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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Talent …« Rocca lachte. »Das ist die Untertreibung des Jahres. Ein Kontaktgenie ist er!«
    »Aber wie sollten wir denn wissen …«
    »Das ›wir‹ streichen Sie besser, Marc. Sie sollten es wissen.«
    Das ›Sie‹ traf wie eine Speerspitze. Es verletzte nicht nur, es isolierte. Berg schluckte …
    Bohl schaltete sich ein, um ihm zu Hilfe zu kommen. »Nun, wir hatten ihn auch manchmal im Verlag. Er hat erstklassige Arbeiten abgeliefert, die wir auch abdruckten. Und was seine – hm – Kontaktfähigkeit angeht, wir sollten doch nicht vergessen: Hilper war früher bei anderen Vereinen. Und du kennst doch die Methoden, die die anwenden: › Flirty fishing ‹ zum Beispiel …«
    » Flirty fishing .« Rocca hatte die Hand flach auf dem Tisch, als wolle er die Platte eindrücken. »Genau sechsunddreißig Stunden hat er gebraucht, das haben wir nachgeprüft, um Jacqueline Duran so von sich einzunehmen, daß sie ihn in ihre Wohnung mitnahm. Und Jacqueline ist in Lausanne stellvertretende Chefarchivarin. Sie ist vierzig, also zwölf Jahre älter als er. Eine absolute Spitzenkraft. Und total loyal.«
    Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Er zermalmte sie buchstäblich.
    Sie sahen sich an. Keiner sagte einen Ton.
    »Was Hilper alles aus dem Archiv kopiert hat und ob er dabei auch den Code erwischt hat, wird noch geprüft. Diese neue elektronische Einbruchskontrolle registriert derartige Versuche. Wir sind dabei, das zu sichten. Die Ergebnisse kriege ich erst Ende nächster Woche. Aber ich halte es für absolut sinnlos, daß wir uns in diesem Punkt Illusionen machen.«
    »Und was ist mit Hilper?« Auch Tennhaff zündete sich eine Zigarette an.
    »Hilper?« Ted Rocca runzelte kurz die Stirn und warf ihm einen Blick zu. »Der ist jetzt nicht das Problem. Nicht länger. Es gibt ein anderes, viel dickeres, und die ganze Geschichte, die ich bisher erzählt habe, ist nichts als der Auftakt dazu … Diese Story ist nicht nur unglaublich, sie ist zum Verrücktwerden.«
    Wieder sein Obelisken-Blick. Und erneut dieses geduckte, ängstliche, ratlose Schweigen rund um den Tisch.
    »Hilper fuhr also mit dem ganzen geklauten Material – was heißt hier geklautes Material – mit unseren wichtigsten Daten, mit Informationen von einer unvorstellbaren Brisanz nach Hause, nach Bayreuth. Ganz gemütlich … Das konnte er, glaubte es zumindest, da er meinte, er hätte die Duran in der Tasche. Aber da hat er sich dann doch ein bißchen getäuscht. Jacqueline schöpfte Verdacht. Doch da waren schon zwei Tage vergangen. Als sie merkte, daß etwas schiefgegangen sein mußte, meldete sie uns den Vorfall sofort nach Cannero.«
    Die Stimmung im Raum war nicht nur gedrückt, sie war jetzt schwer wie Blei.
    »Ich schickte darauf von Cannero gleich zwei Leute los, Spezialisten von uns, die den Auftrag hatten, Hilper sofort aus dem Verkehr zu ziehen und das Material sicherzustellen. Zwei andere kamen aus Lausanne nach Bayreuth zur logistischen Unterstützung und um den Dreck aufzuwischen, der entstehen konnte.«
    Sie nickten wieder.
    Tennhaffs Hals wurde eng, der Mund trocken. Der Zigarettenrauch schmeckte bitter. Aus dem Verkehr ziehen … Dreck aufwischen … Wo bist du überhaupt hingeraten? – Zunächst hatte Rocca ihm imponiert, diese sachliche Kaltschnäuzigkeit, aber nun drängte sich Robert der Eindruck auf, als sitze er mit irgendwelchen Kapos in irgendeinem verqualmten Mafia-Hinterzimmer.
    »Wir waren doch …«
    »Natürlich war Schönberg näher, Marc. – Aber verdammt noch mal, wie soll man sich auf euch verlassen? Woher sollte ich die Garantie nehmen, daß irgendein Hilper-Freund dem Schwein nicht einen Tip gibt? Und jetzt komme ich zu dem Grund, weshalb ich hierher geflogen bin: Diese ganze Sauerei ist nur die Vorstufe. Es ist nämlich noch etwas viel Schlimmeres passiert … Am 14. fuhr Hilper nach Bayreuth. Zur selben Zeit haben unsere Leute aus Lausanne beobachtet, daß sich zwei Journalisten in Hilpers Haus Eingang verschafften. Und sie hatten es vermutlich ziemlich einfach: Hilpers Stiefvater hatte den Schlüssel. Wie auch immer, seitdem ist das Material verschwunden. Das ganze Archiv befindet sich in den Händen von zwei Journalisten, in den Händen von irgendwelchen Irren, die uns, wann immer sie wollen, das Dach über dem Kopf anzünden können!«
    »Und wer ist das?« fragte Rister. Er war jetzt aschfahl. Berg hing noch immer mit geschlossenen Augen und stumm wie eine Mumie in seinem Sessel.
    »Es handelt sich um

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