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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein? Sind Sie verrückt? Oder haben Sie sonst Probleme?«
    »Gute Frage.«
    Do wußte nicht, wer es gesagt hatte. »Gehen Sie mir aus dem Weg … Lassen Sie mich zu meinem Wagen, sonst …«
    »Sonst was, Frau Folkert?«
    Es war der rechte, der sprach. Die Sache wurde wirklich unangenehm. Zurück in die Halle und Seifert, den Portier alarmieren, das wäre eine Möglichkeit. Aber du bist doch andere Kaliber gewöhnt, Do, als diese drei Kacker mit ihren Schiffermützen hier.
    Sie umklammerte die Tasche in ihrer Hand. Sie wog ein gutes halbes Kilo. Do hob sie hoch.
    »Sie werden doch keine Dummheiten machen, Frau Folkert?« Der rechte. Er sprach, ohne die Kamera abzunehmen. »Sie sind sich doch über die Situation klar? Sie sind nun mal eine Persönlichkeit des öffentlichen Interesses. Und wir, was tun wir? Wir filmen Sie. Im Grunde ist das doch genau dasselbe, was Sie mit anderen machen, nicht?«
    »Hören Sie mit dieser Affenkomödie auf und verziehen Sie sich …« Das wollte sie sagen, doch ihr Kiefer begann unkontrolliert zu beben, und da war sie wieder, diese Schwäche, da waren die Krallen der Furcht, und da waren die Gedanken an alles, was heute geschehen war. Und mit dem Zittern ihrer Lippen kam die Lähmung, die jede Bewegung, jeden Willen erstickte.
    »Ich … ich werde …«
    »Ich werde?« Der rechte ließ die Kamera sinken. »Ich werde was?«
    Dann waren die Kameras plötzlich weg. Es gab ein kurzes, grunzendes Aufstöhnen, und einer der Männer kippte seitlich weg. Die Kamera hielt er fest, doch seine Mütze lag am Boden.
    Do beobachtete abwesend, wie er sich danach bückte und dabei die Kamera weit von sich spreizte. Und nun war ein neues Gesicht vor ihr, ein sehr vertrautes Gesicht und ein sehr vertrautes, grimmiges Grinsen. »Was soll denn das hier?«
    Tommi.
    Do schluckte vor Erleichterung.
    »Und heulen tust du auch noch? Haben die Herrschaften etwa …«
    »Hören Sie …«
    Tommi wirbelte herum. »Ich höre nicht.« Er hatte beide Hände in Schlagstellung. Er mochte tausendmal sechzig sein, er wirkte trotzdem überzeugend. »Sie interessieren mich nicht. Sie haben nur eines zu tun: abzuhauen, Leine zu ziehen, sich zu verpissen! Und das auf der Stelle.«
    »Und sonst?« höhnte der Typ, der bisher gesprochen hatte.
    »Sonst?« Tommi griff in seine Lederjacke und hielt das Handy in der Hand. Er hatte die Polizeinummer so schnell getippt, daß Do es nicht einmal beobachten konnte.
    »Reinecke. Ja – Parkplatz ›Heute‹-Verlag. Hier gibt's Probleme. Wie? – Ja – Ende.« Er starrte den Sprecher der Gruppe an. »Sonst? Das ›sonst‹ ist nicht mehr aktuell. Die Streife ist in zwei Minuten hier.«
    Sie sahen sich wortlos an. Dann drehten sie sich um, gingen zu ihrem Wagen, stiegen ein und fuhren weg …
    Der teure Protzbau des Verlagsgebäudes sah aus wie immer: Wolken spiegelten sich in seinen Fenstern, durch den Eingang marschierten Kunden und Personal. Auf der Straße donnerten die blauen Busse der Verkehrsgesellschaft vorüber, am Himmel zog ein Jet vier einsame Kondensstreifen … Wie immer, ja, wie immer …
    Tommi steckte zum zweiten Mal sein Handy in die Brusttasche.
    »Das waren vielleicht Clowns! Die Nummer ihres Schlittens habe ich gerade ans Präsidium durchgegeben. In zehn Minuten krieg' ich Bescheid.«
    »Das waren keine Clowns, Tommi.«
    »Sondern? Was läuft hier eigentlich?«
    Und so sagte Do ihm, was lief. Sie brauchte nicht viele Worte dafür. Sie ging die Liste durch wie bei einer Info-Konferenz in der Redaktion: Der Drohanruf am Morgen, der Autobahn-Zwischenfall, ihr Auftritt bei Engelmann und Schmidt-Weimar und der Brief der Anwaltskanzlei Fisher and Fisher aus Los Angeles wegen des Plagiat-Vorwurfs.
    Tommi sah sie nur an. Dann wischte er sich mit dem Handrücken quer über Mund und Bart.
    »Wo steht dein Wagen, Tommi?« fragte Do.
    Er wandte den Blick zu der schweren alten Harley Davidson, die am Ende der Fahrzeugreihe aufgebockt war.
    »Die Harley kann doch nicht ewig im Stall stehen. Die muß doch auch mal raus. Und heute gibt's 'n bißchen Sonne. Wieso gehen wir nicht in die Kantine oder setzen uns in deinen Wagen und sprechen das alles durch?«
    »In den Verlag gehe ich nicht zurück. Und in den Frontera setze ich mich nicht. Der existiert nicht mehr für mich.«
    »Weil du glaubst, daß da wieder so ein VW-Bus kommt?«
    »Und was glaubst du? Hast du noch immer nicht begriffen, Tommi? Das dauert doch sonst nicht so lange. Du weißt doch inzwischen, was das für ein

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