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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und nach sauberen, blutlosen Varianten. Abel Jasmine gefiel sie nicht. Ein von leeren Rüstungen ausgefochtener Krieg kam ihm nicht sehr gnädig vor; es kam ihm nicht einmal in den Sinn, sich vorzustellen, dass auch die andere Seite nur noch mit Maschinen kämpfen würde. Die Welt, die er kannte, war nicht derartig hoch spezialisiert.
    Der Hüter sprach noch immer.
    »Dann wurden die Automaten verworfen – halbwegs, der Auftraggeber der Französin ist nach wie vor sehr angetan von ihnen –, und als Nächstes benötigte sie eine große Wasserkraftanlage. Und Moskitofallen. Ich weiß nicht, wozu. Dann war es einen Monat lang unabdingbar, dass wir erst einmal ein Kino für Elefanten aufbauen, auch wenn … wir uns ziemlich sicher sind, dass dies nur eine Ablenkung darstellen sollte. Doch jetzt baut sie etwas Neues. Etwas Außergewöhnliches.«
    »Und diese außergewöhnliche Sache …«
    »Ist das, weshalb ich Sie gerufen habe. Sie könnte von unermesslicher Bedeutung sein, für uns und die von uns erwählte Aufgabe in dieser Welt.«
    »Warum?«
    »Die Französin – sie stammt irgendwo aus dem Süden – hat aufgehört, Soldaten herzustellen. Als sie einbestellt wurde, war sie ein Flüchtling. Es war zu Beginn des Krieges. Ich habe den Eindruck, dass sie jemanden verloren hat und schlicht vor allem davonlief. Sie wurde von ihrem Auftraggeber gebeten, ein Gerät zu entwerfen, das den Krieg beenden könnte, für alle Zeiten. Nun. Das ist normalerweise bloß eine freundliche Umschreibung, nicht wahr? Für eine tödlichere Waffe.
    Inzwischen hat sie sich einverstanden erklärt, ihren Auftraggeber beim Wort zu nehmen. Sie glaubt, dass das Gerät, an dem sie arbeitet, diesen Zweck erfüllen wird. Sie nennt es den Anschauungsapparat.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, worum es sich dabei handeln könnte.«
    »Wir auch nicht.«
    »Die Absicht ist natürlich sehr edel, aber …«
    »Aber eine Generation zuvor hat sie uns das Maschinengewehr eingebracht, Giftgas und biologische Kriegsführung und wird in Kürze wahrscheinlich den automatischen Sprengstoff hervorbringen.«
    »So ist es.«
    Der Hüter fuhr sich mit der Hand über den Mund und sprach dann weiter. »Die Mutter des Auftraggebers hat uns gebeten, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Sie hat durch einen Freund aus ihrer Zeit in London ein indirektes Abkommen mit der Krone angeboten. Doch unter den gegebenen Umständen wollten wir Sie warnen.«
    »Was für Umstände?«
    »Der Auftraggeber ist Shem Shem Tsien.«
    Abel Jasmine zog kurz Luft durch die Zähne ein.
    »Das ist nicht ideal.«
    »Nein.« Der Hüter senkte einen Moment lang den Kopf. »Doch das war es nicht, was uns dazu bewogen hat, diesen Schritt zu unternehmen. Durch Gottes Gnade mag selbst das Werk eines Monsters Erlösung hervorbringen – und in der Tat, indem er unser Werk unterstützen würde, könnte selbst ein Mann wie Shem Shem Tsien es lernen, das Wunder der Menschlichkeit anzuerkennen, und … ein besserer Mensch zu werden. Das ist unser Ansinnen. Weltliche Tyrannen bereiten uns nur beschränkt Sorgen. Was uns wirklich beunruhigt, ist die Französin. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es sich bei ihr um eine Hakote handelt.«
    Hakote. Ausgestoßene. Unreine. Aber noch so viel mehr. Abel Jasmine kannte, ebenso wie der Hüter, den Ursprung des Wortes und was es mit sich bringt.
    »Oh«, sagte er leise. »Nun ja. Das ändert die Dinge.«
    An die Akte ist der Brief angehängt, sowie eine Darstellung der umständlichen Route, die er genommen hat, um sein Ziel zu erreichen. Die Handschrift ist gestochen und spinnenfüßig, beherrscht, aber uneben, und es gibt schwache Spuren des Ballens der schreibenden Hand, als hätte die Verfasserin sich in der noch feuchten Tinte ausruhen müssen, um sich wieder zu sammeln.
    An:
    Seine Majestät von England, King George VI
    c/o Tweel
    Chalbury House
    Chalbury,
    Tweel
    Absender:
    Die königliche Witwe Khatun Dalan
    (vormals bekannt als Dotty Catty aus der Limerick Street 2, St James, London, vormals Absolventin der Coddisford School for Young Ladies, Toxbury, und tu bloß nicht so, als würdest du dich nicht an mich erinnern, Georgie, denn mir kannst du nichts vormachen)
    c/o Bruder Planungsleitung
    Der Orden von John, dem Werker
    Barleycorn Street 15
    Dhaka
    Lieber George
    (wobei ich annehme, dass ich dich eher mit »Lieber Bruder Landesvater« oder »Liebe Britannische Majestät« ansprechen müsste, aber ich bin alt und eine Ausländerin, du wirst dich also

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