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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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angelockt von der Aussicht auf Beute, schlossen sich dem erfolgreichen Befehlshaber an. Der Beutekrieg wurde zur Haupteinnahmequelle des Osmanen-Beyliks. Doch es war nicht Profitsucht allein, die das Heer zusammenhielt. Zur Rechtfertigung seiner Raubzüge bediente sich Osman einer gefährlichen ideologischen Waffe: der Idee des Dschihad. Zwar waren die türkischen Bewohner der Grenze oft nur relativ oberflächlich islamisiert, doch beim Kampf gegen das christliche Byzanz leistete die Rhetorik des Glaubenskriegs gute Dienste.
    Streiter für die »wahre Religion«
    Im Grenzgebiet zum christlichen Byzanz hatte der »Kampf auf dem Weg Gottes« bereits Tradition. Hier, an der Schnittstelle der beiden Weltreligionen, siedelten die muslimischen Gazi schon seit Jahrhunderten und kämpften gegen den christlichen Feind. Ein byzantinischer Beamter beschrieb sie als »Menschen, die unerbittlichen Hass auf die Römer [gemeint sind die Byzantiner] haben, die ihre Plünderungen genießen und sich an der Kriegsbeute erfreuen«. Doch auch das christliche Byzanz hatte seine Glaubenskrieger: die Akriten.
    Sie sahen sich ebenfalls als Streiter für die »wahre Religion«. Im Land der »Ungläubigen« gingen die Krieger beider Seiten auf Beutezug, raubten und mordeten – im Namen Gottes.

    »Bekämpfe die Ungläubigen und die Heuchler und behandle sie hart«, fordert der Koran. Die Verschmelzung religiöser und militärischer Motive passte perfekt zu den osmanischen Zielen.
    Doch obwohl die Osmanen sich schon früh zu »Gazi« (»Glaubenskriegern«) stilisierten, kämpften von Anfang an christliche Söldner für Lohn und Beute in den osmanischen Heeren; später verstärkten Soldaten aus den christlichen Vasallenstaaten des Balkans die Armee des Sultans. Erforderte es die Lage, so führten die Osmanen Krieg gegen ihre Glaubensbrüder und waren zeitweilig bereit, Bündnisse mit den »Ungläubigen« einzugehen. Sie praktizierten damit eine Form von »Realpolitik«, so der Historiker Klaus Kreiser, die ein typisches Element für die osmanische Herrschaft werden sollte.
    Im Jahr 1301 berichtet eine byzantinische Chronik von dem Gefecht zwischen einer byzantinischen Truppe und einem Heer türkischer Reiter, das von »Ataman« angeführt wurde. Es ist die erste historische Erwähnung des mythenumrankten Dynastiegründers Osman. Der Bey hielt sich in diesem Jahr für stark genug, um Byzanz selbst herauszufordern. Der renommierte türkische Historiker Halil Incalcic vermutet, dass eine osmanische Quelle aus späterer Zeit die türkische Reiterattacke auf die byzantinischen Truppen schildern könnte: »Die Gazi, den Namen Allahs rufend und sich Ihm anvertrauend, führten einen Überraschungsangriff aus, indem sie mit ihren Pferden, den Kopf voran, in die Reihen der Ungläubigen preschten. Indem sie viele mit dem Schwert töteten, lösten sie eine solche Panik unter den feindlichen Truppen aus und sorgten für ein solches Massaker, dass nur Gott die Zahl der Toten weiß.« Es war ein großer Sieg für Osman, der seinen Ruf als Heerführer und Streiter für den Glauben festigte.
    Als Osman 1324 starb, hatte er die Grundlagen für den, wie es der Historiker Josef Matuz formuliert, »kometenhaften Aufstieg« des Osmanischen Reiches geschaffen. Es umfasste jetzt ein Territorium von 18 000 Quadratkilometern, ein schlagkräftiges Heer, die Ansätze eines bürokratischen Systems – und Bauern, deren Arbeit all das ermöglichte. Auch die Idee der Expansion »im Namen Gottes« war bereits etabliert: »Erweitere ständig die Herrschaft durch den Dschihad«, gab Osman seinem Nachfolger mit auf den Weg. Die Osmanen waren bereit, den Kampf um das Erbe des dahinsiechenden Byzantinischen Reiches aufzunehmen.
    Vom Beylik zum Imperium
    Es ist ein Abend, an den sich byzantinische wie osmanische Soldaten lange erinnern werden. Für die Hochzeit seiner Tochter fährt der Kaiser von Byzanz, Johannes VI., noch einmal alles auf, was das alte imperiale Zeremoniell zu bieten hat: Vor den Toren der Stadt Selybria entsteht eine riesige hölzerne Bühne, verhüllt von einem Schleier aus goldbestickter Seide. Bei Einbruch der Nacht beginnen Trompeten und Flöten ihr Spiel, dann fallen die Vorhänge. Zum Vorschein kommt Theodora, die strahlend schöne Kaiserstochter, in ihrem prächtigen imperialen Ornat. Zu ihren Füßen knien Eunuchen, die mit Fackeln die feierliche Szene beleuchten. Die besten Redner des Reiches huldigen Theodora, dann wird für die griechischen und

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