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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Kopf nickte. Auch Laren war eine gute Reiterin. Nur Merrik und seine Leute machten keinen besonders glücklichen Eindruck. Voller Argwohn und Unruhe flogen ihre Blicke hin und her, als erwarteten sie jeden Augenblick, daß ein Ungeheuer aus dem Loch Ness auftauche und sie verschlinge.
    Ein Dutzend von Varricks Männern, die ihre Gesichter mit blauen Strichen und Kreisen bemalt hatten und in Bärenfelle gewandet waren, übernahmen die Nachhut. Varrick hatte erklärt, sie seien kriegerische Pikten, die ihm den Treueschwur geleistet hatten. Ihr Anführer Igmal sah furchterregend aus, hatte sehr weiße Zähne, ein blau bemaltes Gesicht und grinste ständig. Kiri kommandierte ihn herum, woraufhin er sein grimmiges Lächeln zeigte und die Kleine in die Luft warf. Welch ein Unterschied, dachte Cleve. Im Gegensatz zu der Festung, wo alle schwiegen, sah man hier draußen wenigstens ein gelegentliches Lächeln, das Kiri dem Mann entlockte. Ob Kiri, so fragte er sich, ihr unbeschwertes Lachen verlor, wenn sie hier länger lebten? Das würde er nicht zulassen.
    Chessa lenkte ihre Stute neben Cleves Hengst. »Sieh mal die Nebelbank, die direkt auf uns zukommt wie eine Hutwelle. Bald hat der Dunst alles eingehüllt mit seiner grauen Feuchtigkeit. Dieses Land ist wild und unberührt. An den Nebel im Sommer muß ich mich allerdings erst gewöhnen. Dann wieder dieses Grün, ein tiefes, sattes Grün wie in Irland, dort regnet es auch ständig.«
    »Gefällt es dir hier, Chessa? Kannst du hier heimisch werden?«
    »Ja. Ich finde das Land herrlich ungezähmt und wild. Dann wieder weiden Schafe und Kühe friedlich auf den grünen Hügeln. Und es gibt so viele Vögel, Cleve. Mirana wäre begeistert. Die meisten kenne ich nicht, aber ich werde sie kennenlernen und studieren, damit ich ihr von ihnen erzählen kann. Schottland ist ein wunderschönes Land. Und außerdem ist es jetzt unsere Heimat.« Sie schwieg, dann fügte sie hinzu: »Cayman spricht nicht mit mir. Argana und ihre drei Söhne auch nicht. Sie behandeln mich nicht schlecht, aber ich weiß, daß sie mich nicht hier haben wollen. Alle Frauen sprechen nur übers Kochen, Weben und Färben. Sie haben Angst vor Varrick.«
    »Du nicht.«
    »Nein, aber schließlich ist mein Vater der größte Zauberer, den die Welt je gesehen hat. Ich wäre feige, würde ich vor ihm Angst haben.«
    »Sag mir die Wahrheit, Chessa. Ist dein Vater wirklich ein Zauberer? Hat er König Sitric tatsächlich verjüngt? Ist er einfach verschwunden und hat dich dem König überlassen?«
    »Ich hätte es dir längst sagen sollen«, lächelte sie ihn treuherzig an, »aber ich habe es vergessen. Es ist so viel geschehen, seit wir zusammen sind. Außerdem durfte ich sehr lange nicht darüber sprechen. Merrik und Rorik kennen die Wahrheit, ebenso die Bewohner von Malverne und der Habichtsinsel. König Sitric ist mein Vater. Und zugleich ist er der Zauberer Hormuze. Er tötete den alten König und setzte sich an seine Stelle. Der einzige Zauber, auf den mein Vater sich beruft, ist sein scharfer Verstand. Er durchschaut die Menschen. Er wollte Mirana heiraten, weil sie meiner Mutter so ähnlich sieht. Da sie jedoch bereits mit Rorik verheiratet war, mußte mein Vater sich mit Sira begnügen und findet sie wunderbar. Vier Söhne hat sie ihm geschenkt, und dennoch haßt sie mich aus dem einzigen Grund, weil ich sie hasse.«
    »Die Ähnlichkeit zwischen Mirana und dir ist erstaunlich, wobei ihr euch eigentlich nicht in euren Gesichtszügen gleicht, aber in der Art, wie ihr beide lächelt oder den Kopf zur Seite neigt.«
    »Ja, niemand spricht je darüber. Es bleibt ein Geheimnis, das nur der mächtige Zauberer Hormuze enthüllen könnte. Daß Varrick sich für so großartig hält, finde ich lächerlich. Dein Vater belustigt mich, obwohl er auch gefährlich ist. Man sollte ihn nicht unterschätzen.«
    »Nein, das sollte man nicht. Aber du hältst ihn doch für mehr als gefährlich, stimmt's?«
    »Ja, aber ich kann es nicht wirklich erklären.«
    »Denk an diesen Burra, Chessa. Als ich ihn in der Hand hielt, war er so schwer, daß ich ihn kaum hochheben konnte. Als du ihn hieltest, war er leicht wie eine Feder. Und dann war er heiß und kalt. Das hat gewiß mit Zauberei zu tun. Mein Vater war begeistert von deiner Reaktion. Auch in seiner Hand war der Stab leicht. Es ist etwas Seltsames daran, so sehr es mir auch widerstrebt, es einzugestehen.«
    Sie runzelte die Stirn, den Blick auf den See gerichtet. Von dem glatten,

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