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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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fragte sie erneut.
    „Ganz offenbar haben sie einen Verdächtigen für das Verteilen meiner Flugblätter gefunden und der Volksverhetzung beschuldigt“, erklärte Robert. „Gefunden. Verhaftet. Angeklagt.“
    „Was? Sie haben dich in deiner Abwesenheit angeklagt?“
    „Nein, nicht mich.“ Seine Lippen wurden noch schmaler. „Der Mann, den sie haben, ist unschuldig, aber das wird sie nicht davon abhalten, die Sache weiter zu verfolgen. Vielleicht glauben sie, sie können mich in Verlegenheit bringen, ohne daran zu denken, dass sie das Leben eines Mannes zerstören, der immer mir immer schon überlegen war und es immer sein wird.“
    „Wer? Wer ist es?“
    Sein Gesicht verzog sich wie im Schmerz, und seine Hände umklammerten ihre. „Oliver Marshall“, sagte er. „Mein Bruder.“

Kapitel Dreiundzwanzig

    F ÜR DIE F AHRT IM E ILZUG VON P ARIS NACH B OULOUGNE reservierte Robert ein ganzes Abteil in der ersten Klasse. Nicht wegen des Luxus. Davon hätte er zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht viel mitbekommen. Es war schlichte Selbsterhaltung. Wenn er höfliche Konversation über seine Reise machen müsste, würde er das nicht überstehen. Stattdessen starrte er durch das Fenster auf die vorüberziehende Landschaft, während die Sonne immer höher stieg. Stunden vergingen.
    Er setzte sich nicht auf einen der bequemen Plätze, bediente sich nicht von den köstlich aussehenden und mit Früchten und Sahne überladenen Gebäckstücken, die Minnie für ihn bestellt haben musste. Auf ihr Drängen hin probierte er ein belegtes Brötchen, aber es schmeckte wie Asche, sodass er es nach einem Bissen zur Seite legte. Er stand vorne im Abteil, stützte sich mit einer Hand gegen die Wand und hielt mit der anderen seinen Zigarillo aus dem offenen Zugfenster.
    Er hatte schon vor einiger Zeit begriffen, dass er die Zigarillos als Vorwand nutzte, Gesellschaft zu meiden. Jetzt bildeten die feinen Rauchschwaden, die ins Abteil drangen, eine weitere Barriere, eine Art Nebelwand zwischen ihm und seiner Frau. Er nahm einen Zug, und der Rauch war in seiner Lunge scharf und bitter, eine passendere Strafe für das, was er zugelassen hatte, als seine eigenen Schuldgefühle.
    Schließlich hatte er gewusst, dass Stevens einen Sündenbock wollte. Er hatte es gewusst, und in seiner Hast – und Lust – der Hochzeit hatte er die Sache bis zu seiner Rückkehr aufgeschoben. Er hatte gedacht, er hätte genug Zeit, sich damit zu befassen.
    Die Meilen ratterten vorüber, nur von seiner Taschenuhr und den Dörfern, an denen sie vorbei fuhren, gezählt. Stunde um Stunde verstrich, immer nur unterbrochen von dem Quietschen der Bremsen und dem Pfeifen des Zuges an den wenigen Bahnhöfen, in denen der Eilzug anhielt. Erst ließen sie Beauvais, dann Amiens hinter sich. Als der Zug dann die Buchen mit der silbrigen Rinde im Wald von Crécy erreichte, wagte es seine Frau, den finsteren Blicken zum Trotz zu ihm zu kommen.
    „Weißt du“, sagte sie und stellte sich neben ihn an die vorderste Wand, „dagegen zu drücken lässt den Zug auch nicht schneller fahren.“
    „Nein?“ Er schnippte die Spitze seines Zigarillos aus dem Fenster und beobachtete, wie die Glut nach einem letzten Aufglühen im Fahrtwind zerstob. „Aber es macht ihn auch nicht langsamer. Nicht, dass ich es bemerken könnte.“
    Sie blickte weg. Mit ihren Fingern trommelte sie auf die Fensterscheibe, und sie schob ihr Kinn vor.
    Eine dritte Strafe, dieses leichte Zurückziehen, eine, die mehr schmerzte als der Rauch, den er einatmete.
    Auf diese Weise strafst du sie auch. Seine Hand ballte sich zur Faust, und er schüttelte den Kopf.
    Sie sagte nichts. Der Zug fuhr eine Kurve, und er stützte sich mit einer Hand an der Zugwand ab. Das protestierende Kreischen der metallenen Gelenkverbindungen übertönte alles. Die Geräusche der Zugfahrt, das Klackern der Räder auf den Schienen bei etwas mehr als fünfzig Kilometern pro Stunde übertönte jede andere Antwort, die sie ihm vielleicht gegeben hätte.
    Nicht einmal eine Woche verheiratet, und er verdarb es. Er wollte … so viel. Nicht nur eine Ehefrau dem Namen nach, sondern eine richtige Familie. Jemand, der sich für ihn entschied.
    Ein dummer verfluchter Traum war das. In eben diesem Augenblick hätte er sich auch nicht für sich entschieden. Er schnippte noch einmal gegen den Zigarillo und sah der orangefarbenen Glut nach.
    Und da spürte er, wie sie von hinten einen Arm um seine Mitte legte. Sie sagte nichts, drückte sich nur an

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