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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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Platte!
    Die Platten sollen nicht zu hoch gereicht werden, damit sich die
    Gäste ohne Schwierigkeit bedienen können. Während ein Mädchen die
    Platte reicht, nähert sich ein zweites mit der Sauce. Wenn nur ein
    Mädchen da ist, trägt es in einer Hand die Platte, in der anderen die
    Sauce.
    Die Platten werden im allgemeinen ein zweites Mal angeboten, aber
    niemand ist verpflichtet, zweimal zu nehmen. Die Gastgeber sollen
    nicht schmerzlich enttäuscht sein, wenn ihre Gäste nur einmal
    zugreifen und sie keinesfalls fragen, ob es ihnen nicht geschmeckt
    habe.
    DIE WEINE.
    Man giesst von der linken Seite ein. Die Bedienung muss dafür
    sorgen, dass die Gläser nicht leer werden. Es soll immer eingeschenkt
    werden, bis die Gäste dankend ablehnen. Der Wein wird vom Per-
    sonal immer aus der Flasche eingeschenkt. Bei einer grossen
    Festlichkeit meldet die Bedienung mit leiser aber verständlicher
    Stimme, welcher Wein nun gereicht wird. Der Gast sollte kein
    Stückchen Korken oder Lack in seinem Glas finden; kommt es
    trotzdem vor, wird er nicht versuchen, es mit dem Finger
    herauszufischen. Die Bedienung, der nichts entgehen sollte, tauscht das
    Glas sofort gegen ein anderes um. Es soll aber nicht dasselbe sein, aus
    dem die »Zugabe« herausgenommen wurde. Wenn nicht viel oder kein
    Personal da ist, öffnet der Hausherr selbst die Flaschen. Er giesst den
    ersten Schluck in sein Glas, da eventuell ein Stückchen Kork
    mitkommen könnte, dann bedient er seine Gäste und füllt sein Glas als
    letztes. Man hält die Flasche beim Eingiessen möglichst tief und legt
    dabei den Zeigefinger auf den Flaschenhals. Die Gläser werden nicht
    bis an den Rand gefüllt und die Flasche soll nicht näher als 1 cm an das
    Glas heranreichen. Wenn man die Flasche wieder hochhebt, dreht man
    sie ein wenig, damit der letzte Tropfen nicht herunterfällt. Ausserdem
    hat man eine Serviette in der Hand, um die Flasche abzutrocknen.
    Wir brauchen nicht zu betonen, dass man auf keinen Fall zwei
    verschiedene Weine aus dem gleichen Glas trinkt, auch wenn es sich
    um ähnliche Weinsorten handelt.
    TELLER UND BESTECKE
    müssen bei jedem Gang gewechselt werden. Wenn man nicht
    genügend Besteck hat, kann man schlimmstenfalls diese Regel
    übersehen. Die Teller müssen jedoch nach jedem Gang gewechselt
    werden, denn die Gäste sollen nicht den Geschmack des vorigen
    Gerichts noch mitkosten. Nach einem Fischgericht müssen die Bestecke
    und Teller auf jeden Fall gewechselt werden.
    BEDIENUNG OHNE PERSONAL.
    In einem Hause ohne Personal muss die Hausfrau geschickt planen.
    Sie soll sich ihren Gästen widmen und darf nicht immer wieder das
    abwesende oder nicht vorhandene Mädchen in der Küche ersetzen. Die
    Gäste könnten peinlich berührt sein, dass sie soviel Arbeit verursachen.
    Sie soll auch nicht ihre Gäste einspannen. Bei uns schickt es sich nicht,
    die männlichen Gäste zu den »Freuden des gemeinsamen
    Geschirrspülens« einzuladen. Wenn sich aber eine der Damen anbietet,
    der Hausfrau zu helfen, soll man ihr dieses Vergnügen nicht
    verwehren. Man bürdet ihr natürlich nicht die unangenehmsten und
    schwierigsten Arbeiten auf. Man wird sie nicht in der Küche mit
    Gläserwaschen und Besteckputzen beschäftigen.
    Die Speisen müssen so gewählt sein, dass die Hausfrau den Herd
    nicht ständig überwachen muss. Alles was zum Wechseln der Gedecke
    notwendig ist, steht im Esszimmer in greifbarer Nähe, so dass die
    Hausfrau zwischen jedem Gang nur einmal aufstehen muss. Man
    bedient in kleinerem Rahmen nicht in der gleichen Art wie wir es für
    das grosse Festessen schilderten. Die Hausfrau ersetzt nicht das
    Mädchen und reicht nicht die Platten jedem Gast. Man lässt vielmehr
    die Platten von Hand zu Hand gehen. Es wäre in diesem Fall
    lächerlich, die Rangordnung zu beachten, man beginnt lediglich bei
    der Ehrenperson, die dann die Platten ihrem Nachbarn reicht. Das
    gleiche gilt für das Einschenken des Weins. Wie schon erwähnt, darf
    auf dem Tisch aus ästhetischen Gründen keine Weinflasche stehen.
    Nur das Mineralwasser darf in seiner Originalflasche auf dem Tisch
    erscheinen, da es durch ein Umgiessen allzuviel von seiner prickelnden
    Eigenschaft verlieren würde. Bei Wein besteht diese Gefahr nicht. Die
    Versorgung der Gäste mit Wein ist wesentlich einfacher, wenn auf dem
    Tisch ein paar gefüllte Karaffen stehen. Dadurch muss man die Flasche
    nicht jedesmal über den ganzen Tisch reichen, wenn einer der Gäste
    sein Glas

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