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Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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versuchten, aus der Kathedrale zu fliehen. Weitere Gesteinsbrocken stürzten herab und begruben einige der Gäste unter sich. Die großen Glasfenster zerbarsten und überschütteten die Menschen mit einem tödlichen Splitterregen. Schreie gellten in meinen Ohren.
    Ich stemmte mich gegen den Sargdeckel und hörte ein leises Knirschen. Die Enge des Sarges behinderte meine Bemühungen, aber ich verstärkte meine Anstrengungen noch. Immer mehr Trümmer brachen aus der Decke. Über kurz oder lang würde einer auch den Sarg treffen und mich zermalmen, wenn es mir nicht gelang, hier heraus zu kommen.
    Wieder hörte ich etwas knirschen. Es klang wie Musik in meinen Ohren, aber die Schrauben hielten auch weiterhin fest. Auf diese Art konnte ich mich nicht befreien.
    Mir kam ein anderer Gedanke. So weit ich konnte, zog ich die Beine an und stieß sie ruckartig vor. Das Holz am Sargende splitterte, hielt aber noch.
    Die Angst verlieh mir Riesenkräfte.
    Noch einmal trat ich zu und noch einmal und noch einmal, bis ich keinen Widerstand mehr traf. Wie ein Aal schlängelte ich mich aus dem Sarg. Ein kleines Steinchen traf mein Bein. Ich hielt die Luft an und krampfte vor Entsetzen die Fäuste zusammen, in dem sicheren Glauben, binnen der nächsten Sekunde würde ein mindestens hundertmal größeres Geschoß folgen.
    Aber nichts geschah, und nach einigen Sekunden konnte ich vollends aus der Totenkiste herauskriechen.
    Ein Bild des Schreckens bot sich mir.
    Ich hatte Schlimmes erwartet, aber was ich sah, übertraf an Grauen alles, was ich mir ausgemalt hatte.
    Fast die Hälfte der Gäste lagen auf dem Boden, begraben unter riesigen Gesteinsbrocken oder erschlagen von den Scherben der großen bunten Kirchenfenster.
    Die Überlebenden drängten sich vor dem Portal oder taumelten auf der verzweifelten Suche nach einem anderen Ausgang in der Halle umher. In ihrer Panik behinderten sie sich gegenseitig. Jeder wollte der erste sein, der die einstürzende Kathedrale verließ, um wenigstens sein eigenes Leben zu retten. Die Frauen und die wenigen Kinder wurden achtlos niedergetrampelt.
    Der Anblick ließ meinen Magen rebellieren; lähmende Übelkeit würgte mich.
    Ein Beben durchlief den Boden und riß mich von den Füßen.
    Ich schrie, schürfte mir beim Sturz Knie und Handflächen auf und quälte mich wieder auf die Beine. Staub drang in meine Kehle und legte sich schwer auf meine Lunge. Ich hustete und spuckte. Meine Augen brannten.
    Verzweifelt schaute ich mich nach einem Fluchtweg um. Immer rascher stürzte die Kathedrale ein. Das Kuppeldach bestand nur noch aus gezackten Trümmerstücken, die von den stählernen Trägern gehalten wurden; wie ein bizarr ausgefranstes Leichentuch spannte es sich über der Halle. Durch die Löcher war der Himmel zu sehen.
    Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis es sich völlig aus seiner Verankerung lösen und herabbrechen würde.
    Auch in den Wänden zeigten sich jetzt erste Risse, die sich in rasendem Tempo ausbreiteten. Mit peitschendem Knall explodierte eine der Marmorsäulen, die das Dach stützte.
    Wieder sackte die Kuppel ein Stück ab. Weitere Trümmer regneten herab und begruben mehr als ein Dutzend Menschen unter sich.
    Hinter dem Altar gab es noch eine kleine Tür, die wohl in die Sakristei führte, aber auch dort hatte sich bereits eine Menschentraube gebildet. Ich sah, wie eine Frau von einem Steinbrocken am Kopf getroffen wurde und zusammenbrach. In ihren Armen wimmerte ein Kind. Ich hob es auf und preßte es an mich.
    Nicht weit von mir entdeckte ich mit einem Mal Rowlf. Auch er hatte mich entdeckt und eilte auf mich zu. Wie ein Schaufelbagger bahnte er eine Gasse für sich und Howard, der direkt hinter ihm folgte.
    Ein Warnschrei blieb mir im Hals stecken. Ich sah, wie eine der mehr als dreifach mannsdicken Säulen sich neigte. Als Rowlf die Gefahr erkannte, war es bereits zu spät, um noch zu reagieren. Die Säule stürzte genau auf ihn und Howard herab.
    Ich schlug die Hand vor die Augen, um ihren Tod nicht mitansehen zu müssen. Mein Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch kein Laut kam über meine Lippen. Schmerz und Verzweiflung schnürten mir die Kehle zu.
    Ich vergaß das um mich herum tobende Inferno. Der Tod meiner einzigen Freunde war mehr, als ich ertragen konnte. Zitternd blieb ich stehen und wartete auf das Ende.
    Ein Stein traf meine linke Schulter, schleuderte mich zu Boden und lähmte meinen Arm. Ich spürte den Schmerz kaum und quälte mich wieder auf die Beine.
    Im

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