf: „Glaubst du nicht, daß man auch in Cygon schon von Neskon, dem Moradin, gehört hat, der immer mit einem Adler auf dem Sattelknauf re i tet? Ich fürchte, Argin wird uns verraten.“
„Du hast recht!“ sagte Raigo nachdenklich. „Das habe ich nicht bedacht. Ich habe nie von einem anderen Mann gehört, der mit einem solchen Vogel durch die G e gend zieht. Aber Neskon von den Moradin würde kaum als Waffenhändler nach C y gon kommen. Argin darf also nicht bei uns sein, nicht einmal in unserer Nähe, denn die Cygonen sind gute Boge n schützen, wie man sagt. Wie leicht könnte es einem von ihnen nach einem Adlerbalg gelü s ten! Nein, so sehr ich mich gefreut habe, Argin nach dieser langen Zeit wieder bei mir zu haben - ich muß ihn hier z u rücklassen. Zu viel steht für uns alle auf dem Spiel, als daß ich auf meine Gefühle Rücksicht nehmen könnte. Zwar wird mir die erneute Trennung schwe r fallen, aber ich weiß ja, daß der Vogel gut für sich allein sorgen kann.“
„Wir werden auch gut auf Ahath achten müssen“, meinte Gilian. „Obwohl du die weiße Strähne eingefärbt hast, sieht man auf einen Blick, was für ein selten kostb a res Tier du da reitest. Du weißt, die Cygonen sind Diebe, und das Stehlen eines Pferdes gilt bei ihnen s o gar als Ruhmestat. Außerdem solltest du dir eine gute Erklärung bereitlegen, wie du als ei n facher Händler in den Besitz eines solchen Tieres gelangt bist. Deine Geschichte muß aber wirklich gut sein, denn du sagst ja, Eja sei sehr klug.“
„Sag einfach, du habest es gestohlen“, meinte Findir trocken. „Das glaubt man dir bestimmt, und es macht obendrein noch einen guten Eindruck auf die Cygonen.“
Raigo lachte. „Der Gedanke ist nicht schlecht! Nur der Wolf gilt etwas unter den Wölfen. Also habe ich Ahath gestohlen. Doch ich denke, er wird sich von niemand anderem stehlen la s sen, denn er duldet nur mich auf seinem Rücken.“
Über all dem Erzählen und Beratschlagen war es Abend geworden. Die Freunde beschlo s sen, am nächsten Morgen früh aufzubrechen. Eigentlich hatte man daher vor, sich zeitig schlafen zu legen, aber immer wieder gab es etwas Neues zu berichten, und die Wieders e hensfreude ließ die Männer nicht müde werden.
Obwohl sie in dieser Nacht nicht viel Schlaf gefunden hatten, machten sich die G e fährten am nächsten Morgen in aller Frühe auf. Vangor hatte seine Recken gut au s gestattet. Ihre Kle i dung war durchaus die fahrender Händler der gehobenen Art, und daß sie alle vorzüglich bewaffnet waren, würde niemanden verwundern bei dem Geschäft, das sie auszuüben vo r gaben. Sie führten drei Packpferde mit, die mit ihrer Ausrüstung und den Waffen beladen waren.
Nachdem sie das Lager abgebrochen hatten, nahm Raigo schweren Herzens wieder A b schied von Argin.
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