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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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den Ruskiniten etwas anderes. Die Handwerker waren verschwunden, Leute, die wir seit Jahren gekannt hatten, waren entweder in abgeschiedene Weltteile geschickt oder hinausgeworfen worden, und Sheamus brachte seine eigenen Leute mit, Verbrecher und Schläger als Laienmitglieder und eine ganze Schar von Mönchen, die niemals redeten. Er nannte sie die Waisen aus Cornwall.«
    Joe rückt auf seinem Stuhl ein Stück zur Seite.
    »Es war eine feindliche Übernahme«, sagt Cecily mit gebrochener Stimme. »Na ja, es waren die Achtziger, nicht wahr?«
    In die trauervolle Stille wagt Joe eine letzte Frage zu werfen. »Cecily … der Freund, der euch damals mitgenommen hat …«
    »Ja«, murmelt sie. »Er war es. Es war dein Großvater, Daniel.«
    Eine Weile sitzen sie da, ohne zu sprechen.
    »Joe«, sagt Polly Cradle schließlich, »wir sollten gehen. Wir müssen mit Mercer reden.«
    »Einen Moment. Ich muss noch einen Anruf erledigen«, sagt Joe.
    »Joe …«
    »Es ist wichtig, Polly, ich verspreche es dir. Es könnte helfen.«
    Sie gibt ein seufzendes Einverständnis, und Joe bekommt von Cecily die Erlaubnis, das Telefon zu benutzen. Cecilys Blick gleitet zu Polly hinüber und bleibt einen Moment an der Tasche mit Schallplatten hängen, die sie sich über eine Schulter geschwungen hat. Sie hebt ihre Augenbrauen nur ein bisschen, und Polly nickt. Die Menschenfresserin lächelt und tätschelt Polly leicht den Handrücken.
    »Eine Komplizin«, sagt Cecily glücklich. »Die richtige Sorte Mädchen. Endlich !«
    Das Telefon steht in einer separaten, mit eleganten Schnitzereien verzierten und einer speziellen Schallschutzvorrichtung versehenen Holzkabine. Dem handschriftlichen Etikett zufolge wurde sie im späten 19. Jahrhundert für einen estnischen Adligen angefertigt. Joe fällt die Nummer nicht ein, aber er kann sich daran erinnern, wie er sie auf dem grauen Schreibtischtelefon seines Vaters gewählt hat, das Schnurren und das endlose Klickedieklack , während er die Wählscheibe drehte. Damals war es eine 0-1-Nummer. Jetzt ist es eine 0-2-0-7. Er hofft, dass der Rest gleich geblieben ist.
    Beim zweiten Klingen hebt jemand ab.
    »Du beschissene unerträgliche Kuh!«, ruft eine aufgebrachte männliche Stimme.
    »Don?«
    »Oh, tut mir schrecklich leid. Ich dachte, Sie wären Erika. Meine Geliebte«, stellt die Stimme klar, für den Fall, dass Joe mehr als eine unerträgliche Kuh namens Erika kennt. »Wer ist da?«
    »Don? Ich bin’s, Joe Spork.«
    »Joe? Joe Spork? Ach, um Himmels willen, der kleine Josh?«
    »Ja.«
    »Der kleine Josh, der inzwischen fast schon so alt sein muss wie ich! Du hast das Vergnügen, mit dem ehrenwerten Donald Beausabreur Lyon zu sprechen, dem Herrn über tausend Bürokraten und Fürsten von Quaniro! Was Quasi-autonome-Nicht-Regierungs-Organisation bedeutet, für den Fall, dass jemand im Publikum dies nicht weiß, wie die unerträgliche Kuh, die glaubt, mich herumkommandieren zu können wie einen Hundewelpen, und mich zwingen will, mit ihr ins verschissene Sheffield zu fahren, wenn ich das verdammt noch mal nicht will … Ich meine, mal ehrlich: Wir reden hier vom verschissenen Sheffield, nicht von Saint-Tropez … Was kann ich für dich tun?«
    »Ich habe ein kleines Problem, Don, und ich dachte, du könntest mir da vielleicht weiterhelfen. Um der alten Zeiten willen, weißt du.«
    »Tja, weiß nicht. Vielleicht. Was ist denn das für ein Problem?«
    »Ich bin in diese Bienengeschichte verwickelt worden. Zufällig.«
    »Die Bienengeschichte?«
    »Die verrückten Bienen aus Cornwall? Es gab einen Polizeieinsatz.«
    »Ach, du heilige Scheiße. Die Bienengeschichte. Das ist ’ne Nummer zu groß für mich, alter Freund. Geh zur Polizei, und gesteh den Stinktieren alles, das ist mein Rat. Es sei denn …«
    »Es sei denn was?«
    »Es sei denn, es wäre dir lieber, es zu lassen?« Letzteres in einem merkwürdig schmeichelnden Ton.
    »Ich würde es lieber lassen.«
    Der Hon Don schweigt. Joe merkt, dass er auf etwas wartet. Es gibt ein Passwort, aber ich kenne es nicht .
    Schließlich: »Also, ich schau mir das mal an, Josh – Joe, oder? –, aber versprechen kann ich nichts. Wo bist du?«
    »Ich ruf dich an, Don. Ist besser so.«
    »Was? Oh ja, natürlich. Ich verstehe, was du meinst. Aber du kannst mir vertrauen. Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Kein Zweifel. Ach, Don, hat Mathew mit dir jemals über seine Mutter gesprochen?«
    »Gott, nein. Über solche Sachen hat er nur mit Harriet geredet. Geh zu

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