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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Raumfieber, ja sogar einer einfachen Meuterei war immer zu rechnen. Aber jemand, der einen anderen umbringen wollte, konnte recht erfinderisch in der Improvisation von Waffen sein. Also war Comyn immer vorsichtig.
    Es war niemand im Korridor. Comyn gähnte und machte sich auf den Weg zur Aufenthaltskabine. Sein Kopf war noch leicht benommen, und im Mund spürte er den Nachgeschmack des Whiskeys.
    Auf der Steuerbordseite des Korridors war eine kleine Kabine mit den Vorräten für die Mannschaftskabinen. Die Tür war nicht ganz geschlossen, doch das war nicht ungewöhnlich, da ständig jemand hier etwas holte. Comyn ging daran vorbei.
    Da spürte er den scharfen Luftzug einer Tür hinter sich, die sehr schnell aufgerissen wurde, dann hörte er einen eiligen Schritt und einen unvorsichtigen Atemzug. Sofort warf er sich nach vorn und soweit nach links, wie es in dem Bruchteil einer Sekunde ging. Die Eisenstange, die eigentlich seinem Hinterkopf gegolten hatte, traf pfeifend seine rechte Schulter. Sie verursachte ein sehr häßliches Geräusch.
    Dem unerträglichen Schmerz war nicht zu entgehen. Er fiel, dagegen konnte er nichts tun, aber seine Linke fuhr instinktiv zu der getroffenen Stelle, als könnte sie den Schmerz dadurch vertreiben oder zumindest lindern. Statt dessen bekam er das Ende der Eisenstange zu fassen und zog sie mit sich.
    Er schlug auf dem Boden auf. Sterne funkelten vor seinen Augen, und Dunkelheit drohte ihnen zu folgen. Aber seine Angst vor dem Tod hielt sie zurück. Er schlug um sich, mit der Eisenstange immer noch in der Linken. Er sah einen Mann, einen sehr vorsichtigen Mann, der einen Fehlschlag in Betracht gezogen hatte, denn er hatte Kopf und Gesicht vermummt, damit sein Opfer ihn nicht erkennen konnte.
    Wut wallte mit solcher Gewalt auf, daß sie die nach Comyn greifende Dunkelheit fast vertrieb. Ein tierisches Knurren drang aus seiner Kehle, und er versuchte aufzustehen. Plötzlich drehte der Mann mit dem vermummten Kopf sich um und ergriff die Flucht. Die Beine in den glänzenden Schuhen rannten den Korridor hoch. Comyn blickte ihnen nach. Er wußte, wem die Schuhe gehörten und die Beine in der dunklen Hose. Nicht nur am Gesicht kann man jemanden erkennen. Er wollte den Namen des verhinderten Mörders rufen, aber er kam nicht mehr dazu – das Dunkel der Bewußtlosigkeit war schneller.
    Er lag immer noch auf dem Boden. Sein rechter Arm war taub bis zu den Fingerspitzen und schmerzte, wenn er ihn bewegte. Comyn brauchte lange, bis er wieder auf die Beine kam, und noch länger für die endlosen Kilometer – wie ihm schien – zur Aufenthaltskabine. Er war nicht sehr lange besinnungslos gewesen, denn sie saßen noch beim Essen um die Klapptische. Sie blickten auf, als er hereinkam. Alle waren da: Peter und Simon und Bill Stanley und die Wissenschaftler und Techniker, alle waren sie da.
    Schwer ließ Comyn sich auf einen Stuhl fallen. Er blickte Peter Cochrane an. »Es ist soweit, jetzt kann ich Ihnen sagen, wo Ballantyne landete.«
     

 
9.
     
    Viele Stimmen redeten durcheinander. French hatte sich bereits über ihn gebeugt und erkundigte sich nach dem Schmerz. Peter Cochrane stand auf und gebot Ruhe. Simon legte sein Besteck auf den Tisch. Seine Hände zitterten heftig. Er war totenbleich und Schweißtropfen glitzerten auf seiner Stirn. Comyn lachte.
    »Sie hätten mir den Rest geben sollen«, wandte er sich an William Stanley. »Peter hätte es getan. Simon ebenfalls. Aber nicht Sie, dazu haben Sie einen zu schwachen Magen.«
    »Ich – ich verstehe nicht …«, stammelte Stanley.
    »O doch, das tun Sie sehr wohl. Es genügte nicht, daß Sie sich das Gesicht verhüllt haben. Ich kenne Ihre Schuhe, Ihre Kleidung, Ihre Haltung, Ihren Gang. Ich kenne Sie – jetzt.«
    Stanley schob seinen Stuhl zurück, als wollte er nichts als weg von Comyn. Er sagte etwas, aber es war nicht zu verstehen.
    »Es ist schon ein Unterschied, wenn man es selbst tun muß, nicht wahr?« höhnte Comyn. »Nicht so sauber und einfach wie das Ausstellen eines Schecks. Man muß damit rechnen, daß man das erstemal nicht richtig trifft. Dann muß man die Nerven haben, immer wieder zuzuschlagen, bis das Opfer liegenbleibt. Ja, da darf man keinen schwachen Magen haben und auch keine Nerven. Da ist ein Killer wie Washburn schon besser dran. Mit einem Schocker hätten Sie es vielleicht tun können, aber nicht mit den Händen.«
    Dr. French versuchte, ihm das Hemd auszuziehen, aber Comyn schob ihn zur Seite. Simon war

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