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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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bewegen.«
    Die Maschine erzeugte ein beängstigendes Geräusch. Gleich darauf wurde das Ganze noch einmal wiederholt. Valletta hörte nebenan eine Tür ins Schloss fallen. Er dac h te schon, der Arzt wollte ihn am Röntgenapparat erfrieren lassen, aber plötzlich stand Sägemüller in der Tür des Stra h lenraumes und lächelte.
    »Warten Sie draußen ein paar Minuten, oder wenn Sie Lust haben, sehen Sie mir beim Entwickeln der Bilder zu – vorausgesetzt, Sie halten Abstand.«
    Es war weniger das Interesse an der Medizintechnik, das den Banda-Koch-Korporal die zweite Option wählen ließ, als vielmehr ein latentes Misstrauen, das ihn bereits seit dem Anruf dieses Capitano Semperboni beschlichen hatte. Gespannt beobachtete er den Arzt beim routinierten U m gang mit den Chemikalien. Zuletzt badete der Film in einer klaren Flüssigkeit. Schon im roten Licht der Dunkelka m mer konnte Valletta das vergitterte Innere seines Brustko r bes sehen.
    Endlich klemmten die beiden Aufnahmen in einer Schi e ne vor einer Milchglasschreibe, die von hinten angeleuchtet wurde. Doktor Sägemüller betrachtete abwechselnd mal das eine, dann das andere Bild und war dabei unangenehm still.
    Schließlich hielt es Valletta nicht länger aus. »Können Sie irgendetwas Besonderes darauf erkennen, Dottore?«
    Der Arzt deutete mit einem Bleistift in den oberen Bil d rand. »Sehen Sie diese hellen Flecken hier?«
    Vallettas Herz begann wie wild zu pochen. Er nickte und hüstelte verhalten in die Hand.
    Der provisorische Zeigestock wanderte etwas tiefer. »Und was sehen Sie da?«
    Guido der Skorpion fühlte sich wie eine gewöhnliche Stubenfliege. »Sieht aus wie ein Netz. Wie ein verfilztes weißes Spinnennetz.«
    Der Arzt nahm den Blick von dem Röntgenbild und sah ihn mit versteinerter Miene an. »Ich muss Sie bitten, nebe n an zu warten, Signor Valletta, bis ein Sanitäter Sie in die Quarantänestation begleitet.«
     
    Der Geruch von Signora Tortora war stechend, auch ohne Mückenschutzmittel. Sosehr Nico die ruppige Witwe moc h te, war er doch froh, als er endlich auf ihre Dienste als K a takombenführerin verzichten konnte. Der unterirdische Z u gang mündete in den Keller des Palazzo Manzini. Nico hatte einige Mühe, die Tür zu öffnen. Das Schloss traf ke i ne Schuld; es war wie die meisten greisen Schließmech a nismen: ein wenig störrisch, aber am Ende doch gutmütig. Die schwere Truhe dagegen, die er zur Seite drücken mus s te, forderte von seiner ohnehin nicht reichlich bemessenen Kraft einen unverschämt hohen Tribut.
    Atemlos ruhte er sich zwei, drei Minuten in der Dunke l heit aus. Er fühlte sich erschöpft, und ihm war kalt. U n wirsch kratzte er sich am Bauch. Wenn alles glatt ging, dann konnte er sich in zwei, höchstens drei Stunden ins Bett legen, um die nächste Welle von Schüttelfrost und Fieber durch seinen Körper hindurchrollen zu lassen. Aber bis dahin musste die Malaria noch warten.
    Die fünfundzwanzig Kilometer vom Castello nach Nett u nia waren halsbrecherisch gewesen. Er hatte auf die Dienste von Albinos leuchtendem Auge verzichtet, um nicht die Aufmerksamkeit der deutschen Späher auf sich zu lenken. Westlich von Campomorto, am Rand des Padiglione-Waldes, unterbrach er seinen Höllenritt, um Bruno die von Dr. Sägemüller erhaltenen Unterlagen zu übergeben.
    »Jetzt bist du einer von uns«, sagte der Partisan.
    »Rede keinen Unsinn. Du hast mir geholfen und ich dir. Nun sind wir quitt.«
    »Du hast das Zettelchen vergessen.«
    »Keine Sorge. Die ›Post‹ wird vor Mitternacht ausgeli e fert. Aber danach ist Schluss.«
    »Mit diesem Wort wäre ich lieber vorsichtig, Nico. Wir befinden uns in einem Kampf, in dem es keine neutrale Ecke gibt. Du musst dich endlich entscheiden, auf welcher Seite du stehst.«
    »Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Bruno: auf meiner. Massimiliano Manzini muss für seine Schuld b ü ßen.«
    »Da sind wir einer Meinung. Aber es ist dir in mehr als fünf Jahren nicht gelungen, ihn unschädlich zu machen. Hilf mir, ihn zu bekommen, und wir machen kurzen Pr o zess mit ihm.«
    »Vom Standrecht halte ich gar nichts. Ich sorge auf meine Weise dafür, dass er sich in aller Öffentlichkeit für seine Übeltaten verantworten muss.«
    »So leicht lasse ich dich diesmal nicht aus der Pflicht, a mico mio. Nur mal angenommen, du scheiterst heute Abend – dann ist er der Gewinner. Willst du das wirklich zula s sen?«
    »Könnte dir doch nur recht sein. Sollte das geschehen, dann hast du

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