Der große Schlaf
schon gedreht.«
Brodys Stimme klang schrill. »Meinen Sie, Sie könntenś mir anhängen?«
»Klarer Fall.«
»Wieso?«
»Ich kenne jemand, derś genauso erzählen wird. Ich sage Ihnen doch, daß ein Zeuge dabei war. Spielen Sie doch nicht den Simpel, Joe.«
Jetzt explodierte er. »Dieses gottverdammte kleine Luder!«
brüllte er. »Das brächte sie fertig, Gottverdammich! Sie brächteś fertig – wie nix!«
Ich lehnte mich zurück und feixte ihn an. »Fein. Ich dachteś mir schon, daß Sie die Nacktfotos haben.«
Er sagte nichts. Die Blonde sagte auch nichts. Ich ließ sie dran kauen. Brodys Gesicht hellte sich langsam wieder auf, in einer Art grämlicher Erleichterung. Er legte seinen Colt auf das Tischchen neben seinem Sessel, hielt aber seine Rechte dicht daneben. Er klopfte die Asche seiner Zigarre auf den Teppich und starrte mich an mit Augen, die nur ein schmaler Schimmer zwischen engen Lidern waren.
»Sie halten mich wohl für doof?« sagte Brody.
»Es geht so, für einen Ganoven. Rücken Sie die Bilder raus.«
»Was für Bilder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Falsche Tour, Joe. Die Unschuldsmasche zieht nicht. Entweder Sie waren letzte Nacht dort, oder Sie haben das Nacktfoto von einem, der dort war. Jedenfalls wissen Sie, daß sie da war, sonst hätten Sie Mrs. Regan durch Ihre Freundin nicht mit der Polizei gedroht. Um sich das leisten zu können, mußten Sie im Bilde sein, und das konnten Sie nur, wenn Sie entweder gesehen hatten, was passiert war, oder aber das Foto hatten und wußten, wo und wann es aufgenommen wurde. Also seien Sie vernünftig und spucken Sieś aus.«
»Dafür brauchte ich schonń bißchen Kies«, sagte Brody. Er wandte etwas den Kopf, um zur grünäugigen Blonden hinzusehen. Jetzt war sie gar nicht so grünäugig und auch nicht besonders blond. Sie war schlapp wie ein abgemurkstes Kaninchen.
»Kein Kies«, sagte ich.
Er sah mich bitterböse an. »Wie sind Sie auf mich verfallen?«
Ich zog meine Brieftasche und zeigte ihm meinen Orden.
»Ich war hinter Geiger her - für einen Klienten. Ich war gestern nacht im Regen draußen. Ich hörte die Schüsse. Ich platzte hinein. Ich habe den Mörder nicht gesehen. Aber sonst sah ich alles.«
»Und haben dichtgehalten«, höhnte Brody.
Ich steckte meine Brieftasche weg. »Ja«, bestätigte ich. »Bis jetzt. Kriege ich die Fotos oder nicht?«
»Die Sache mit den Büchern«, sagte Brody. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich bin ihnen von Geigers Laden bis hierher gefolgt. Ich habe einen Zeugen.«
»Den Strichjungen?«
»Was für einen Strichjungen?«
Er guckte wieder böse. »Den Jungen, der im Laden arbeitet.
Er ist abgehauen, nachdem der Laster weg war. Agnes weiß nicht mal, wo er sich rumtreibt.«
»Das hilft weiter«, sagte ich und grinste ihn an. »Dieser Punkt hat mirń bißchen Sorgen gemacht. War einer von euch schon mal in Geigers Haus - vor gestern nacht?«
»Nicht mal gestern nacht«, sagte Brody scharf. »Sie behaupten also, ich hätte ihn abgeknallt, was?«
»Mit dem Foto in der Hand könnte ich sie vielleicht überzeugen, daß sie sich getäuscht hat. Es ist ein bißchen gebechert worden.«
Brody seufzte. »Sie haßt mich wie die Pest. Ich hab sie nämlich rausgeschmissen. Sie hat mich bezahlt, klar, aber ich mußtés trotzdem tun. Sie ist zu irre fürń einfachen Kerl wie mich.«
Er räusperte sich. »Wie wärś mit etwas Kies? Ich bin völlig blank. Wir müssen zusehen, wie wir weiterkommen, Agnes und ich.«
»Nicht von meinem Klienten.«
»Hören Sie –«
»Her mit den Bildern, Brody.«
»Ach, zum Teufel«, sagte er. »Ich gebś auf.« Er erhob sich und ließ den Colt in seine Seitentasche gleiten. Seine rechte Hand griff in seinen Rock nach oben. Dort hatte erś, sein Gesicht verzerrte sich vor Ekel, als die Türglocke zu läuten anfing und unaufhörlich weiterläutete.
15
Das gefiel ihm nicht. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne, und seine Augenbrauen gingen scharf an den Enden nach unten. Sein ganzes Gesicht wurde scharf und füchsig und tückisch. Die Glocke sang weiter ihr Lied. Auch mir gefielś nicht. Wenn die Besucher zufällig Eddie Mars und seine Jungens waren, konnten sie mich kalt machen, bloß weil ich hier war. Wenn es die Polizei war, so hatten sie mich am Wickel mit nichts weiter als einem freundlichen Gesicht und vielen guten Worten. Und wenn es ein paar von Brodys Freunden waren – wenn er überhaupt welche hatte -, dann waren die womöglich noch schlimmer als er.
Der
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