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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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angeht.«
    »Einen Verdacht«, wiederholte Tehre. Sie musterte den Ausländer. »Einen Verdacht, ja?«
    Dann jedoch betrat Sicheir wieder den Raum, den Agenten des Königs im Schlepptau, und es bot sich keine weitere Möglichkeit zu einem privaten Gedankenaustausch.

Kapitel 11
    Aben Annachudrans Haus sah noch genauso anheimelnd und behaglich aus, wie es Gerent in Erinnerung hatte. Das große Bauwerk breitete sich zwischen mehreren Ställen und Räucherschuppen sowie anderen Nebengebäuden aus. Der Weizen war noch nicht ganz reif für die Ernte, aber einige Frauen und Männer arbeiteten in den ordentlichen Gärten oder ernteten Äpfel und Birnen von den Obstbäumen rings um das Haus. Vieh weidete auf weiträumigen Wiesen. Näher an der Straße beaufsichtigten ein Junge und vier Hunde eine Herde großer Ziegen mit schwarzen Gesichtern, lohfarbenem Fell und weichen Schlappohren.
    Gerent wahrte eine ausdruckslose Miene und warf Beguchren einen Seitenblick zu. Der Magier betrachtete den Besitz und runzelte die Stirn.
    »Was ist los?«, fragte Gerent ein klein wenig zu scharf im Ton.
    »Der Teich ist leer«, antwortete Beguchren, der die Schärfe anscheinend nicht bemerkt hatte.
    Auch Gerent runzelte jetzt die Stirn und folgte der Blickrichtung des anderen. Es stimmte. Er hatte es nicht gleich bemerkt, aber der neue Teich, den Aben Annachudran kürzlich angelegt hatte und der nahezu voll mit Wasser gewesen war, als Gerent ihn zum ersten Mal sah, zeigte jetzt nur noch eine Fläche aus trockenem, rissigem Schlamm am Grund. Gerent blickte weiter bergaufwärts und stellte fest, dass der Fluss, der den Teich hätte speisen sollen, ebenfalls ausgetrocknet war. »Es ist spät im Sommer«, meinte er unsicher. In Gedanken vernahm er jedoch Annachudrans Stimme: Mein Haus steht am Fuß einiger niedriger Berge, wo ganzjährig ein Fluss ins Tal strömt.
    Beguchren schüttelte den Kopf. »Nicht so spät. Und es müsste hier und in diesen Bergen reichlich regnen ...« Er deutete mit dem Kopf auf die grau-lavendelfarbenen fernen Berge. »Egal, wie spät im Sommer es ist.«
    »Die Greifen beeinflussen den Regen?«, fragte ihn Gerent.
    Beguchren schüttelte nur aufs Neue den Kopf und gab seiner Stute einen leichten Stoß, damit sie in bedächtigem Schritttempo voranging.
    Gerent folgte widerstrebend. Er stellte sich vor, wie er auf den Hof ritt und einer der Stallknechte vortrat, um die Pferde zu übernehmen; er konnte fast die freundlichen Worte des Mannes hören: Ah, Gerent, zurück für einen Besuch?, und sehen, wie Beguchren die Brauen hochzog. Der Magier wurde vielleicht abgelenkt von Gedanken an Greifen und trockenen Flüssen und das Ausbleiben des Regens, aber er war wohl kaum so abgelenkt, um irgendetwas dieser Art zu überhören.
    Es brauchte kein Stallknecht zu sein. Eines der Hausmädchen äußerte vielleicht etwas oder einer der Waffenknechte, die mit Sicheir nach Süden gezogen und später zurückgekehrt waren. Aben Annachudran selbst sagte vielleicht etwas, wenn Tehres Briefe nicht angekommen waren: Hallo, Gerent, zurück aus Breidechboda? Bist du also letztlich nicht mit Tehre ausgekommen? Und wer ist dein Freund?
    Gerent hätte selbst schreiben sollen – er hätte einen schnellen Kurier mieten sollen, der den Brief überbrachte. Er und des Königs Magier hatten Tehres Briefe vielleicht überholt, falls sie diese mit irgendeinem langsamen, schwer bepackten Kaufmann oder Händler geschickt hatte. Warum hatte er nicht ein einziges Mal gefragt, wie sie die Briefe verschickt hatte?
    Der Waffenknecht am Tor war jedoch keiner, den Gerent wiedererkannte, und die Stallknechte, die die Pferde in Empfang nahmen, waren ihm gleichermaßen fremd. Der Waffenknecht notierte ihre Namen mit einer Art grimmiger Befriedigung, die schon von der Anwesenheit der Greifen kündete, noch ehe Gerent etwas sagte. »Wir sind sehr froh, Euch hier zu begrüßen, hochverehrter Herr Magier!«, empfing der Mann Beguchren. »Wir haben in jüngster Zeit große Schwierigkeiten. Bitte gestattet mir, Euch zu führen. Ich schicke sofort nach dem hochverehrten Aben Annachudran, dem Herrn dieses Haus, und ich versichere Euch, Herr Magier, dass er Euch sehr freudig begrüßen wird.«
    Der Waffenknecht schickte Dienstboten los, die sich im Laufschritt entfernten, und führte selbst die Besucher in eine Bibliothek: ein warmes, behagliches, voll gestelltes Zimmer, das von runden Porzellanlampen beleuchtet wurde und erfüllt war vom Staubgeruch alter Bücher. Ein

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