Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
so schön und hat so herrliche Gebäude, dass es sogar in Spanien bemerkenswert wäre.“ 12
---12 Cabildo von Jauja, zitiert in Hemming
In seinem Herzen lag der Huacaypata (Platz der Freude), der doppelt so groß gewesen war wie die heutige zentrale Plaza. Ganz in der Nähe, wo heute die Santo Domingo Kirche steht, war der große Sonnentempel, Koricancha, mit seinen Heiligtümern der Sonne, des Mondes, der Sterne, des Blitzes und des Regenbogens.
Die Innenwände waren zur Entzückung der Spanier ganz mit Gold überzogen; zusätzlich gab es goldene und silberne Statuen von Lamas, Schäfern, Vögeln, Schmetterlingen, Obst, Bäumen und Pflanzen. Wie Atahualpas Lösegeld aus Gold wurde auch dieser Schatz sofort eingeschmolzen. Die Conquistadores waren mehr am Gewicht interessiert als an der Kunst.
Die Inkas nannten Cuzco den „Nabel der Welt“. Der Grundriss war eine symbolische Repräsentation ihres Reiches: Die Stadt hat te den Umriss eines Jaguars und war von zwei Kanälen durchzo gen. Die vier Stadtteile repräsentierten die Tawantinsuyu – die vier Viertel des Reiches. Das Reich erstreckte sich über 3000 Meilen weit von Südkolumbien bis Nordchile. Über 40.000 km gepflasterte Straßen – komplett mit Wänden, Tunnels, Fahrdämmen, Brücken und Abflusskanälen – schlängelten sich durch die schroffen Berge.
Damals war es wahrscheinlich das größte Reich der Erde, unge fähr so groß wie das römische Reich in seiner Blütezeit. Aber dieses glorreiche Imperium war ebenso kurzlebig wie es riesengroß war. Obwohl sie ihre Dynastie auf Manco Capac zurückführten, der Cuz co um ca. 1200 n.Chr. gegründet hatte, waren die Inka 250 Jahre lang ein kleiner Stamm geblieben. Das „Imperium“ wurde von nur drei Regenten aufgebaut und hatte weniger als ein Jahrhundert Bestand. Der erste war Pachacuti, eine peruanische Version von Alexan der dem Großen. Pachacuti kam 1438 auf den Thron, nachdem er die gegen Cuzco gerichtete Invasion eines rivalisierenden Stam mes, der Chanca, zurückgeschlagen hatte. Bis zu seinem Tod 1471 hatte er innerhalb von 33 Jahren das gesamte Gebiet des modernen Peru erobert und Cuzco zum Zentrum eines großen Reiches ge macht. Er hatte prächtige Paläste und Tempel gebaut, ein riesiges Netzwerk von Straßen, landwirtschaftlichen Terrassenanlagen, Bewässerungsanlagen und Getreidespeichern konstruiert und ein umfassendes Rechts- und Verwaltungssystem eingerichtet.
Sein Sohn und sein Enkel, Topac Xupanqui und Huyana Capac, besiegten die letzten peruanischen Rivalen der Inka, die Chimu, und weiteten das Reich nach Ecuador, Chile und Kolumbien aus. Und das war’s dann auch. Als Huayna Capac 1527 gestorben war, stürzte das Land in einen blutigen Bürgerkrieg, der gerade erst geendet hatte, als die Spanier auftauchten.
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Geben und Nehmen
Die Errungenschaften der Inka waren beeindruckend: Sie er oberten und organisierten eines der größten Reiche der Weltge schichte, das seine Einwohner ernährte; sie bauten große Tempel und ein riesiges Straßennetz. 13
---13 Ihr Erfolg half auch den Spaniern. Die Inkas hatten andere Militärmächte der Anden zerstört und eine Infrastruktur der Herrschaft aufgebaut, sodass die Spanier lediglich ein bestehendes Imperium übernahmen.
Wie die Spanier waren auch sie skrupellose Imperialisten, die gegnerische Truppen massakrier ten, nachdem diese sich ergeben hatten, und die Einwohner er oberter Städte abschlachteten. Manchmal häuteten sie Gefange ne bei lebendigem Leib und stellten die ausgestopften Häute zur Schau oder machten Kriegstrommeln aus ihren Mägen.
Es gab aber auch einen gewissen Austausch (zumindest wenn man nicht zu einem Schlagzeug verarbeitet wurde). Die Inkas versuchten, die unterworfenen Völker in ihr Imperium zu inte grieren. Besiegte Häuptlinge wurden in Cuzco als Geiseln gefan gen gehalten, aber es wurde ihnen ein luxuriöses Leben gestat tet, solange ihre Gefolgsleute loyal blieben. Ihre Götter wurden in die Inka-Religion integriert. Große öffentliche Bauvorhaben umfassten nicht nur Paläste und Tempel, sondern auch Bewäs serungssysteme, landwirtschaftliche Terrassenanlagen (zur Vor beugung gegen Erosion an den steilen Hängen der Anden) und Getreidespeicher (für den Fall einer Missernte).
Das Inka-Reich war eine totalitäre, autoritäre Diktatur, die als Kommune ohne Privatbesitz organisiert war – wie der Staats kommunismus der Sowjetunion, nur ohne das Lippenbekennt nis zur Gleichheit. Es bestand eine
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