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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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schimmerndes Gewand gehüllt war. Rechts und links neben den Stufen standen je fünf bis an die Zähne bewaffnete Krieger. Auf der unter s ten Stufe kauerte ein schmächtiges Wesen in einem schreiend-bunten Gewand.
    Auf einen Wink ihres Führers traten die vier Freunde näher und konnten nun die Gestalt auf dem Thron richtig sehen.
    Namur und Findir klappte bei Ejas Anblick der Kiefer nach unten, Werigan holte hörbar Luft und Raigo stand wie erstarrt. Auf dem Thronsessel saß die schönste Frau, die er je in se i nem Leben gesehen hatte.
    Eine Fülle von rot schimmerden Locken fiel ihr - von kostbaren Spangen gehalten - fast bis zur Taille nieder. Sie hatte smaragdgrüne Augen, umrahmt von langen, dunklen Wimpern, die das Feuer dieser strahlenden Sterne kaum mildern konnten. Volle, blutrote Lippen gaben dem ebenmäßigen Gesicht den Ausdruck höchster Sinnlichkeit. Die weiße Haut ihrer unb e deckten Arme bildete eine fast schmerzhaften Kontrast zu dem tiefen Schwarz ihres hoc h geschlossenen Gewandes, das sich wie eine zweite Haut an die üppigen Formen ihres schlanken, hochgewachsenen Körpers schmiegte, und dessen silbriger Glanz es wie naß erscheinen ließ. Eine schwere Halskette aus Gold und edlen Steinen bildete neben den be i den Haarspa n gen den einzigen Schmuck Ejas. Doch auch ohne Schmuck und in Lumpen gehüllt wäre diese Frau schön gewesen. Phägor hatte recht gehabt: Die Schönheit dieser Frau überstieg menschliches Maß!
     
    „Tretet näher, Fremdlinge!“ Ihre dunkle Stimme klang melodisch und weich wie Samt. G e horsam traten die Männer bis vor die Stufen des Throns. „Man sagte mir“, fuhr Eja fort, „daß ihr gekommen seid, um uns Schwerter von vortrefflicher Arbeit zu verkaufen. Wie kommt es daß ihr mit eurer schweren Last ausgerechnet nach Cygon gezogen seid? Braucht man in and e ren Ländern keine Waffen?“
     
    Raigo räusperte sich. Er mußte seine Stimme erst wiederfinden, die ihm der Anblick dieser Frau geraubt hatte.
     
    „Wir grüßen Euch, Königin Eja!“ sagte er dann. „Es stimmt, der Weg nach Cygon ist weit und nicht ungefährlich. Doch wir haben erfahren, daß hier für unsere Ware sehr gute Preise gezahlt werden, natürlich bessere als in Ländern, in denen man viele Waffenschmiede fi n det. Deshalb kamen wir hierher, um Euch unsere Schwerter anzubieten. Es sind ausg e zeichnete Klingen, wie Ihr sie wohl in Eurem ganzen Reich so schnell nicht findet. Sie sind eines Königs würdig, und die eine oder andere mag auch von solcher Hand geführt worden sein.“
     
    „Aha!“ sagte Eja mit wissendem Lächeln. „Wo habt ihr denn diese kostbaren Waffen? Ich will sie b e trachten.“
     
    „Zwei unserer Gefährten bewachen sie und unsere Pferde unten im Hof“, antwortete Raigo.
     
    Ein leichter Unmut flog kurz über Ejas Stirn, doch dann lächelte sie wieder. „Ich hö r te, man hat versucht, euch zu bestehlen“, sagte sie. „Nun, so will ich euch euer Mißtrauen nicht übel nehmen. Meine Cygonen sind ein rauhes Volk, und auch ich werde sie nicht ändern können. Aber hier in meinem Schloß sind sowohl eure Waren als auch eure Pferde sicher. Laßt g e trost eure Gefährten mit den Waffen herau f kommen. Ich werde sie mir ansehen, und dann sollt ihr mir beim Abendessen G e sellschaft leisten. Es kommen nicht oft Fremde an meinen Hof, und ich bin begierig, Neuigkeiten aus der Welt zu hören.“
     
    Raigo blieb nun nichts anderes übrig, und so sandte er Findir mit der Wache nach unten, um die Gefährten und die Schwerter zu holen. Währenddessen fragte ihn Eja nach seinem N a men und seiner Herkunft. Zu diesem Zweck hatte sich jeder der Gefährten eine Geschichte zurechtgelegt, und so sagte Raigo:
     
    „Mein Name ist Randor, und meine Heimat ist Imaran. Ich bin ein entfernter Ve r wandter von König Tamantes.“
     
    „Wie kommt es dann, daß Ihr nicht an seinem Hof lebt“, fragte Eja, „sondern als Händler durch die Lande zieht?“
     
    „Das liegt an meiner Liebe zu einem von Tamantes’ Zuchthengsten“, lächelte Raigo. „Ich mußte mich eben entscheiden, entweder unbeachtet an Tamantes’ Hof zu l e ben, oder der Besitzer dieses unve r gleichlichen Pferdes zu werden. Ich wählte das Letztere.“
     
    „Ich hörte schon, daß Ihr so ein wunderbares Pferd reitet“, meinte Eja, und ihr L a chen klang dunkel und kehlig. „Sagt, wollt Ihr mir das Tier nicht verkaufen?“
     
    „Um keinen Preis der Welt, Königin!“ antwortete Raigo. „Es würde Euch auch

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