Der Grüne Strahl
anzustellen, was aus Aristobulos Ursiclos
geworden war.
Wozu auch? Was hätten sie ihm sagen können, was konn-
ten sie noch hoffen? Vermochten sie trotz alledem noch an
die geplante Verbindung zwischen zwei so antipathischen
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Wesen zu denken, die der Abgrund trennt, der zwischen ge-
meiner Prosa und hochfliegender Poesie gähnt, der eine mit
seiner Manie, alles auf trockene wissenschaftliche Formeln
zurückzuführen, die andere mit ihrem Ideal lebend, das die
Ursache verachtet und sich mit Eindrücken begnügt?
Inzwischen hatte Patridge, den Mrs. Bess dazu drängte,
in Erfahrung gebracht, daß der ›junge alte Gelehrte‹, wie er
ihn bezeichnete, keineswegs abgereist sei, sondern noch im-
mer die Fischerhütte bewohne, in der er auch seine Mahl-
zeiten einsam verzehre.
Das Wichtigste blieb es immerhin, daß man Aristobulos
Ursiclos nicht mehr zu sehen bekam. In Wahrheit streifte
er, wenn er sich nicht auf sein Zimmerchen beschränkte, in
dem ihn gewiß ein hohes wissenschaftliches Problem be-
schäftigte, mit der Flinte auf dem Rücken am flachen Strand
des Ufers und machte da seiner schlechten Laune durch
eine wahres Massaker unter den schwarzen Taucherenten
und Möwen Luft, die hier ja zu nichts da wären. Bewahrte
er noch einige Hoffnung? Tröstete er sich damit, daß Miss
Campbell nach Befriedigung ihrer Sehnsucht nach dem
Grünen Strahl wieder mildere Saiten gegen ihn aufziehen
werde? Seinem ganzen Charakter nach war das wenigstens
möglich.
Da erlebte er aber eines Tages ein recht unangenehmes
Abenteuer, das für ihn ohne das edelmütige und unerwar-
tete Eingreifen seines Rivalen recht schlimm hätte ausge-
hen können.
Es war am Nachmittag des 2. September. Aristobulos Ur-
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siclos hatte sich aufgemacht, die Felsen zu untersuchen,
welche die äußerste Südspitze von Iona bilden. Eine dieser
Granitmassen, ein sogenannter ›Stack‹, erregte seine Auf-
merksamkeit so sehr, daß er dessen Gipfel zu erklettern be-
schloß. Es war das übrigens ein ziemlich unkluges Unter-
fangen, denn der Felsen zeigte nur sehr abschüssige, wohl
gar etwas schlüpfrige Oberflächen, auf denen der Fuß kei-
nen festen Halt finden konnte.
Aristobulos Ursiclos ließ sich freilich von solchen Zufäl-
ligkeiten nicht abschrecken. Er begann also an den Wänden
hinaufzuklimmen, indem er sich an einzelnen da und dort
verstreuten Pflanzen festhielt, und erreichte auch wirklich,
allerdings mit großer Mühe, den Gipfel des Stack.
Dort angelangt, überließ er sich sogleich seinen gewohn-
ten mineralogischen Liebhabereien; aber als er wieder hin-
unterklettern wollte, gestaltete sich das wesentlich schwie-
riger. Nachdem er sorgfältig geprüft hatte, an welcher Seite
der Wand er noch am besten hinabgleiten konnte, wagte er
wirklich das kühne Unternehmen. Da glitt ihm auch schon
der Fuß aus, er rutschte hinunter, ohne sich halten zu kön-
nen, und wäre ohne Gnade in die heftige Brandung gestürzt,
wenn ihn nicht mitten im Fallen ein abgebrochener Baum-
stamm aufgehalten hätte. Aristobulos befand sich damit in
einer ebenso gefährlichen wie lächerlichen Lage. Er konnte
weder aufwärts klettern, noch weiter hinunter gelangen.
So verging 1 Stunde, und wer weiß, was noch geschehen
wäre, wenn Olivier Sinclair nicht zufällig, mit seiner Maler-
tasche auf dem Rücken, an diese Stelle gekommen wäre.
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Er hörte Hilferufe und blieb stehen. Unwillkürlich
mußte er lachen, Aristobulos Ursiclos 30 Fuß hoch in der
Luft schweben und hin und her schwanken zu sehen, wie
die geflochtenen Puppen vor den Schänken; natürlich zö-
gerte er aber keinen Augenblick, ihn unter eigener Gefahr
aus dieser peinlichen Lage zu befreien.
Das ging freilich nicht ohne Mühe. Olivier Sinclair sah
sich genötigt, selbst den Gipfel des Stack zu erklimmen, um
den Gehenkten da hinaufzulotsen und ihn nachher beim
Abstieg auf der anderen Seite zu unterstützen.
»Mr. Sinclair«, so lauteten die ersten Worte des gelehrten
Toren, »ich habe den Neigungswinkel, den diese Wand mit
der Senkrechten macht, falsch berechnet; deshalb mußte
ich ausgleiten und dann hängenbleiben . . .«
»Mr. Ursiclos«, sagte Olivier Sinclair, »ich schätze mich
glücklich, daß der Zufall mir gestattete, Ihnen zu Hilfe zu
kommen.«
»So empfangen Sie wenigstens meinen Dank . . .«
»O gar nicht nötig, Sir! Sie hätten sicherlich dasselbe für
mich getan.«
»Ohne
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