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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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lächelte nicht.
    Es mußte einen durchaus logischen Grund dafür geben, daß ein indianisches Mädchen in dem ganz und gar weißen Haus eines kanadischen Komponisten in Sausalito Indianerstatuen meißelte; aber er kam anscheinend der Lösung nicht näher, was denn verflixt noch mal dieser Grund war. In bezug auf die verborgenen Rundungen hatte er allerdings recht gehabt; ihre vollen Brüste zeigten sich in klaren Konturen, wenn sie die Arme erhob, um an dem mit Federn geschmückten Haupt der Statue zu arbeiten.
    »Darf ich nach Ihrem Namen fragen?« sagte Paul.
    »Ich heiße Magdelaine. Ich bin eine Siwash-Indianerin. Das ist alles, was ich über mich selbst sagen will. Wenn Sie etwas über Stier wissen möchten, schlage ich vor, daß Sie zu Ihrer Agentur zurückgehen, ganz gleich, wo sie ist, und sich Stiermusik anhören.«
    »Das habe ich getan. Mir ist schlecht geworden dabei.«
    Sie ließ die Arme sinken und sah ihn groß an. Ihre Nüstern weiteten sich, und sie faßte den Meißel fester.
    »Ich wollte sagen«, erklärte Paul schnell, »daß ich gestern abend krank war, und unglücklicherweise hatte ich da zum erstenmal Gelegenheit, Stiermusik zu hören.«
    Sie begann wieder, am Haupt der Statue herumzuklopfen.
    »Ich wollte nur etwas Background-Information über Stier haben, die ich für eine kurze Biographie benutzen könnte. Ich hatte sicherlich nicht den Wunsch, in Ihr Privatleben einzudringen …«
    »Sie stehn mir im Licht«, sagte sie.
    »Aber … ich kommum in Friedum. Paul Odeon wünschum zu Magdelaine Freund. Denkum ich kämpfum Schlacht verlorum.«
    Ihr hübsches Gesicht zeigte nicht den leisesten Ausdruck. Paul trat von einem Fuß auf den anderen und sah sich im Raum um. Er hatte sein Pulver für sieben Minuten in weniger als dreien verschossen.
    »Dürfte ich bitte Ihr weißes Telefon benutzen, um ein weißes Taxi zu bestellen?«
    »Auf dem Ständer. Wenn Sie hinausgehen.«
    Paul ging mit schleppenden Füßen zum Wohnzimmer. »Ich werde meiner Mutter schreiben«, sagte er, »und sie bitten, meine Sammlung von Pfeilspitzen wegzuwerfen.«
    Auf der Rückfahrt zu Pauls Apartment gab Tony nur einen einzigen Satz von sich: »Hab vor ner halben Stunde Beebee dahin gebracht.« Für Tony war das ein epischer Haufen Worte, den Paul anerkannte. Ihm war kalt und trübsinnig zumute, und er erwärmte sich an der Vorstellung, daß er bald Wein trinken würde, mit Beebee plaudern, einen Schwips kriegen und ihr neues Spiel mit ihr spielen, gleich was es sein mochte.
    Büsche und Weinreben zwickten ihn an den Fußgelenken, als er die Stufen hinaufstieg und grübelte, was ihm an dem Geruch im Atelier von Stiers Haus so vertraut vorgekommen war.
    Als er die Tür aufmachte, war er außer Atem.
    Das Geräusch der Toilettenspülung bedeutete, daß Beebee sein Kommen gehört hatte; der Stapel Bücher, die säuberlich in das Gelb und Blau der Marin-Oberschule eingeschlagen waren, hieß, daß sie wahrscheinlich ihren Eltern erzählt hatte, sie ginge Baby-sitting.
    Er schritt zum Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Wein ein. »Hallo, Paul!«
    »Hallo Beebee!«
    »Alles in Ordnung!«
    »O.K.!«
    Er trug das Glas Wein ins Wohnzimmer, legte Beebees Bücher vom Bett herunter auf den Fußboden, setzte sich in seinen Schreibtischstuhl und wartete.
    Beebee kam ins Wohnzimmer gesprungen und schwenkte dabei ein wenig die Hüften, warf ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn. Ihr blondes Haar war in Zöpfen geflochten, die straff um ihren Kopf gewunden und hinten mit einem braunen Plastik-Kamm festgesteckt waren. Mit Ausnahme der leicht roten Flecken eines Schönheitsmittels über ihren strahlenden Augen wirkte ihr Gesicht rosig, winterlich, wie eben frottiert. Sie kratzte sich an der Spitze ihrer kurzen Nase und sah auf seinen Mund.
    »Wo bist du gewesen, du Anzeigenblatt?«
    »Cowboy und Indianer spielen.«
    »War sie hübsch? Wie hieß sie?« Sie schob ihre Unterlippe vor und lehnte sich gegen ihn, wobei sie ihre kleinen Brüste über seinen Brustkasten schob. »Ich mach nur Spaß.«
    Paul trank aus seinem Glas.
    »Kann ich ein Schlückchen davon haben?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das würde zur Verführung einer Minderjährigen beitragen.«
    »Aber ich bin fünfzehn.«
    »Vierzehn.«
    »Nächsten Monat fünfzehn.«
    »Dann kannst du an deinem Geburtstag ein Schlückchen davon haben. Nächsten Monat.«
    »Du weißt doch, was ich mir zum Geburtstag wünsche …« Sie hüpfte wieder in die Küche und stellte das Radio

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