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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Laden ist. Sie haben alle Möglichkeiten … Denk an Schönberg. Denk an diesen Prospekt, den Perauer uns gezeigt hat. Und uns haben sie beide im Visier. Die glauben, wir hätten ihnen die allerwichtigsten Betriebsgeheimnisse geklaut … Begreif doch endlich!«
    »Was ich mich frage, ist, was all diese tollen Geheimnisse in Hilpers Bruchbude in Bayreuth zu suchen hatten.«
    »Das ist nicht unser Problem, Tommi …«
    »Nein?« sagte er. »Dann tu mir bitte trotzdem den Gefallen und setz dich in deine dämliche Affenschaukel, bis ich zurückkomme. Ich besorge uns einen anderen Wagen.«
    Sie setzte sich widerstrebend in den Frontera. Sie kramte das Handschuhfach durch, um die Dinge herauszufischen, die sie vielleicht benötigen könnte. Sie fand nichts als Papiertaschentücher, eine Stabtaschenlampe und einen Kamm. An der rechten Ecke des Kamms befand sich ein kleines ›K‹ aus Straß. Den Kamm hatte sie vor Jahren Kati geschenkt, und Kati hatte ihn wohl hier vergessen. Do sah ihre Tochter vor sich, wie sie vor dem Spiegel stand und mit entrückt andächtiger Miene ihr dichtes Haar kämmte.
    Do schloß die Augen. Auch an diesen Schmerz hatte sie sich schon gewöhnt.
    »He? Was ist denn?«
    Tommi! – Er hatte sich einen Schokoriegel quer zwischen die Zähne geklemmt und winkte ihr mit einem Schlüssel zu. »Wir fahren mit Lobkos Karre. Großzügig, wie er ist, hat er sie mir sofort gegeben, als ich ihm sagte, er könne meinen alten Golf haben.«
    Lobkowitz' Wagen war ein Audi 80. Und alt, uralt. Der grüne Lack war mit braunen Rostflecken gesprenkelt. Und dort, vor allem an den Türen, wo das viele Braun Otto wohl auf die Nerven gegangen war, hatte er eine graue Antirost-Paste darübergeschmiert. Aber das Ding lief. Er klapperte zwar ein wenig, als Tommi den Audi in den Verkehr des Mittleren Rings einfädelte, dann aber schnurrte er brav vor sich hin.
    Er wollte gerade auf die Überholspur wechseln, als sich der Summton des Handy meldete. Tommi hörte zu, was durchgegeben wurde, nickte, sagte »Ja« und steckte das Gerät zurück. Seine Kontakte mit der Polizei schienen fehlerfrei.
    »Und?« fragte Do.
    »Und? Was kannst du schon erwarten? Der Wagen ist nicht registriert. Die haben die Nummer gefälscht … Den Chrysler gibt's gar nicht.«
    Sie nickte nur und schielte schon wieder zum Rückspiegel hoch. Und dann vom Rückspiegel zum Außenspiegel. Kein neuer VW-Bus, kein Chrysler – doch was besagte das schon?
    »Was ist?« erkundigte Tommi sich.
    »Nichts.«
    Auch er warf jetzt einen Blick über die Schulter zurück. »Laß dich bloß nicht verrückt machen, Do.«
    Als ob das so einfach wäre! In welchen Horrorfilm war sie eigentlich geraten? Wer waren die Wahnsinnigen, die dazu das Drehbuch geschrieben hatten?
    »Alles, was recht ist: Die arbeiten mit Haken und Ösen«, hörte sie Tommi sagen. »Und sie halten sich wohl für unheimlich stark … Aber die können mich mal!«
    »Sie haben Kati.«
    Es war das Argument, das keinen Widerspruch zuließ. Tommi schwieg und fuhr weiter.
    Sie hatten die Grillparzerstraße erreicht und fuhren in Richtung Ostbahnhof.
    »Erinnerst du dich noch an diesen bombastischen GW-Prospekt, den uns der Stiefvater von Hilper …«
    »Perauer.«
    »Ja, den uns Perauer gezeigt hat. Da gab's doch eine Liste im Anhang? Eine Liste der Firmen, die zur GW gehören.« Sie nickte.
    »Schön. Ich hab' da ein paar Leute angerufen, um mich kundig zu machen. Ein Haufen Schrott, hab' ich noch gedacht, das Übliche, was bei solchen Sekten blüht: Alternativer Gartenbau, Immobilien, irgendwelcher Esoterik-Kram und Lebenshilfe natürlich, Lebenshilfe ohne Ende … Ja, von wegen! Ich hab' vielleicht gestaunt …«
    Do blieb unkonzentriert. Es herrschte so dichter Verkehr, es waren so viele Fahrzeuge, wie sollte sie herausfinden, ob ihnen jemand folgte? Was Tommi ihr gerade erklären wollte und was so staunenswert war, hatte sie ohnehin bereits vermutet.
    »Du, unter den europäischen und unter den amerikanischen Produktionsbetrieben wie unter den Serviceunternehmen befinden sich Firmen von internationalem Rang. Ganz dicke Brocken. Namen, die an der Börse gehandelt werden. Sogar Banken. Da wird Zaster bewegt. Unendlich viel Zaster.«
    Richtig. Unendlich viel Zaster! Es war Do, als blicke sie in eine nebelverhangene Landschaft, in der sich undeutlich, aber unabweisbar erste dunkle Konturen abzeichneten. Und nicht nur undeutlich – gespenstisch.
    »Sag mal, wo fahren wir eigentlich hin?« wollte Tommi

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