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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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den Vater nur streng verwahren! Er wollte nichts mehr von ihm hören, nie mehr! Verdient hatte er es, sagte er sich verzweifelt. Plötzlich holte er aus und warf die Flasche gegen das Mauerwerk. Es drängte in ihm, stieg hoch, als wollte es endlich herausbrechen. Er wusste nicht genau, warum, und sehnte sich danach, endlich zu vergessen, aber seine Augen blieben trocken.
    Über den Vormittag bereitete er einen Versuch vor, den er nach Böttgers Aufzeichnungen schon einige Male nachgestellt hatte, aber er schweifte immer wieder in Gedanken ab und musste an die Goldmünzen denken, die Pfarrer Porstmann ihm zugesteckt hatte, und fragte sich, ob er wirklich eine Goldprobe vortäuschen sollte. Schon seit Tagen war ihm elend von den Quecksilberdämpfen, und von Unruhe getrieben beschloss er, ein wenig über den Markt zu gehen.
    Als Lips durch das Tor schritt, trat ein Bote an ihn heran und sagte, er wäre vom Posthof und habe einen Brief für einen gewissen Lips Arnold. Ob dieser hier in der Apotheke zu finden sei. Ja, das wäre er, sagte Lips überrascht. Der Bote überreichte ihm einen Brief mit seinem Namen darauf und der Anschrift der Apotheke, aber ohne Absender. Lips spürte den fragenden Blick des Hausknechtes in seinem Rücken, als er um die Ecke in die Paddengasse bog. In einem Hauseingang erbrach er das Siegel.
    Mein getreuer Lips!
    Du bist der einzige, der mein Leben retten kann! Komm sofort nach Dresden, und hilf mir. Ich bin in allerhöchster Not! Sie haben mich in der Jungfernbastei eingesperrt. Wenn du mir hilfst, dann gibt es alles, was du willst. Geld, Weiber, ein eigenes Laboratorium. Alles, was du immer wolltest. Komm bald, sonst bringen die mich an den Galgen! Der König August hat schon einen aufrichten lassen. Ich hab schon drunter ausstehen müssen, und die Kette musste ich anfassen! Komm! Ich vertraue dir! Du musst mir bei der Goldprobe helfen! Ich brauch einen Freund, der mir von außen ganz im Geheimen hilft. Du darfst niemand irgendwas erzählen, sonst wird es auch für dich gefährlich. Ich baue ganz fest auf dich und bete jeden Tag, dass du bald kommst. Am Schwarzen Tor hier in Dresden frag den Wachoffizier Hering nach Johann Gottfried. Sag nicht mehr! Der Hering bringt dich dann her. Hab Vertrauen!
    Dein Freund Johann Gottfried
    (Und denk nicht, dass da was war mit der Anna und mir! Die hat doch keinen rangelassen!)
    Pah! Böttger hatte sich doch selbst in die Sache hineingeritten! Und jetzt sollte er ihm bei einer fragwürdigen Goldprobe helfen! Warum machte Böttger seine Probe nicht einfach ein zweites Mal! Da hatte der Vater schon Recht! Böttger würde ihn auch noch an den Galgen bringen, da hatte er keine Skrupel!
    Lips ging hinüber zum Wochenmarkt und schlenderte von Stand zu Stand. Er ließ sich Zeit und beobachtete die Menschen, wie sie die Waren prüften und sorgsam ihre Münzen abzählten. Pah! Gerade Böttger, der ihn beim Apotheker angeschwärzt hatte, bettelte ihn jetzt ganz im Vertrauen an! Einen Freund nannte Böttger sich auch noch! Er hätte nichts mit Anna gehabt. Das war jetzt auch egal, sagte er sich. Und was für ein Name: Offizier Hering!
    Lustlos ging Lips zurück. Schon am Tor hörte er Annas wütendes Geschreie. Sie stand vor dem Waschhaus und stritt mit einer Magd. Die beiden berührten sich beinahe mit ihren Nasen.
    »Natürlich bin ich an allem schuld!«, schrie Anna. »Wie immer, du blöde Kuh!«
    »Ja, du bist schuld!«, keifte die Magd zurück. »Wer denn sonst!«
    »Natürlich ich! Alles mach ich verkehrt!« Anna lachte schrill auf und wies auf einen Haufen mit toten Ratten. »Nachher hab ich die auch noch gemacht!«
    Das Gesinde stand in den Türen und sah dem Streit zu. Auch die Frau des Apothekers, die Lips lange nicht mehr gesehen hatte, stand oben im Fenster.
    »Schau dich doch an!«, triumphierte die Magd und heischte nach den Blicken der Gaffer. »Siehst doch aus wie eine Hexe!«
    »Natürlich war ich's! Wer denn sonst?« Annas Stimme überschlug sich. »Und wenn das Brot schimmelt, dann hab ich das auch verhext!«
    »Genau, du Hexe! Sagst es ja selbst! Die Milch von gestern ist auch schon sauer!«
    »Jetzt reicht's!« Anna stieß die Magd zurück, sodass sie hinfiel.
    »Du Hexe! Ja! Hexe und Hure!«, schrie die Magd, raffte sich auf und stürmte auf Anna los.
    »Schluss jetzt!«, rief der Hausknecht. Er ließ den dummen Heinrich los, kam gelaufen, drängte sich zwischen die Frauen und drückte sie mit den Händen zurück. »Und ihr … und ihr … ihr

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